Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Augen, während ich noch mit der chinesischen Ärztin auf gebrochenem Chinesisch ausdiskutierte, ob ein Irrtum ausgeschlossen sei.
Das ist jetzt schon ein bisschen her. Mittlerweile bin ich in der 18. Woche und schiebe eine respektable Babykugel vor mir her. Ein Bauch, der optisch nach Wochen endlich komplett ausschließt, dass es sich um eine kürzlich angefressene Kantinen-Wampe handelt und alle hämischen Kolleginnen mundtot gemacht hat.
Aber das Wichtigste: Wir sind beide glücklich und das verliebte Paar geblieben, das wir waren.
Wie schon gesagt: Michael gibt sich alle Mühe, die ganze Schwangerschaftsgeschichte gemeinsam mit mir durchzustehen, aber manchmal habe ich meine Zweifel, ob das noch lange so bleibt.
Denn während ich aus vielleicht übertriebener Vernunft am Wochenende abends die Couch hüte und mir lieber einen Kitschfilm reinziehe, als durch die Bars zu ziehen, ist Monsieur so aktiv wie nie zuvor.
Abends zischt er erst sein Bierchen vor dem Fernseher, stürzt dann mit unseren gemeinsamen Freunden wie gewohnt in den gängigen Mitte-Kneipen ab und raucht seine anderthalb Päckchen Marlboro Lights täglich, als gäbe es kein Morgen.
Ich meine, es kostet mich schon einiges an Nerven, zuzusehen, wie er sich vor mir beim Italiener um die Ecke blutige Rindersteaks (für Schwangere tabu, weil Toxoplasmosegefahr!), den passenden Wein und als Absacker noch einen Averna reinzieht. Schenkt der Kellner mir dann aus Versehen ebenfalls Wein ein, sagt er auf süffisante Macho-Art: »Nein, sie darf nicht.« Weil der Kellner dann natürlich meinen Babybauch unter dem Tisch nicht gleich erblickt, entschuldigt der sich nur und denkt, ich sei gefangenin einer restriktiven Zwangsehe. Fazit: Restaurantbesuche werden so immer mehr zu einer Demütigung für mich. Oder als wir neulich im Kurzurlaub waren:
Ich hielt es persönlich nicht für so eine super Idee, als Schwangere die Todesrutsche im Wasserparadies-Schwimmbad zu testen. Michael blieb dagegen geschlagene fünf Stunden im Wasser, während ich mein Buch auf der Liege las. Mir dämmerte damals schon langsam, dass egal, wie cool und verständnisvoll der werdende Papa ist – so ganz fair kann das alles irgendwie doch nie laufen. Ganz früher in prähistorischen Zeiten mag das ja mit der körperlichen Überlegenheit des Mannes während der Schwangerschaft der Frau noch Sinn gemacht haben.
Sprich: Der Mann ging jagen, besorgte die Nahrung, während sich die Frau in der Höhle erholte – aber heute, in Zeiten, in denen Männer die gewonnene frauenlose Freizeit zum Rauchen, Saufen, Spaßhaben und Selber-wieder-Kind-Sein missbrauchen …
Ich weiß nicht.
Für mich steht jedenfalls fest, dass ich mein Kind zu zweit und gleichberechtigt großziehen und kein Hausmütterchen werden will, das wie viele Mütter oft Abende lang darauf wartet, dass sich der Vater aus den Bars oder dem Probekeller bequemt und zu allem Frust aus Sanftmut noch darüber schweigt.
Um das hier mal klarzustellen: Ich werde nicht zulassen – wie viele weniger emanzipierte Müttergenerationen vor mir –, dass sich mein Typ nach der Geburt zum Chauvi-Macho-Macker gehen lässt, nur weil ich eine arme, schutzbedürftige Mami bin, die denkt, dass Alleinerziehen eine schwere Krankheit ist.
Also, Lisa, jetzt mal Tacheles! Wie hältst du es mit drei kleinen Kindern und einem voll berufstätigen Mann mit der Gleichberechtigung? Geht das überhaupt?
Liebe Caro,
am besten, du streichst die verrückte Idee der männlichen und weiblichen Gleichheit aus deinem Hirn, denn: Es gibt sie nicht! Muss er permanent aufs Klo oder du, weil dir da ein fremder Körper in deinem Leib auf die Blase drückt? Ein Mann kann ebennicht schwanger sein, er hat keine Angst vor blau-roten Rissen in der Haut seines fitnessstudiogestählten Sixpacks, er braucht seine Brüste nicht vor lauter Hormonen explodieren zu sehen und nach der Geburt wird er, während du wahrscheinlich gerade noch mit der Nachgeburt beschäftigt bist, seine Freunde anrufen und sagen: »Hey, ich bin Papa, lief alles super, lasst uns heut‘ Abend ein Bierchen trinken gehen!«
Ja, so wird es sein. Frauen und Männer sind eben unterschiedlich. Du siehst es auch an deinem Freund und dir. Er wird durch die Schwangerschaft umso wilder, du immer stiller. Er zockt auf deinem Stillkissen Playstation, du wirst dein Baby damit an die Milchbar locken. Das also zur Ungleichheit der Geschlechter. Bei der Gleichberechtigung ist es etwas anderes.
Ich möchte jetzt
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