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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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Leine.«
    Ich achtete gar nicht auf Vernon, als er wegging, sondern konzentrierte mich auf die Frau. Ich roch ihre Angst, obwohl der Geruch der Chemikalien so stark war wie das Zeug, mit dem mich das Stinktier damals angespritzt hatte. Maya ließ mich von der Leine. »Ellie, was macht Vernon? Wo geht er hin?«
    »Hey, Ellie! Hierher!«, rief Vernon. Er lief die Straße hinunter, und ich schaute ihm nach. Ich wäre ihm ja gern hinterhergelaufen und hätte auch gern mit ihm gespielt, aber ich musste arbeiten und drehte mich wieder zu dem zerstörten Haus um. »Nein, Ellie!«, rief Maya.
    Bei Jakob hätte ich nicht eine Sekunde gezögert, wenn er »Nein« gesagt hätte, und wäre sofort stehen geblieben, aber Mayas Ton war weniger scharf, wenn sie Befehle gab. Mit dem Kopf voran tauchte ich in den kleinen Hohlraum neben dem Toten und tastete mich vorsichtig weiter. Ich trat in eine ätzende Flüssigkeit, und der Geruch der Chemikalien wurde so stark, dass ich nichts anderes mehr riechen konnte. Ich musste an das Rettungsspiel denken, das ich mit Ethan im Ententeich gespielt hatte: Selbst unter Wasser hatte ich ihm folgen können, solange ich nur eine winzige Spur seines Geruchs ausmachen konnte.
    Ich konnte kaum noch atmen, aber ich arbeitete mich weiter vor. Als ich einen Luftzug spürte, zwängte ich mich durch ein Loch, das in einen engen Schacht führte. Der Luftzug brachte mir etwas Erleichterung, aber meine Nase brannte trotzdem ganz fürchterlich, und dann spritzte mir die ätzende Flüssigkeit auch noch an die Schnauze.
    Gleich darauf sah ich eine Frau, die zusammengekauert in dem Schacht lag und sich ein Tuch ans Gesicht presste. Mit großen Augen sah sie mich an.
    Ich bellte, weil ich nicht zu Maya zurückkehren konnte, um sie zu alarmieren.
    »Ellie!«, rief Maya und hustete.
    »Komm zurück, Maya!«, sagte Vernon.
    Ich bellte immer weiter.
    »Ellie!«, rief Maya wieder. Sie schien näher zu kommen. Auch die Frau hörte sie und fing an, um Hilfe zu schreien.
    »Da drinnen ist jemand!« rief Maya. »Jemand, der noch lebt!«
    Ich setzte mich neben die Frau und wartete geduldig. Ich spürte, wie sich ihre Panik langsam in Hoffnung verwandelte. Und dann leuchtete ein Mann mit Helm und Schutzmaske in den Schacht, und der Strahl seiner Taschenlampe huschte über die Frau und mich hinweg. Meine Augen tränten, meine Nase lief, und mein ganzes Gesicht brannte, seit ich Spritzer von der Flüssigkeit abbekommen hatte. Ich hörte, dass jetzt gegraben und gehämmert wurde, und die Geräusche hallten in dem Schacht wider. Schließlich drang von oben helles Tageslicht herein, und ein Mann ließ sich an einem Seil zu uns herab.
    Die Frau schien noch nie geübt zu haben, wie man sich von einem Seil in die Höhe ziehen ließ, und sie hatte große Angst, als ein Feuerwehrmann sie festschnallte und ins Freie hievte. Ich dagegen hatte dieses Manöver schon oft trainiert, so dass ich ohne zu zögern in die Schlaufen des Rettungsseils stieg, als ich an der Reihe war. Maya wartete oben auf mich und war sehr erleichtert, als man mich aus dem Loch zog, das die Männer in die Wand geschlagen hatten. Doch als sie mich dann sah, schlug ihre Erleichterung in Entsetzen um.
    »O mein Gott, Ellie, deine Nase!«
    Zusammen rannten wir zu einem Feuerwehrwagen, wo Maya einen Feuerwehrmann ganz gegen meinen Willen dazu brachte, mir ein Bad zu verpassen. Es wurde aber nicht ganz so schlimm, denn es war nur eine Art Spülung. Kaltes Wasser floss über meinen Kopf und linderte das Brennen in meiner Nase.
    Noch am selben Tag flogen Maya und ich wieder mit Hubschrauber und Flugzeug zurück, und dann fuhren wir zu dem netten Mann in dem kühlen Zimmer. Inzwischen wusste ich, dass er Tierarzt hieß. Er schmierte mir eine Salbe auf die Nase, die furchtbar roch, aber sehr guttat.
    »Was war es denn? Eine Säure?«, fragte der Tierarzt.
    »Wir wissen es nicht. Wird sie sich erholen?« Ich spürte Mayas Liebe und Besorgnis und schloss die Augen, als sie mir den Nacken streichelte. Ich hätte ihr so gern gezeigt, dass die Schmerzen schon gar nicht mehr so schlimm waren.
    »Wir müssen aufpassen, dass sich nichts entzündet, aber eigentlich sehe ich keinen Grund, warum sie sich nicht schnell erholen sollte«, sagte der Tierarzt.
    Ungefähr zwei Wochen lang rieb Maya mir die wohltuende Salbe auf die Nase. Emmet und Stella schauten von der Arbeitsplatte in der Küche aus zu und schienen das ziemlich komisch zu finden. Aber das war noch gar nichts gegen

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