Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks

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auf dem Weg zu einer Party bei Ryan Kim zu Hause. Hormone hat nur fünf Leute im Auto. Willst du mitkommen?«, fragt Doc.
    Eine Sekunde lang glotze ich auf die Kappen. Ich kann doch nicht ernsthaft sauer auf meine Jungs sein, nur weil sie es ins Baseballteam geschafft haben. Ich persönlich würde die Kappe nie wieder absetzen, wenn ich eine hätte. Trotzdem tut es nicht weniger weh, und ich fühle mich ganz schön ausgeschlossen.
    » Nein, danke. Ich will einfach nur hier abhängen…«, sage ich, als plötzlich Frank Sinatra wieder auf dem Bildschirm erscheint, eine Pirouette dreht und lauthals lossingt.
    Niemand wagt es, Frank zu unterbrechen. Alle sehen gebannt zu, während er singt.
    Ich zieh schnell den Stecker raus und bringe Frank zum Schweigen. Schuldbewusst wende ich mich meinen ältesten Freunden zu. Ihnen steht die Kinnlade weit offen. Nicht der dreckigste, krasseste, abgefahrenste Porno hätte sie in einen derartigen Schockzustand versetzen können.
    » Was zum Teufel war das denn?«, frage ich, als wäre ich ebenso schockiert wie sie. » Meine Mom, die steht auf so’n Zeug«, erkläre ich.
    EJ grinst und meint: » Klar, deine Mom ist echt ’ne Bombe.«
    Sie spazieren raus und quetschen sich in das kleine Auto, ohne noch viele Worte zu verlieren. Meine Schwester hatte mal wieder recht, wie immer. Ich hab mich noch nicht einmal für dieses Musical beworben, und schon ist es dabei, mein Leben zu ruinieren. Ich beobachte, wie sie davonfahren, fünf identische Kappen in einem Auto mit nur zwei Sitzen.

5, 6, 7, 8!
    Der Theatertrakt der Schule ist wie elektrifiziert. Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, ob ich das wirklich schaffe hier. Man merkt, wie nervös die ganzen Theaterfreaks sind. Diese Typen versuchen krampfhaft, irgendwie anders zu sein. Ich hingegen bin wirklich anders, deshalb spüre ich die Anspannung auch aus einer Meile Entfernung. Ich versuch ständig, cool zu sein, aber hier ist Anderssein richtig cool. Und deshalb übertrumpfen sich alle gegenseitig damit, wer die abgefahrensten Sachen sagt oder die schrillsten Klamotten trägt. Die Konkurrenz ist heute Nachmittag groß. Ich bin überzeugt, dass ich der Größte sein könnte hier, wenn ich einfach nur einen Haufen Blödsinn verzapfen würde oder aus keinem ersichtlichen Grund anfangen würde zu singen. Doch ich bin der Meinung, in diesem Fall ist Zurückhaltung der beste Angriff. Ich trage mich für das Vorsprechen für die Rollen von Nicely-Nicely Johnson, Benny Southstreet und Liverlips Louie ein. Für mich sind das die coolsten Namen, und deshalb versuche ich es mit allen dreien, vielleicht krieg ich ja eine von den Rollen.
    Für das Vorsprechen haben sie drei Räume eingerichtet. Einen Raum für das Vortanzen, in den muss jeder rein, und je nachdem, für welche Rolle man sich beworben hat, muss man dann in den einen oder den anderen Raum, um vorzusprechen. Die Nebenrollen werden in einem normalen Klassenzimmer gecastet, und die großen Rollen im Theater selbst. Für die Hauptrollen bewerben sich in erster Linie die älteren Theaterfreaks. Ich hatte sogar den Eindruck, dass mich einer dieser Idioten angeknurrt hat, als ich mir die Anmeldeliste für die Brando-Rolle angeschaut habe. Die Irren kreischen in den Fluren, sie brüllen und benehmen sich einfach nur daneben, unerträglich. Ich glaub, einer von den Typen hatte sich sogar geschminkt. Manche von denen sehen aus, als würden sie angestrengt versuchen, nicht nervös zu wirken, doch die meisten scheinen total verängstigt zu sein. Ich bin wie betäubt.
    Gerade komme ich aus dem Klassenzimmer raus, in dem ich für die Rolle des Mücken-Bonny vorgesprochen habe. Ich finde, das ist richtig gut gelaufen. Wenn ich die Worte von jemand anderem sprechen muss, dann stottere ich auch nicht. Sie haben mich die Hälfte vom Happy-Birthday-Song singen lassen und dann haben sie mich weitergeschickt zum Vortanzen.
    Was mach ich eigentlich hier? Warum sind die ganzen Kids da so laut? Sieht fast so aus, als würden sie nach tauben Leuten suchen, die in dem Stück mitspielen. Ich nehme an, man muss laut sein, wenn man auf der Bühne ist, und vielleicht üben sie? Aber ich hab auch schon taube Leute getroffen, die reden konnten, und die können gar nicht einschätzen, wie laut sie sind, und deshalb riskieren sie es einfach, wenn sie reden. Den Eindruck krieg ich hier. Entweder das, oder aber sie versuchen, mich einzuschüchtern. Mir ist klar, dass ich ein Außenseiter bin, und die Blicke, die