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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zauberer …«
    John Parkett stand in der weiten, durch Glaswände fast grell erhellten Diele und streckte mir beide Arme entgegen.
    »Gisèle«, sagte er laut. »Daß Sie kommen, ist wie ein Märchen.«
    Ich blieb an der Tür stehen und musterte Parkett. Er trug einen leichten Hausanzug. Ein gelber Seidenschal leuchtete aus dem weißen Hemd hervor.
    »Wie ich sehe, ist Botu gesund! Hat Gaston ihm so schnell geholfen? Handauflegen genügte wohl, was? Sollte Gaston ein zweiter Rasputin sein?«
    Parketts Lächeln verlor sich. Er wurde ernst.
    »Daß Sie die Komödie durchschauten, habe ich gleich bemerkt. Die Cyanose Botus bestand nur aus Farbe. Ich habe ihn ganz einfach blau angestrichen. Dr. Ralbais ließ sich das erste Mal täuschen, aber als er wiederkam, merkte er den Schwindel, und wir hatten eine heftige Aussprache.«
    »Und danach haben Sie Gaston den Felsenweg hinabgestoßen, um ihn zu töten und um mich zu bekommen!«
    »Es war wirklich ein Unfall, glauben Sie es mir.«
    »So, wie ich Ihnen die Botusche Cyanose glauben sollte.«
    »Das war nur ein Scherz!«
    »Nein, das war ein Mittel, Gaston abzulenken und mich zu belästigen.«
    Parkett zuckte die Schultern. »Wenn Sie meinen. Gut, geben wir das als Grund der Komödie an! Sie wissen, daß ich Sie liebe, Gisèle.«
    »Reden wir nicht mehr davon!«
    »Und warum sind Sie gekommen?«
    »Um Sie aufzufordern, sofort Juan les Pins zu verlassen. Wenn Gaston aus der Ohnmacht erwacht, wird er erzählen, welch ein Schuft Sie sind. Es wird einen Skandal geben!«
    »Ich scheue ihn nicht! In Frankreich hat man mit Männern Verständnis, die einer schönen Frau zuliebe das Unmöglichste unternehmen. Das Galanteste ist hier auch das Erlaubteste. Mein Farbtrick wird alle Männer begeistern.«
    »Aber ich möchte keinen Skandal!« schrie ich.
    »Aha!« Parkett lächelte und kam langsam auf mich zu. Ich wich vor ihm zurück, aber als ich die Tür öffnen wollte, war sie verschlossen. Botu hatte sie von außen verriegelt. Ich saß in einer Falle, ich war einem Raubtier ausgeliefert, das mit flackernden, geilen Augen auf mich zuschlich und sich an meiner ausbrechenden Angst weidete. »Sie scheuen einen Skandal, Madame?« Seine Stimme klang hämisch. »Und soll ich Ihnen sagen, warum? Weil Sie heimlich mit Ihrem Geliebten Gaston in Juan les Pins sind; weil einer von Ihnen beiden verheiratet oder sonstwie gebunden ist; weil Ihr Liebesausflug ans Mittelmeer bei Bekanntwerden Folgen nach sich ziehen könnte, weil … weil … es gibt tausend Gründe bei einer so herrlichen Frau wie Ihnen, das Liebesnest geheim zu halten und sich in die Anonymität zu flüchten. In das Inkognito einer harmlosen Ferienfahrt.«
    »Sie sind verrückt!« rief ich zitternd.
    »Verrückt nach Ihnen, Gisèle.« Er stand vor mir, sein Atem wehte über mein Gesicht. Ich hatte mich gegen die Tür gepreßt, meine Finger hielt ich gespreizt am Körper, bereit, sie emporschnellen zu lassen und zu kratzen, wenn er mich anrührte. »Ich reise ab, und ich vermeide jeden Skandal, wenn Sie mir gehören. Jetzt, nur eine Stunde … Gisèle.«
    Er legte die Hände auf meine Schulter. Da duckte ich mich und hieb ihm mit der Faust ins Gesicht, genau zwischen die Augen. Er taumelte zurück und wischte sich mit den Händen über das Gesicht.
    »Ich schreie!« sagte ich laut. »Ich schreie alles zusammen!«
    »Hier hört uns niemand. Botu wird stumm sein, und er wird alle Besucher fernhalten, bis ich dich besessen habe.«
    Er sprang auf mich zu, ich wich zur Seite aus und rannte durch die Diele in das nächste Zimmer. Aber ehe ich die Tür zuschlagen konnte, war er schon hinter mir und drängte mich in den Raum. Es war sein Arbeitszimmer. Ich sah es an den Büchern und Blättern, die auf dem Schreibtisch lagen. Breite Fenstertüren gingen hinaus auf eine Terrasse über dem herrlichen Meer.
    Ich rannte um den großen Schreibtisch herum und ergriff eine marmorne Schale. »Lassen Sie mich hinaus!« schrie ich. »Oder ich werfe Ihnen die Schale an den Kopf.«
    »Bitte!« sagte er ruhig. Seine Zähne blitzten zwischen den dünnen Lippen. »Auch mit einer Beule am Kopf kann ich dich lieben!«
    Er rannte um den Tisch herum. Als ich die Marmorschale warf, duckte er sich und die schwere Schale sauste in eines der großen Fenster, das klirrend zersprang. Mit großen Sätzen holte er mich ein. Er warf sich auf mich. Im Laufen noch riß er mir die Bluse von den Schultern und krallte sich bei mir fest. Wie ein Raubtier, das sein Opfer in

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