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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein«, sagte eine Amerikanerin verträumt. »Ein großer Liebhaber.«
    »Möglich.« Ein Schweizer Uhrenkaufmann trank seinen Kognak aus. »Ob es nun eine Frau war oder ein Mann, eine Affekttat oder sonstwas. Mord bleibt es immer! Ich wundere mich, daß die Polizei von Juan les Pins so schweigsam ist – selbst der Presse gegenüber. Schließlich haben wir ein Recht, zu wissen, wer die Mörderin ist. Es ist ein scheußliches Gefühl, bei jeder Dame am Strand zu denken: Das ist sie!«
    »Wenn Ihnen das so scheußlich ist, dann reisen Sie doch ab!« sagte ich laut. »Ich finde es aufregend, für unseren Pensionspreis neben dem Morgenei und dem Salzwind auch noch eine Mörderin serviert zu bekommen.«
    Die anderen lachten laut, der Schweizer Uhrenkaufmann erhob sich und zog sich brummend zurück. Man prostete mir zu und war ausgelassener Stimmung. Keiner kam auf den Gedanken, daß ich … daß ich … Was denn, daß ich? War ich es denn wirklich gewesen? Hatte ich wirklich geschossen, hatte ich, als er mir den Revolver aus der Hand nehmen wollte, wirklich den Finger durchgebogen und abgedrückt. Oder hatte er so an meiner Hand gerissen, daß der Schuß von selbst fiel, ausgelöst durch den Ruck an meinen Fingern? Wie es auch gewesen sein mochte. Ich hatte den Revolver in der Hand gehalten, und er war noch in meiner Hand, als der Schuß durch das Haus hallte und John Parkett mit großen, erstaunten Augen zusammenbrach. Und diese erstaunten Augen mußten es mir eigentlich sagen, daß ich es gewesen war, der ihn erschoß, daß es kein Unfall war und daß auch Parkett wußte, daß meine Hand ihm den Tod gebracht hatte.
    Und trotzdem deckte er mich und sagte als letztes zu den Polizisten, ich sei unschuldig. Er gestand sogar, Gaston den Felsenweg hinabgestoßen zu haben. Er gestand einen Mordversuch an Gaston!
    Auf einmal war der Schuß kein Verbrechen mehr in meinen Augen. Ich fühlte mich nicht mehr schuldig, als ich dies dachte. Ich hatte Gaston gerächt, ich hatte gleiches mit gleichem vergolten, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich hatte es Gaston zuliebe getan, und weil das so war, war es gut und gerecht und nicht wert, das Gewissen damit zu belasten!
    Die Kriminalpolizei von Juan les Pins, die wegen des internationalen Charakters des Vorfalls durch das Morddezernat aus Nizza verstärkt wurde, verhielt sich mir gegenüber sehr diskret und verschwieg konstant meinen Namen. Auch verhinderte sie, daß Pressefotografen ein Bild von mir machen konnten. Die Verhöre fanden heimlich unter Wahrung völliger Anonymität statt. Hier zeigte sich die sprichwörtliche Galanterie der Franzosen einer Frau gegenüber.
    Zu Gaston war ich am gleichen Nachmittag noch geführt worden. Er hatte die Besinnung wiedererlangt und machte gerade einem Beamten aus Nizza seine Aussage, daß John Parkett versucht habe, ihn den Felsen hinabzustürzen. Als er mich ins Zimmer treten sah, erhob sich der Beamte sofort, unterbrach das Stenogramm und verließ den Raum.
    Gaston streckte mir lächelnd die unverletzte Hand entgegen und zog mich zu sich hinab. Er küßte mich zärtlich und legte dann den Arm um meine Schulter.
    »Hast du dich sehr erschreckt, Liebes?« fragte er. »Es war wirklich ein Unfall und ganz allein meine Schuld. Parkett wollte mich noch aufhalten, doch da fiel ich schon. Der Kollege von der Station sagt, ich könnte in drei Tagen wieder entlassen werden.« Er lachte, ein wenig zu sehr gewollt und gequält. »Der Herr Oberarzt selbst im Bett! Das wäre für Bocchanini ein Witz, über den er sieben Wochen lachen würde.«
    Ich antwortete nichts darauf. Gaston schien noch nicht zu wissen, daß ich über alles informiert war, und daß Parkett mir selbst gestanden hatte, Gaston ermordet haben zu wollen. Er wollte mich aus dieser Geschichte heraushalten, ich sollte mich nicht aufregen, ich sollte gar nichts davon wissen. Guter, armer Gaston, wie lieb du bist!
    »Wer war denn der Mann eben am Bett?« fragte ich, um bestätigt zu bekommen, daß Gaston von meiner Ahnungslosigkeit überzeugt war.
    »Ein Mann von der Versicherung«, antwortete er schnell. »Er wollte mich aufgrund des Unfalles in die Unfallversicherung aufnehmen. So eine Art Ferienversicherung! Aber ich habe abgelehnt. Gut, daß du kamst. Er war ein hartnäckiger Bursche.«
    Gaston sagte das fließend und ohne Zögern. Er log blendend und mit einer erstaunlichen Perfektion. Es klang alles so überzeugend und wahr, daß kein anderer daran gezweifelt hätte. Genau so glatt und mit

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