Ich gehoere zu dir
aus meinen früheren Erfahrungen eines gelernt hatte, dann das: Leute, die einen Wurf Welpen besaßen, mochten die jungen Hunde sehr gern, aber nicht genug, um sie zu behalten.
Aber ich irrte mich. Im Laufe der folgenden Wochen wurden die meisten meiner Brüder und Schwestern von irgendwelchen Leuten abgeholt. Bald waren nur noch drei von uns übrig. Meine neue Mutter war darüber sehr traurig, aber sie fand sich damit ab. Sie säugte uns nicht mehr, aber sie senkte liebevoll den Kopf, wenn einer von uns zu ihr kam, um sie abzuschlecken. Anscheinend erlebte sie das alles nicht zum ersten Mal.
Auch in den nächsten Tagen kamen einige Menschen zu Besuch und spielten mit uns. Sie steckten uns in Kissenbezüge, rasselten mit Schlüsseln und warfen Bälle ganz dicht an unseren Nasen vorbei, um zu sehen, wie wir reagierten. Ich fand ihr Verhalten ziemlich unangemessen, denn immerhin waren wir noch Welpen. Aber den Leuten schien es sehr ernst zu sein.
»Ein Haufen Geld für so einen kleinen Hund«, bemerkte ein Mann zum Colonel.
»Sire hat zweimal das Nationale Jagdrennen gewonnen, die Mutter ist auf sechs Hundeschauen ausgezeichnet worden und war zweimal Siegerin. Ich denke also, dass sie ihren Preis wert sind«, erwiderte der Colonel.
Die Männer schüttelten einander die Hand, und dann waren nur noch meine Mutter und die Schwester übrig, die ich für mich den Hüpfer nannte, weil sie sich ständig mit einem Satz auf mich stürzte. Da ich ihr nun als letztes Geschwisterchen geblieben war, wurde es mit der Springerei noch schlimmer, und um sie abzuwehren, balgte ich mich oft mit ihr herum. Der Colonel bemerkte meine erhöhte Aktivität und schien darüber sehr erleichtert zu sein.
Dann wurde der Hüpfer von einer Frau abgeholt, die nach Pferden roch, und ich blieb als Einziger übrig. Endlich hatte ich meine Ruhe.
»Ich muss mit dem Preis heruntergehen«, sagte der Colonel einige Tage darauf. »Eine Schande ist das.« Ich hob weder den Kopf, noch lief ich zu ihm, um ihm zu zeigen, dass er meinetwegen nicht enttäuscht zu sein brauchte, denn das schien er zu sein.
Um die Wahrheit zu sagen: Ich war total deprimiert. Ich konnte einfach nicht verstehen, was mit mir geschah und warum ich wieder ein Welpe sein sollte. Die Vorstellung, noch mal ein Training durchlaufen zu müssen, von jemand anders als Maya oder Jakob Such zu lernen und ein völlig anderes Leben zu führen, machte mich völlig fertig. Ich kam mir vor wie ein böser Hund.
Wenn Leute zu Besuch kamen, lief ich nicht zu ihnen an den Zaun, nicht mal, wenn sie Kinder dabeihatten. Auch dazu hatte ich keine Lust mehr. Ethan war das einzige Kind, das für mich je gezählt hatte und je zählen würde.
»Was hat er bloß? Ist er krank?«, hörte ich eines Tages einen Mann fragen.
»Nein, er hat einfach nur gern seine Ruhe«, erwiderte der Colonel.
Der andere Mann kam in den Zwinger und hob mich hoch. Er hatte helle blaue Augen und sah mich freundlich an. »Du bist ein kleiner Melancholiker, was?«, sagte er. Ich spürte sein Interesse und wusste plötzlich, dass ich den Zwinger noch heute mit ihm verlassen würde. Ich ging zu meiner neuen Mutter hinüber und leckte ihr zum Abschied übers Gesicht. Auch sie schien es zu wissen, und sie stupste mich liebevoll mit der Nase an.
»Ich gebe Ihnen zwei-fünfzig«, sagte der Mann mit den blauen Augen, und der Colonel wich erschrocken zurück.
»Was? Der Stammbaum dieses Welpen …«
»Ich weiß. Ich habe Ihre Annonce gelesen. Hören Sie, er soll für meine Freundin sein. Sie geht mit ihm nicht jagen, sie möchte einfach nur einen Hund haben. Sie sagten, Sie seien bereit, mir entgegenzukommen. Verständlicherweise. Denn wenn Sie als Züchter immer noch auf einem Hund sitzen, der bereits drei Monate alt ist, muss es ja wohl einen Grund geben, warum die Leute ihn nicht kaufen wollen. Sie selbst wollen ihn ja auch nicht behalten. Ich könnte mir natürlich auch einen Labrador im Internet besorgen, kostenlos. Aber ich denke, dass dieser hier Papiere und einen glaubwürdigen Stammbaum hat, und das ist mir zweihundertfünfzig wert. Oder haben Sie Interessenten, die Ihnen mehr bieten? Das würde mich überraschen.«
Kurz darauf setzte mich der Mann auf den Beifahrersitz seines Wagens. Er schüttelte dem Colonel die Hand, der mich gehen ließ, ohne sich von mir zu verabschieden. Der andere Mann überreichte dem Colonel ein Stück Papier. »Wenn Sie mal eine Luxuslimousine brauchen, komme ich Ihnen ebenfalls entgegen. Rufen
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