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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bin heute auf meinem Zimmer, Dr. Détouche«, sagte er in dem dienstlichen Ton des stellvertretenden Chefs. »Ich bleibe in der Klinik, aber ich möchte nur im allerdringendsten Notfall gestört werden.«
    »Sehr wohl, Herr Oberarzt«, ertönte Dr. Détouches Antwort aus dem Tischlautsprecher. »Und bei Einlieferung von Privatpatienten?«
    »Auch dann nur, wenn das wachhabende Team nicht klar kommt.« Er schaltete das Mikrofon aus und blickte zu mir herüber. »Wir werden unseren Champagner in aller Ruhe genießen können, Gisèle.«
    In aller Ruhe, dachte ich. Wie kannst du jetzt noch von Ruhe sprechen, Kerl? Ich brenne! Siehst, fühlst, begreifst du das nicht: Ich brenne! Ich sehne mich nach dir, wie … wie … wie eine Wüste nach einem großen Regen!
    Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Ich wußte, es war dumm, so etwas zu denken. So etwas Kitschiges. Die Sehnsucht der Wüste nach dem großen Regen! Ich ärgerte mich und klinkte die Tür auf, als sei ich die Dirne, die zum Bett einlädt.
    Gaston knipste alles Licht in Bocchaninis Zimmer aus und kam dann nach, hinaus auf den Gang.
    »Weißt du, wo mein Zimmer ist?« fragte er.
    »Nein.«
    »Dann gehe ich voraus, und du folgst mir in Sichtweite.«
    Ich lächelte mokant. Der große Moralist! Wenn bloß die Nachtschwestern nichts merken! Bloß keinen Tratsch in der Klinik. Der ›heilige‹ Oberarzt mit der jungen Anästhesistin. Wer hätte das gedacht? Und dann noch im Klinikbereich, im Dienstzimmer, während des Nachtdienstes. Das ist ein halber Weltuntergang.
    »Bitte«, sagte ich und trat aus dem Weg. »Ich werde hinterherschleichen wie eine Katze hinter dem Baldrian.«
    Gaston ging wortlos voraus. Ich folgte ihm in angemessener Entfernung, bis wir den eigentlichen Untersuchungs- und Patiententrakt verlassen hatten und zu dem stillen, schlafenden Röntgentrakt kamen, der nur nachts lebendig wurde, wenn Unfälle eingeliefert wurden.
    Hier wartete Gaston auf mich, riß mich an sich und küßte mich mit einer Wildheit und Brutalität, daß mir der Atem stockte. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken und spürte die heiße Welle, die mich überspülte.
    Ebenso plötzlich ließ er mich wieder los und strich sich über seine Haare.
    »Das war für deinen Spott«, sagte er. »Das ist meine Art, zu antworten!«
    »Sie gefällt mir«, sagte ich, noch außer Atem. Meine Knie zitterten, die Innenseiten meiner Schenkel zuckten, und zwischen meinen Schenkeln spürte ich ein fast unerträgliches Brennen. Du lieber Himmel, dachte ich. Beherrsche dich, Gisèle! Beiß die Zähne zusammen! Tue nicht das, was du jetzt tun möchtest: Reiß dir nicht die Kleider vom Leib und mach es mit ihm, an die weißlackierte Wand gelehnt. Mitten in der Röntgenstation! Gisèle, schlag dir ins Gesicht, wenn's anders nicht geht.
    Es ging anders.
    Wir setzten unseren Weg jetzt nebeneinander fort, bis wir in den Teil der chirurgischen Abteilung kamen, wo Bocchanini seine Privatpatienten besonderer Klasse liegen hatte. Auch hier gab es Unterschiede. Kam der Großhändler Maxim Luchelle, so wurde er auf die Privatstation gelegt. Kamen aber ein Minister oder Leute, deren Namen in aller Munde waren, so gab es hier in einem Seitenflügel ein paar Zimmer, die mehr Hotelsuiten glichen als nüchternen Krankenzimmern. Es waren Appartements mit Vorraum, Bad und WC, einem Besuchersalon, wo besonders besorgte Angehörige sogar übernachten konnten, Farbfernsehern und einer Rufanlage direkt zu Bocchanini oder Dr. Ralbais. In der Klinik erzählte man sich, daß vor zwei Jahren ein orientalischer Prinz als Privatpatient hier eingezogen war. Er hatte den ganzen Gebäudeteil belegt und vierzehn märchenhaft schöne junge Damen um sich herum einquartiert. Da dem Prinzen nur ein Furunkel an der Schulter ausgeschnitten werden mußte, blieb sein wichtigster Körperteil unversehrt und kräftig genug, um die vierzehn Damen reihum zufriedenzustellen. Ein Krankenpfleger berichtete Wunderdinge aus dem Krankenzimmer, wo ständig zwei oder drei nackte Mädchen am Bett des Prinzen saßen.
    Der Furunkel – das sagte man auch – kostete den Prinzen ein Vermögen, gemessen an normalen Maßstäben. Und Bocchanini führte ab und zu prominente Besucher zu einer ganz modernen Szilligraphie-Anlage und sagte stolz: »Das hat der Prinz von … bezahlt! Mit einem Furunkel!«
    Außerdem hatte Prof. Bocchanini noch einen farbenfreudigen Orden bekommen. Er nannte ihn den ›Vierzehn-Weiber-Orden‹.
    Hier also lag Gastons Zimmer, am

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