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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lächelndem Gesicht kann er dich einmal belügen, wenn es nötig wird, durchfuhr es mich. Genau so zärtlich wird er sein, genau so lauter und treu, wenn er etwas überdecken würde, was ich nicht wissen sollte; eine andere Frau, eine neue Liebschaft, das Ende unserer Liebe, wenn wir uns nicht entschlossen, zu heiraten. Aber nie hatte einer von uns jemals darüber gesprochen. Es war, als habe uns der Gedanke nie gequält, ja, es war, als würde unsere Liebe in dem Augenblick zerstört werden, in dem wir sagten: Wir wollen heiraten. Eine legalisierte Liebe würde bei uns den Tod bedeuten. Den Tod unserer seligen Träume in den Armen des anderen.
    »In drei Tagen ist alles gut, Liebes«, riß mich Gastons Stimme aus meinen Gedanken. Er streichelte mir über das Haar. »Dann werden wir wieder an den Strand gehen, du wirst mich stützen, und in der Sonne, im Meereswind und in deinen Armen werden wir alles vergessen …«
    Ich nickte. Ich dachte an die Polizei, die Verhöre, die folgen würden, die Redereien der anderen Leute über die Suche nach der geheimnisvollen Frau, die über kurz oder lang doch zu meiner Entdeckung führen mußte.
    »Gaston«, sagte ich zaghaft.
    »Ja, Liebes?«
    »Ich habe einen großen Wunsch.«
    »Schon erfüllt – wenn ich ihn erfüllen kann.«
    »Du kannst ihn erfüllen: Laß uns, wenn du aus dem Krankenhaus entlassen wirst, von hier weggehen. Laß uns nach Avignon fahren.«
    Gaston sah mich erstaunt an. »Du willst nicht in Juan les Pins bleiben?«
    »Jetzt nicht mehr. Die Leute reden so.«
    »Was reden sie?« Gaston sah mich scharf an. Ich biß mir auf die Lippen. Ich war wütend auf mich selbst. Daß ich mich versprechen mußte, gerade jetzt versprechen mußte! Zu dumm! Ich dachte fieberhaft darüber nach, wie ich aus dieser unangenehmen Situation wieder herauskommen konnte und versuchte, Gaston unschuldig anzulächeln.
    »Sie sehen mich alle so dumm an! So, als ob zwischen Parkett und mir etwas gewesen wäre!«
    »Dummheit!« Gastons Stimme war wie ein Aufatmen. Aber ich spürte, wie er innerlich unruhig wurde und sich Gedanken machte. »Die Langeweile treibt sie zu den Phantastereien. Aber wenn du willst, reisen wir natürlich ab.«
    »Ach, Gaston, ja. Bitte.«
    »Nach Avignon?«
    »Ja. Zu meinen Eltern.«
    Ich beobachtete ihn scharf, wie er darauf reagierte. Aber er erschrak nicht, er zeigte nicht die geringste Regung. Er lächelte mir zu und nickte freudig.
    »Gut. Fahren wir zu deinen Eltern. Es freut mich sehr, sie kennenzulernen.«
    War es wirklich seine ehrliche Meinung, die er mir jetzt sagte? Oder war es wieder eine seiner glatten Lügen, seine ungeheure Selbstbeherrschung, die ihn alle Situationen meistern ließ? Ich wußte es in diesem Augenblick nicht, ich gab mir auch keine Mühe, in die Tiefe zu sondieren. Ich war glücklich, ihn überzeugt zu haben und in drei Tagen Juan les Pins verlassen zu können; den Ort, der leicht zu einer größeren Tragödie für mich werden konnte, als sie schon geworden war.
    Ich war so glücklich und so völlig eingefangen von dem Gedanken, Gaston meinen Eltern vorzustellen, daß ich Brigit völlig vergaß. Auf die naheliegende Idee, daß Brigit nach der Enttäuschung in St. Brieuc statt nach Paris zurück nach Avignon gefahren war, kam ich nicht. Ich sollte diese Leichtgläubigkeit, die mir das Glück schenkte, später sehr bereuen. Dieses Später aber war noch weit. Heute lag Gaston noch in seinem Bett, und ich verabschiedete mich mit einem Kuß von ihm.
    »Lieg schön still, chérie«, sagte ich zum Abschied. »Und tue, was dir der Onkel Doktor sagt.«
    Er lachte und drohte mit dem Finger. »Warte, du Katze, bis ich wieder hier heraus bin! Ich werde es dir heimzahlen!«
    Ich schloß mit einem Lachen die Tür seines Zimmers. Auf dem Flur stand die große, dunkle Gestalt des Kriminalbeamten. Die Fröhlichkeit erstarb in einem Gefühl der Angst und des Schuldbewußtseins.
    »Madame Parnasse«, sagte der Beamte und trat auf mich zu. »Wir haben Herrn Dr. Ralbais nichts von dem gewaltsamen Tod Mr. Parketts erzählt. Wir haben ihm gesagt, er sei einem Unglück zum Opfer gefallen.«
    »Das stimmt ja auch, Monsieur.«
    »Nicht ganz! Auf dem Revolvergriff waren Ihre Fingerabdrücke.«
    »Natürlich. Ich hielt die Waffe ja in der Hand, als der Schuß losging. Parkett wollte mir die Waffe entreißen, als der Schuß sich löste.«
    »Das ist Ihre Version der Angelegenheit.«
    Ein eiskalter Schrecken ergriff mich. Ich taumelte gegen die Flurwand und

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