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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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denn obwohl ich gar nichts falsch gemacht hatte, fühlte ich mich irgendwie ertappt.
    »Guten Morgen, Bailey«, sagte sie. Dann sah sie das Fleisch und fragte: »Was ist das?«
    Sie beugte sich vor, um das Fleisch genauer anzusehen, und ich rollte mich auf den Rücken, damit sie mir den Bauch kraulen konnte. Ich hatte mir dieses Fleisch schon die ganze Nacht lang angesehen, jedenfalls kam es mir so vor, und ich war ziemlich erschöpft und wollte mich vergewissern, dass ich alles richtig gemacht hatte, obwohl ich nicht recht begriff, worum es eigentlich ging. Aber dass hier irgendwas nicht stimmte, spürte ich, und deswegen hatte ich freiwillig auf die an sich willkommene Extraportion verzichtet.
    »Wo kommt das her, Bailey?« Mom streichelte mir über den Bauch, nahm das Fleisch vom Boden und sagte: »Igitt!«
    Ich setzte mich erwartungsvoll auf. Wenn sie mir das Fleisch füttern wollte, bedeutete es, dass es in Ordnung war. Doch sie machte kehrt und brachte es ins Haus. Ich kam mit dem Hinterteil hoch und sah ihr enttäuscht nach, denn jetzt, da Mom mir das Fleisch wegnahm, änderte ich meine Meinung und wollte es haben!
    »Pfui, Bailey! Das kannst du doch nicht fressen, was immer es sein mag«, sagte sie und warf das Fleisch in den Mülleimer.
    Hannah saß auf meinem Sitz, als wir wieder zu den riesigen silbernen Schulbussen fuhren, und sie und Ethan ließen mich im Wagen allein, als sie ausstiegen und sich endlos umarmten. Als der Junge zurückkam, war er traurig und einsam, und ich legte ihm den Kopf auf den Schoß, statt die Nase in den Wind zu halten.
    Das nächste Mal kam das Mädchen zu Besuch, als die Familie drinnen um einen Baum herumsaß und buntes Papier zerriss, weil sie mal wieder Fröhliche Weihnachten feierten. Sehr zu meinem Missfallen schenkte Ethan seiner Mom einen schwarz-weißen Kater namens Felix. Er war noch ganz klein und hatte keine Manieren. Andauernd stürzte er sich auf meinen Schwanz, und wenn ich mich hinsetzte, kam er hinter der Couch hervorgeschossen und attackierte mich, indem er mich mit seinen winzigen Pfoten bearbeitete. Als ich mit ihm spielen wollte, wickelte er seine Pfoten um meine Nase und biss mit seinen kleinen scharfen Zähnen hinein. Hannah schenkte dem Kätzchen viel zu viel Aufmerksamkeit, dabei kannte ich sie doch viel länger und war ganz klar das Haustier Nummer eins. Außerdem hatten Hunde wichtige Aufgaben, wie etwa zu bellen, wenn es an der Haustür klingelte, während Katzen völlig nutzlose Kreaturen waren.
    Wenigstens eines konnte das Kätzchen nicht: aus dem Haus gehen. Der Erdboden war dick mit Schnee bedeckt, und als Felix es einmal wagte, eine Pfote in das weiche Zeug zu setzen, drehte er sofort wieder um und raste ins Haus zurück, als hätte er sich verbrannt. Als Hannah und Ethan im Garten einen dicken Schneehaufen auftürmten und einen Hut draufsetzten, war nur ich bei ihnen. Der Junge balgte mit mir und zog mich durch das weiße Zeug, und ich ließ mich von ihm einfangen, weil es so schön war, wenn er die Arme um mich legte, so wie früher, als er noch kleiner war.
    Als wir Schlittenfahren gingen, saß Hannah hinter ihm, und ich rannte nebenher, bellte und schnappte nach den Handschuhen des Jungen.
    Eines Nachmittags schien die Sonne, und die Luft war so kalt und rein, dass ich sie bis tief in die Kehle hinein spüren konnte. Alle Kinder der Nachbarschaft waren zum Schlittenfahren auf den Hügel gekommen, und Hannah und Ethan gaben den jüngeren Anschwung, wenn sie nicht gerade selbst hinuntersausten. Mir wurde es bald zu viel, andauernd hinauf- und hinunterzurennen, deshalb saß ich am Fuße des Hügels, als Todd angefahren kam.
    Er sah mich an, als er aus dem Wagen stieg, sagte aber nichts und streckte auch nicht die Hand aus. Ich blieb auf Distanz.
    »Linda! Du sollst nach Hause kommen«, rief er, und der Atem schoss ihm wie eine Dampfwolke aus dem Mund.
    Linda war mit drei kleinen Freundinnen auf dem Hügel und rutschte auf einem tellerförmigen Schlitten langsam herunter. Ethan und Hannah sausten an ihr vorbei und lachten.
    »Ich will aber nicht!«, rief Linda.
    »Komm schon! Mom will es so.«
    Ethan und Hannah waren unten angekommen und purzelten vom Schlitten. Sie kugelten sich durch den Schnee und lachten. Todd beobachtete sie.
    Ich spürte, dass plötzlich etwas aus seinem Inneren an die Oberfläche kam. Es war keine Wut, sondern etwas Schlimmeres, etwas Dunkles, ein Gefühl, das ich noch bei keinem Menschen wahrgenommen hatte. Es war ganz

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