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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schlecht. Ich bin schneller denn je, aber das reicht noch nicht ganz. Ich kann ihn schlagen. Ich werde Andre schlagen. Ich könnte von mir aus die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gewinnen, aber wenn Andre die Goldmedaille kriegt, empfände ich das als totales Versagen meinerseits. Ich werd ihn fertigmachen.
    Wenn ich für jeden neuen Masterplan, den ich mir auf den Arm geschrieben habe, auch nur einen Cent bekommen hätte, dann hätte ich jetzt schon ein paar Dollar beisammen. Normalerweise halte ich an meinen Plänen einige Wochen fest, aber die Sache mit Andre ist irgendwie anders. Ich will ihn besiegen, koste es, was es wolle. Mit jedem Schwimmzug will ich ihn schlagen. Tag für Tag, Woche für Woche. Mein armer Körper muss den Preis dafür zahlen. Ich ackere mir den Arsch ab… buchstäblich. Ich hab nämlich mittlerweile keinen Hintern mehr. Ich esse mehr als irgendjemand, den ich kenne, aber meine Jeans schlabbern nur noch so an mir rum. Ich bin spindeldürr geworden. Aber ich gönn mir noch nicht mal eine Pause, wenn ich krank bin. Bei jeder Trainingsstunde schwimme ich mindestens zweihundert Meter weiter als Andre. Nach dem Training übe ich noch den Startsprung. Ich gehe schon früh hin und arbeite an meinen Wenden. Mein Vater war im vergangenen Sommer ziemlich enttäuscht von mir, als ich damit aufhörte, für andere Leute den Rasen zu mähen; er meinte damals, ich habe keine Arbeitsmoral. Damals war mir das egal, weil ich sowieso nicht wusste, was er damit meinte. Aber ich glaube, jetzt hab ich es verstanden.
    Meine Mom macht sich Sorgen um mich und meint: » Du hast so einen hungrigen Ausdruck in den Augen, junger Mann.«
    Und ich erkläre ihr: » Das liegt daran, dass ich hungrig bin!« Und zwar die ganze Zeit. Und ich will nicht einfach nur irgendwelches Junkfood. Ich lechze jetzt regelrecht nach Proteinen und Gemüse!
    Coach Barker sagt immer: » Schokoriegel und Cola machen einen nicht unbedingt schneller.« Wenn es so wäre, wäre das ziemlich cool. Aber dem ist nicht so und deshalb lass ich die Finger davon.
    Ich schwimme bei allen Veranstaltungen und allen Wettkämpfen mit, an denen der Coach mich teilnehmen lässt, aber es tut mir nicht gerade gut. Nicht nur mein Körper, auch meine Psyche macht so einiges mit. Im Sommer gewinne ich. Ich habe bisher fast jedes Wettschwimmen gewonnen, an dem ich teilgenommen habe, bis auf diejenigen, in denen ich gegen Andre antreten musste. Immerhin war ich dann jedes Mal Zweiter. Doch ich bin weit davon entfernt, diese Wettkämpfe zu gewinnen. Aber Andre geht es wenigstens genauso. Mein Dad meint immer, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, sondern » einfach nur gegen die Uhr anschwimmen und mich selbst übertrumpfen«.
    Ich behalte meine Zeit im Auge, aber ich versuche nicht, mich selbst zu schlagen. Ich versuche, Andre zu schlagen. Zu Beginn der Saison war ich beim Hundert-Meter-Freistil noch drei Sekunden langsamer als er. Und jetzt bin ich nur noch eine Sekunde und vier Hundertstel Sekunden langsamer als er. Das klingt nicht nach viel, aber beim Schwimmen ist das eine ganze Menge. Was mich echt nervt, ist, dass immer wenn ich ein bisschen Zeit gewinne, Andre auch ein wenig schneller ist; ein Teufelskreis. Ich hasse ihn, aber manchmal wünsche ich mir, er würde in Mathe oder so neben mir sitzen. Dann würde ich mir das Hirn aus dem Leib pauken, nur um bei den Tests besser abzuschneiden als er.
    Bald schon finden die Landesmeisterschaften statt und die Trainingseinheiten werden noch eine Ecke härter. Ich schätze, dass unser Staffelteam eingeladen wurde, ist eine große Sache. Andre und der Rest der Seniors dürfen sogar eine Nacht zusammen in einem College-Schlafsaal verbringen und sie müssen sich die Köpfe rasieren. Ich bin so neidisch, dass es wehtut. Nächste Woche finden hier die Junioren-Schulmeisterschaften in der Merrian High statt, meine letzte Chance, Andre noch vor den Landesmeisterschaften zu schlagen. Aus dem Grund trainiere ich noch härter als zuvor, denn ich weiß ganz genau, dass ich derjenige sein werde, der sich den Kopf rasieren darf, wenn ich ihn nur schlage!
    Vor der Junioren-Meisterschaft rasiert sich jeder die Haare ab. Durch das Rasieren verliert man zwar seine Kopfbehaarung, gewinnt dafür aber an Zeit. Offensichtlich waren meine Beinbehaarung und mein Achselhaar schuld daran, dass ich so lahm war, und ich hatte keine Ahnung!
    Unser Team versammelt sich nach dem Training in den Duschräumen und seift sich

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