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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ende des stillen Ganges.
    Die bevorzugte Station war in diesen Tagen leer. Unter der Prominenz war eine ›ungesunde Gesundheit‹ ausgebrochen, wie es Bocchanini nannte.
    Gaston schloß auf, drehte die Deckenleuchte an und ließ mich zuerst eintreten.
    Auf den ersten Blick war das Zimmer enttäuschend. Kein übertriebener Luxus, eher nüchterne Eleganz. Der obligate Schreibtisch mit Rufanlage, Papieren, Krankengeschichten und Röntgenplatten in gelben Kuverts, eine Wand voller Bücher, Radio, Fernsehen, eine Sesselgruppe um einen niedrigen Marmortisch und hinter einem Paravent ein normales Bett, das in dieser Umgebung wie abgestellt aussah. Eine schmale Tür führte in einen Nebenraum.
    »Das Bad«, sagte Gaston, als errate er meine Gedanken. Er zog seinen weißen Arztkittel aus, hängte ihn an einen bronzenen Haken neben der Tür und ging zu der Bücherwand. Ein Teil ließ sich zur Seite schieben. Dahinter tauchte, diskret beleuchtet und mit Spiegeln ausgelegt, eine Bar auf. Sie war gut gefüllt. Reihen von Flaschen und Gläsern aller Sorten bewiesen, daß Gaston Ralbais den Alkohol nicht nur zum Säubern von Wunden gebrauchte.
    »Schön«, sagte ich.
    »Mit eingebautem Kühlschrank.« Er schien sehr stolz auf diese eingebaute Bar zu sein. »Der Champagner ist immer kalt.«
    Ich überblickte noch einmal das große Zimmer, ging hinüber zu den beiden Fenstern und ließ die Jalousien herunter. Ich fühlte, wie mich Gastons Blick verfolgte, wie er mich beobachtete, meinen Gang genoß, das Wiegen der Hüften, jeden Schritt meiner schlanken Beine, das leichte Schwingen meiner Brüste unter der Bluse beobachtete. Ich wußte, wie begehrlich ich war und wie es einem Mann zumute sein muß, der jetzt allein ist mit einer solchen Frau.
    »Ich gehe ins Bad«, sagte ich.
    Er nickte stumm. Wenn er jetzt etwas gesagt hätte, nur ein Wort, nur ›Bleib!‹, ich wäre ihm um den Hals gefallen und hätte mich nicht gewehrt, wenn er mich zerfleischt hätte.
    So aber ging ich in das Bad, zog mich aus, ließ die Wanne voll heißen Wassers laufen, fand Badezusatz aus Meeresalgen und stieg in die Wanne. Es war ein köstliches Gefühl, in dem blaugrünen, duftenden Wasser zu sitzen und zu sehen, wie die Tropfen von meiner straffen glänzenden Haut abperlten. Mit beiden Händen schöpfte ich das Wasser und ließ es über meine festen Brüste laufen. Wie ein römischer Brunnen, dachte ich. Kaskaden über einen Körper. Oh, ich bin noch jung! Jung!
    Gaston, ich liebe dich.
    Die Tür sprang plötzlich auf. Gaston kam ins Bad. Er trug in beiden Händen je ein Glas mit Champagner. Das aber war nicht die Überraschung. Er hatte sich vielmehr ausgezogen und stand nackt in der Tür: Ein Männerkörper voll Kraft, überzogen vom Schattenspiel der Muskeln.
    »Ist der Platz besetzt?« fragte er und trat an die Wanne. »Oder haben mademoiselle …«
    »Es ist genug Platz da, monsieur«, ging ich auf seinen Ton ein. »Oh, woher wissen Sie, daß ich Champagner mag?«
    »Eine Intuition, mademoiselle.« Er stieg in die Wanne, und unsere nackten nassen Körper berührten sich zum erstenmal. Er saß mir in der Badewanne gegenüber und hielt mir das Champagnerglas hin. »Ohne etwas zu verschütten. Ist das nicht eines Lobes wert, mademoiselle docteur?«
    »Eine sichere Hand ist das Kapital des Chirurgen, monsieur Oberarzt.« Ich trank das Glas in einem Zug leer und setzte es ab. Auch Gaston hatte seines geleert und stellte es zur Seite.
    »Eine sichere Hand kann ich Ihnen anbieten, mademoiselle«, sagte er mit einem Ton in der Stimme, der einen wundervollen Schauer über meine Haut jagte. »Sie werden nicht enttäuscht sein.« Er sah mich mit Augen an, als erlebe er eine Verklärung. »Gisèle!«
    »Gaston!«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Du bist die erste Frau, zu der ich das ehrlich sage.«
    »Und du der erste Mann.«
    Er beugte sich vor und griff nach meinen Brüsten. Ich warf den Kopf zurück und stöhnte leise auf, rutschte nach vorn über seinen Schoß und warf die Arme um seinen herrlichen, breiten Oberkörper.
    Was dann geschah, was alles weiter geschah – warum soll ich mich quälen und alles noch einmal nach vollziehen? Was bedeuten Einzelheiten gegenüber dem ungeheuren Ganzen, das wir uns in dieser Nacht zusammenbauten: einen Turm der Liebe, vergleichbar mit dem Bau von Babel, den Himmel erobernd und doch nie fertig werdend, weil es einfach keine Grenzen mehr gab.
    Viel, viel später lagen wir nebeneinander auf dem Bett

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