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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die wir fahren.«
    Der Zug ratterte dem Süden entgegen. Dijon – das Tal der Saône – Lyon – die herrliche, breite Rhône – Valence – Avignon – Arles – das Land der Troubadoure und Stierkämpfe, des schweren Weins und der herrlichen, schwarzlockigen, glutäugigen Mädchen.
    Der Süden Frankreichs, die Riviera, Toulon, Fréjus, Cannes, Antibes!
    Als wir in Juan les Pins ankamen, war es Nacht. Ich schlief an Gastons Schulter und wurde mit einem Kuß geweckt.
    Das Ziel meiner Träume lag wie ein Märchenschloß vor mir. Tausende von Lampen erhellten den Strand, die Promenade, die Palmen, die Felsenküste, die weißen Villen in den blühenden Gärten.
    Am Arme Gastons schwebte ich, vom Glück getragen, über die blumengesäumten Wege, und kein Gedanke war mehr da für die arme, kleine Brigit, die jetzt in St. Brieuc stehen würde und vor Ratlosigkeit und Verlassenheit weinte.

2
    Die Villa ›Maison neuf‹ lag auf einem Felsen, direkt über dem Meer. Wie man ein Villenhotel ›Maison neuf‹ (Haus neun) nennen konnte, war mir ein Rätsel, denn nichts deutete darauf hin, daß es das neunte Haus von Juan les Pins war. Auch die anderen Gäste, die ich am Tisch beim Morgenkaffee fragte, wußten keine Antwort zu geben und nahmen den Namen als gegeben hin.
    Von unserem Zimmer aus hatten wir einen wundervollen Blick auf das Meer und auf den Badestrand mit dem in Terrassen den Felsen hinaufgebauten Hotel Miramar, auf dessen Terrasse ein märchenhaftes Schwimmbad mit richtigem Meerwasser war, welches man unterirdisch in das große Felsenbecken pumpte. Von unserem Fenster aus sahen wir hier die ›Großen‹ unserer Welt in der Sonne liegen oder unter bunten Sonnenschirmen und in Liegestühlen ihr Eisgetränk schlürfen. Die Helden der Leinwand sprangen hier von Sprungbrettern in das blaue Wasser, die schönsten Frauen der Welt saßen auf den steinernen Balustraden und ließen sich von den Scharen der Pressefotografen konterfeien. Reeder, Finanzmagnaten, orientalische Potentaten, alles zog vor unseren Blicken vorbei wie ein erregender, bunter, unwahrer und doch greifbarer Film. Es war ein Blick in das Herz der eleganten Welt, einer Welt der Sorglosigkeit und der Abkapselung vor aller Not.
    In den ersten drei Tagen kamen wir kaum aus dem Haus heraus, nur die Mahlzeiten nahmen wir ein und zogen uns dann wieder auf das Zimmer zurück. Die Wildheit unserer Liebe war grenzenlos. Sie schlug über uns zusammen und machte aus uns nur noch Geschöpfe, die sich ineinanderverkrallt in den Kissen wälzten und die Stunden der drei Tage mit Stöhnen, Stammeln und keuchendem Atem ausfüllten, bis die nackten Körper müde auseinanderfielen wie zwei Schalen, die man spaltet. Eine Stunde ausruhen, und dann stürzten wir uns wieder wie Tiere aufeinander, um uns voll schreiender Lust zu verbinden.
    Gaston war wie ein Irrer. Seine Kraft, seine Ausdauer erschreckten und beglückten mich zugleich. Wenn ich dachte, ihn besiegt zu haben, wenn er schweißgebadet und außer Atem auf der Seite oder auf dem Bauch lag, mit geschlossenen Augen und zuckenden Lidern, entspannt, ausgesogen, mir den Triumph des Sieges überlassend, dann sah ich plötzlich meinen Irrtum ein, wenn er wieder aufsprang, seine Augen starr wurden und er über mich herstürzte und mich mit einer solchen Kraft nahm, die mich betäubte, fast mich zerriß in seinen Armen und mich besiegte, bis ich, keiner Bewegung mehr fähig, in den Kissen lag und es duldete, daß er meinen Körper mit Parfüm wusch, was ihn wiederum zu neuer Raserei trieb.
    Drei Tage, in denen ich besinnungslos war vor Erfüllung und Beschenken.
    Nach diesen Tagen ließ der Sturm nach. Wir fanden wieder zu der Welt und den Menschen zurück und lagen am Strand, schwammen hinaus zu den Klippen vor der Küste und sonnten uns in einem weißen Boot, das Gaston gemietet hatte.
    Am sechsten Tag brach am Strand eine Panik aus.
    Ein Boot, das weit vor den Klippen kreuzte, wurde plötzlich mit aller Kraft zum Land gerudert, während die Frau, die neben dem Mann auf der Hinterbank saß, hysterisch in einem fort schrie und hinaus auf das Meer zeigte.
    Die Leute stauten sich auf den Felsen und am Strand, Boote legten ab, einige Fischer rannten in die nahen Häuser und kamen mit Harpunen und großen Wurfangeln zurück.
    Durch das blaue Wasser, das still wie ein Teich unter der Sonne lag, furchte eine spitze Rückenflosse. Elegant steuerte sie dem Badestrand zu, der von den schreienden Menschen geräumt wurde.
    Gaston

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