Ich gehoere zu dir
Abendessen ging der Mond auf und schien so hell, dass ich draußen alles gut sehen konnte. Die Luft roch nach Kaminfeuer. Ethan war müde und ging früh zu Bett, aber ich zwängte mich noch einmal durch die Hundeklappe nach draußen und hielt die Nase in die leichte Brise. Die ungewöhnliche Helligkeit und die frische Luft machten mich ganz munter.
Der Schnee war zu einem großen Haufen zusammengeweht worden, der sich am Gartenzaun sammelte, und es war ein großer Spaß, diesen Haufen zu erklimmen und auf der anderen Seite des Zauns herunterzuspringen. Es war die perfekte Nacht für ein Abenteuer. Zuerst ging ich zu Chelseas Haus, um zu sehen, ob Duchess mitmachen würde, aber außer einem ziemlich frischen Urinfleck im Schnee war von ihr nichts zu sehen. Ich hob mein Bein an der gleichen Stelle, um sie wissen zu lassen, dass ich an sie dachte.
Wenn ich nachts unterwegs war, bewegte ich mich meist am Bach entlang und dachte an die Jagd mit Schwesterchen und dem Schnellen, als wir noch Welpen waren und die Welt ganz aufregend roch. Aber wegen des tiefen Schnees musste ich mich heute an die geräumten Straßen halten und lief in jede Einfahrt, um an dem Spalt zwischen Garagentor und Pflastersteinen zu schnüffeln. Manche Leute hatten die Bäume, die sie sich um diese Jahreszeit ins Wohnzimmer stellten, schon wieder ins Freie geschleift, aber bei uns stand er noch an dem Fenster, das zur Straße rausgeht, und war mit irgendwelchem Kram und Lichtern behängt, nach denen Felix gern schnappte. Wenn ich in den Einfahrten der Nachbarn an so einen Baum kam, setzte ich meine Duftmarke darauf, und da es sehr viele Bäume gab, die ich auf diese Weise bearbeiten musste, war ich lange unterwegs. Hätte es nicht so viele dieser Bäume auf meinem Weg gegeben, deren Duft mich anlockte, wäre ich vielleicht eher nach Hause zurückgekehrt und hätte verhindern können, was dann passierte.
Die Scheinwerfer eines herannahenden Wagens schienen mir frontal ins Gesicht, und der Wagen verlangsamte die Fahrt. Sein Geruch erinnerte mich an Moms Wagen, wenn sie und Ethan mich suchen kamen, weil ich gerade wieder mal ein längeres Abenteuer unternahm, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ich senkte den Kopf und trottete heim.
Als ich den freigeschaufelten Gehweg vor unserem Garten erreichte, merkte ich gleich, dass etwas nicht stimmte. Es waren sogar mehrere Dinge, die nicht stimmten.
Die Haustür stand offen, so dass es hier draußen so roch wie sonst nur im Haus. Das Gebläse der Heizung beförderte den Geruch mit einem kräftigen Schwall in die frostige Luft. Aber ich konnte auch etwas Chemisches riechen, etwas Stechendes, das mir bekannt vorkam. Wenn wir auf einer Autofahrt an einem merkwürdigen Laden anhielten, wo Ethan sich mit einem dicken schwarzen Schlauch hinten an den Wagen stellte, roch es genauso. Jemand kam aus dem Haus auf die Straße, und zuerst hielt ich ihn für Ethan. Doch dann schüttete er eine Flüssigkeit mit dem gleichen chemischen Geruch in die Büsche am Gartenzaun, und ich erkannte ihn.
Todd! Er trat drei Schritte zurück, holte ein Stück Papier aus seiner Jackentasche und zündete es an. Eine Flamme flackerte auf und erhellte sein versteinertes Gesicht. Dann warf er das brennende Papier ins Gebüsch, eine blaue Flamme züngelte auf, und alles begann laut zu knistern.
Todd konnte mich nicht sehen, denn er beobachtete das Feuer. Ohne zu bellen oder zu knurren, rannte ich wütend auf ihn zu und sprang ihn so gezielt an, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes getan, als Menschen anzugreifen. Ich fühlte mich so stark und mutig wie ein Rudelführer.
Jegliche Scheu, Menschen anzugreifen, war wie weggeblasen, denn ich wusste, dass Todd dem Jungen und der Familie Schaden zufügen wollte, und davor musste ich sie schützen. Das war meine wichtigste Aufgabe im Leben.
Todd schrie auf, fiel hin und trat nach meinem Kopf. Ich biss ihm in den Fuß und hielt ihn fest, und Todd schrie vor Schmerz laut auf. Seine Hose riss, er verlor einen Schuh, und ich schmeckte Blut. Er trommelte mit den Fäusten auf mich ein, aber ich behielt seinen Fuß fest im Maul. Gleichzeitig warf ich den Kopf hin und her und spürte, wie sein Gewebe noch stärker zerfetzt wurde. Ich war so wütend, dass es mir nichts ausmachte, das ganze Maul voller Menschenfleisch und Blut zu haben.
Plötzlich erschreckte mich ein durchdringendes Geräusch, und als ich mich zum Haus umdrehte, gelang es Todd, seinen Fuß freizubekommen. Zu meinem
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