Ich gestehe
den Fängen hält, wollte er mich zu einer Couch im Hintergrund des Zimmers schleifen. Ich schlug um mich, ich biß, ich kratzte, Blut lief Parkett aus den Kratzwunden über das Gesicht, über das weiße Hemd, es war, als spüre er gar nicht die Schmerzen, als sei er vor Lust, mich zu besitzen, schmerzunempfindlich geworden. In diesem Augenblick, kurz bevor er mich auf die Couch drücken konnte, sah ich auf einem Nebentischchen einen Revolver liegen. Einen kleinen, zierlichen Revolver, dessen Griff mit Perlmutt eingelegt war.
Mit letzter Kraft stemmte ich mich gegen Parkett. Ich biß in seine Hände, die sich in meine Brust verkrallt hatten, trat mit den Knien gegen seinen Leib, daß er mich einen Augenblick mit schmerzverzerrtem Gesicht losließ. Diesen winzigen Augenblick benutzte ich zu einem taumelnden Sprung an den Tisch, und ich riß den Revolver an mich. Ich lud ihn durch und richtete ihn auf Parkett, der schwer atmend und bleich von dem Tritt an der Couch stand und in die Mündung starrte.
»Lassen Sie mich hinaus!« schrie ich grell.
»Leg das Ding weg, Gisèle«, sagte er langsam. Seine Stimme war rauh vor Erregung und Schmerzen. »Es ist nicht geladen.«
»Ich habe gesehen, daß es geladen ist! Gehen Sie vor zur Tür und schließen Sie auf! Los!« Ich trat auf ihn zu, den Revolver auf ihn gerichtet. Er sah mich groß an, und an meinen Augen sah er, daß ich bereit war, sofort zu schießen, wenn er auf mich zutrat und nicht tat, was ich verlangte.
»Gut«, sagte er schwach. »Ich schließe auf …«
Er ging vor mir her zur Tür und öffnete sie. Das Licht der überhellen Diele flutete uns entgegen. Botu war nicht zu sehen. Das erfüllte mich mit Triumph, denn gegen zwei Männer hätte ich mit meinem kleinen Revolver nichts ausrichten können.
In der Diele blieb John Parkett stehen und sah sich um. »Weitergehen!« sagte ich hart. »Die Tür nach draußen auf! Und entfernen Sie Botu. Wenn ich Botu sehe, schieße ich sofort auf Sie! Was Botu dann mit mir macht, ist mir egal. Sie aber leben bestimmt nicht mehr!«
»Sie sind ein Satan, Gisèle.«
Er ging weiter zur großen Ausgangstür und machte sich an deren Schloß zu schaffen. Nach einer Weile drehte er sich herum.
»Botu hat das Schloß von außen verriegelt. Sie müssen mir wohl oder übel erlauben, mich mit Botu über das Haustelefon zu verständigen.«
»Wo steht das nächste Telefon?«
»Hier in der Halle. Dort hinten am Fenster.«
Ich nickte und hielt den Revolver wieder hoch. »Gehen Sie …«
Er schritt an mir vorbei, so, als habe er sich damit abgefunden, der Unterlegene zu sein. Er sah mich nicht an, mit gesenktem Kopf ging er von der großen Tür in den Hintergrund der Diele. Als er an mir vorbei ging, stockte er einen winzigen Augenblick, ich hob den Revolver höher … doch da sprang er plötzlich zur Seite, mit einer Drehung stürzte er sich auf mich, hieb mit der Faust auf meinen Arm, dessen Hand den Revolver hielt, und stieß mit der linken Faust gegen meine Brust, so daß ich gegen die Wand taumelte und aufschrie vor Schmerz. Noch ehe ich zur Besinnung kam, hatte er meine Hand mit dem Revolver ergriffen und wollte ihn mir aus den Fingern winden, als sich ein Schuß löste, der in der weiten Halle vielfach stärker klang und sich an den Wänden brach.
John Parkett ließ meine Hand los und sah mich erstaunt an. Seine Augen waren voller Unglauben auf mich gerichtet, er schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen. Dann griff er sich an die Brust, und mit einem Aufschrei sah ich, wie unter seinen Fingern Blut hervorquoll und das Hemd hinablief. Er schwankte und lehnte sich gegen die Wand. In seinen Augen stand Entsetzen.
»Parkett!« schrie ich und riß seine Hand von der Brust. Aus einem Einschuß quoll das Blut hervor. »Parkett, ich habe nicht auf Sie geschossen! Ich habe es nicht getan! Sie haben mir die Waffe wegnehmen wollen und dabei ging der Schuß los. Ich war es nicht! Ich war es nicht!«
Ich schrie, ich war wie von Sinnen, schleppte Parkett zu einem Sessel und riß ihm das Hemd von der Brust. Plötzlich war Botu neben mir. Er sah auf seinen Herrn und rannte fort. Im Nebenraum hörte ich ihn telefonieren.
Das Blut aus der Brustwunde floß noch immer. Ich stand hilflos daneben. Ich, die Ärztin, konnte nicht helfen, weil ich nicht mehr wußte, was ich zuerst tun sollte. Ich schrie nur immerzu, ich bettete den Kopf Parketts auf ein Kissen und zerriß das Hemd, knüllte die Wäschefetzen über die Wunde und sah, wie sie
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