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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Körper entflieht. Die Boten der ewigen Dunkelheit.
    Der junge Arzt schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Oberarzt. Der Atem ist normal. Nur das Fieber. Plötzlich auftretend mit 41,3!«
    »Pleuritis!« Prof. Bocchanini deckte den Körper des Rennfahrers wieder zu. »Geben Sie Penicillin und Streptomycin. Und dreimal täglich Traubenzucker intravenös. Am besten ist, wir setzen einen Dauertropf an. Hat er Verwandte oder …«
    Gaston nickte. »Er verlangt – wie die Nachtschwester sagte – immer nach einer Babette Abonice.«
    »Vielleicht seine Braut.«
    »Ich nehme es an.«
    »Sie haben ihre Adresse?«
    »Ich lasse sie eben feststellen. Sobald wir sie haben, schicke ich einen Wagen hin.«
    »Gut.« Bocchanini verließ das Zimmer. Wir folgten ihm, während der junge Arzt im Zimmer zurückblieb und die Penicillininjektion vorbereitete. Auf dem Flur lehnte sich Bocchanini an die Wand und sah uns ernst an. »Ihre Operation war gut«, sagte er zu Gaston. »Ich hätte in diesem Augenblick nicht anders gehandelt, Ralbais. Nur scheint mir, daß Sie bei der Ausräumung der Pleurahöhle ein winziges Blutfleckchen übersehen haben. Daher die Pleuritis! Wir müssen Senlis durchbekommen, Ralbais. Solch ein Paradepferd bekommt unsere Klinik so schnell nicht wieder. Haben Sie die Presse schon unterrichtet, Ralbais?«
    »Ich wollte erst Ihre Entscheidung abwarten, Herr Professor.«
    »Gut. Ich werde die nötigen Informationen selbst herausgeben. Sonst noch etwas?«
    »Exitus des Magenkarzinoms.«
    »War vorauszusehen.« Bocchanini nickte mir zu. Ich war damit entlassen und konnte auf Station gehen. Gaston folgte dem Professor in das große Chefzimmer. Dort würde er ihn jetzt wegen des Urlaubs fragen, wegen unseres Urlaubs, der weitab von allen Menschen, die uns störten, weit weg von Verbänden und Narkosegeräten, Skalpellen und Ligaturen, Venenklammern und Spreizern stattfinden sollte. Nur unsere Liebe sollte um uns sein, nur das Erwachen und das Einschlafen in seinen Armen, nur die selige Müdigkeit, aus der das Erwachen neue Ekstase und neue Seligkeiten bedeutete.
    Und vor allem weit weg von Brigit!
    In diesem Augenblick entsann ich mich, daß Brigit neulich von einem Kunsthändler gesprochen hatte, der in der Bretagne wohnte und ihr einmal ein Bild – ein Aquarell – abgekauft hatte, als er zu einer Ausstellung nach Paris gekommen war. Er wohnte in St. Brieuc, am Golf von St. Malo.
    Diesem plötzlichen Einfall folgend setzte ich ein Telegramm auf, das ich telefonisch durchgab. Es lautete: »Bitte nach St. Brieuc zu kommen wegen Auftrag eines Kunstfreundes stopp Auftrag könnte Sie unabhängig machen, da Auftraggeber sehr reich stopp Persönliche Aussprache dringend erforderlich stopp Am besten sofort stopp. P. Lorrain.«
    Ich bat, dieses Telegramm erst am Abend zuzustellen. Dann war ich zu Hause und konnte Brigit zureden. Kam es im Laufe des Tages an, würde Brigit mit dem Telegramm bestimmt in die Klinik kommen, um mich zu fragen. Das aber wollte ich vermeiden. Sie sollte Gaston nicht mehr sehen!
    Nach dieser wenig schönen Tat – aber ich war bereit, für meine Liebe zu Gaston alles zu tun, sogar ein Verbrechen, wenn es notwendig sein würde! – setzte ich mich hin und hatte noch Gedanken, an die Hinterbliebenen des in der Nacht Gestorbenen zu schreiben und ihnen Trost zuzusprechen.
    Nach einer Stunde kam Gaston in mein Zimmer. Er strahlte über das ganze Gesicht, seine Augen glänzten. Mit einem Jubelschrei sprang ich auf und fiel ihm um den Hals.
    »Du hast es erreicht?« rief ich glücklich.
    »Wir fahren schon übermorgen.«
    »Übermorgen …«
    »Für drei Wochen!« Er setzte sich auf mein Bett und zog mich auf seinen Schoß. »Drei Wochen an die Riviera. Unter einer wundervollen Sonne, umgeben von Palmen und dem Rauschen des Meeres.«
    »Und schon übermorgen«, sagte ich leise. Ich wollte ihn küssen, aber ein Gedanke hinderte mich daran. »Was wird aus Senlis?« fragte ich.
    »Bocchanini will ihn selbst übernehmen. Nur, wenn sich sein Zustand verschlechtert, müssen wir den Urlaub abbrechen.« Er lachte. »Übrigens habe ich Bocchanini gesagt, daß du drei Wochen zu einem Sonderkursus nach Nancy müßtest, zu einer Anästhesie-Arbeitsgemeinschaft. Ich hätte dich deshalb auch beurlaubt.«
    »Du Lump. Du süßer, lieber Lump.« Ich küßte ihn wieder und fühlte in mir eine Ungeduld, die kaum zu zügeln war. Noch zwei Tage. Ach, wie lang können zwei Tage sein, wenn man auf das Glück wartet! Wir würden unsere

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