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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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abgedrängt…«
    Plötzlich merke ich, dass ich nicht länger dem netten älteren Bruder gegenüberstehe, und sein verständnisvoller Gesichtsausdruck verwandelt sich in einen ziemlich verärgerten. Das ist gar nicht gut!
    » Vielleicht hab ich das ja doch nicht getan«, brülle ich, während ich vor ihm davonrenne. » Ist ziemlich viel passiert gestern!«

Dresche
    Am ersten Trainingstag tauche ich in den Pool in der Schwimmhalle der Merrian High und gleite durchs Wasser, als handelte es sich um die beste Seide aus China… nicht eiskalt, nicht vollkommen überchlort, nicht wie Leitungswasser voll Pisse. Aaaahh! Das Wasser fühlt sich so dermaßen gut an. Am Grunde eines Schwimmbeckens scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Jedes Geräusch ist ausgeblendet. Es könnte erneut Juli sein, und mein größtes Problem wäre es, welchen Sprung ich vom Sprungbrett wagen soll. Doch dann fangen meine Lungen an zu stechen, und ich tauche hoch an die Oberfläche, um sie mit abgestandener Luft zu füllen. Draußen vor den Fenstern türmt sich noch immer der Schnee und Andre springt auf meiner Bahn ins Wasser. Dieser hirnverbrannte Schwimmcoach hat uns zusammen in ein Team gesteckt. Ich kann schon nachvollziehen, wie es zu diesem Fehler kommen konnte– beide Freshmen, beide Footballspieler, der eine Erster, der andere Zweiter bei den Stadtmeisterschaften–, aber so läuft das einfach nicht. Wir sind nicht befreundet und ich teile schon gar nicht die Schwimmbahn mit diesem Penner.
    Ich schwimme auf Coach Barker zu, um zu protestieren, doch noch ehe ich sie erreiche, brüllt sie schon: » Achthundert zum Aufwärmen! Und zwar schnell!«
    Achthundert was? Meter? Sind Sie völlig verrückt, gute Frau? Ich dachte, ich würde vielleicht die ganze Trainingsstunde über auf tausend kommen. Heute ist der erste Tag; da müssen wir es doch nicht gleich übertreiben. Doch all die anderen Jungs, Andre eingeschlossen, schwimmen bereits los. Oh nein, nicht du, du Penner! Ich schwimme hinter ihm her. Unser Coach mag das ja als » Aufwärmen« bezeichnen, aber solange dieser Wichser sich auf meiner Bahn befindet, ist das hier ein Wettschwimmen um Leben und TOD. Ich rase an ihm vorbei: Du kannst mein Kielwasser schlucken, du Schwuchtel! Mann, ich bin echt gut in Form. Ich fühle mich stark. Wahrscheinlich liegt das an den ganzen Gewichten, die ich gestemmt habe. Ich strample schneller durchs Wasser denn je. Die ersten hundert Meter sind ein Kinderspiel, doch die Wende zu Beginn der nächsten hundert Meter gelingt mir nicht so ganz. Meine Schultern scheinen plötzlich Feuer gefangen zu haben und zu brennen. Inzwischen röchle ich bei jedem Zug, wahrscheinlich bluten meine Lungen bereits. Andre hat mich schon bald eingeholt und mir geht langsam die Kraft aus. Meine Arme bewegen sich zwar immer noch, aber ich glaub, ich komm kein bisschen vorwärts. Andre überholt mich jetzt, als hätte ich angehalten. VERDAMMTE SCHEISSE! Oh, ich hab versagt, nach nur zweihundert Metern bewege ich mich nicht mehr, ich gehe unter! Ich kralle mich an die Trennleine zwischen den Schwimmbahnen.
    Coach Barker bemerkt das und brüllt: » Hey, Freshman, lass die Trennleine los! Los, weiter!«
    Okay, du Schlampe, ich kann dich sowieso nicht ausstehen, weil du mich auf eine Bahn mit Andre gesteckt hast. Aber jetzt muss ich irgendwie mit den Folgen deiner idiotischen Entscheidung klarkommen, also gönn mir die Pause. Ich schüttle den Kopf, und mit allerletzter Kraft hebe ich meinen Daumen, um zu signalisieren: » Alles in Ordnung, Coach!« Doch ich bewege mich nicht.
    Andre zieht wieder an mir vorbei, und der Penner hat doch echt die Nerven und den nötigen Atem, um kurz anzuhalten und » Pussy« zu rufen, ehe er wieder weiterschwimmt.
    Ich huste und pruste ihm hinterher. Ich hoffe, er hört wenigstens, dass ich ziemlich verärgert huste und pruste. Wenn ich nicht all meine Kraft benötigen würde, würde ich ihm auch einen Finger entgegenstrecken, aber sicher nicht den Daumen. Ich lass die Leine los und schwimme weiter. Ganz langsam. Andre überholt mich noch ein paar Mal, dann beende ich mein Aufwärmtraining. Na ja, sechshundert Meter… fünfhundertfünfzig mindestens. Aber warm ist mir auf jeden Fall!
    Das erste Training ist echt verrückt. Ich kann bei gar nichts mithalten. Ich geb schon mein Bestes und ich bescheiße wie blöd, aber selbst das reicht nicht. Andre kommt auch nicht mit, aber er ist immer noch besser als ich. Zug um Zug, Stunde um Stunde. Ich hätte

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