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Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Titel: Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Rosales , Lisa Harmann
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man ganz auf Windeln verzichtet. Stattdessen soll Mami die Signale ihres kleinen Stinkers deuten können und wann immer er das Gesicht verzieht, sofort in einen Busch oder zur Kloschüssel laufen. Meine Hebamme hat mir erzählt, dass zwei der Frauen, die sie betreut, drauf schwören und zu diesem Zweck überall Schüsseln in der Wohnung verteilt hätten.
    Also, was nun, Lisa? Bin ich jetzt eine Rabenmutter, wenn ich Pampers benutze und mich weigere, mit meinem Baby bei jeder kleinen Stuhlgangregung durchs Haus zu hetzen auf das Risiko hin, mich die nächsten Jahre von ihm ansch***** zu lassen?
    Rabenmutter! Was ist das überhaupt für ein Wort? Ist das fürdie Mütter reserviert, die heutzutage kein Baby-Yoga machen, keine Natur-Baumwollstrampler für 60 Euro kaufen, sich kein Familienbett wünschen und nach sechs Monaten abstillen?
    Oder fängt das schon damit an, dass man die Schwangerschaft nicht ausreichend durch Bauch-Gipsabdrücke, Baby-Moon-Urlaube mit dem Bald-Papa und Rosenblatt-Milch-Vollbäder bei Kerzenschein würdigt?
    Wie hast du denn deine goldene Mitte gefunden? Und was kann ich verdammt noch mal dagegen tun, dass ich mir ständig Vorwürfe mache?
    Liebe Caro,
die Werbung erwartet von uns, dass wir den ganzen Tag glücklich sind als Schwangere oder Mutter. Der Staat erwartet, dass wir trotz Kind noch arbeiten gehen, die Gesellschaft erwartet, dass wir alles unter einen Hut kriegen und trotzdem noch gute Laune haben. Die Schwiegereltern erwarten, dass wir zu Hause beim Kind bleiben, der Arbeitgeber, dass wir schon bald zurück ins Büro kommen, die eigenen Eltern, dass wir selbst schon am besten wissen, wie wir glücklich werden (wissen wir’s?), unsere Freunde erwarten, dass wir nicht nur noch über Kinder reden, und unsere Kerle verlangen, dass wir die Alten bleiben, witzig und charmant und noch viel, viel mehr. Da soll man nicht durchdrehen als Frau?
    Also entweder ist jede Mutter eine Rabenmutter. Oder keine.
    Klar gibt es sie, diese Mütter, die jeden Tag eine aufwendige Schnitzeljagd für ihre Kinder organisieren, pädagogisch wertvoll basteln, Geduld haben bis zum Abwinken und nie nie nie schreien. Aber die existieren nur eine Stunde am Tag, meine Liebe. Den Rest der Zeit verbringen sie wie alle anderen mit Befehlen, Genervtsein und menschlichem Versagen. Glaub mir. Blöd nur, dass es in Deutschland eine Kategorisierung dafür gibt, in anderen Ländern gibt es das Wort Rabenmutter nämlich gar nicht. Das Negative haben sich die Deutschen mal wieder reserviert. Wir glänzen ja auch sonst nicht in Sachen Optimismus und vielleicht liegt hier der Kern des Ganzen. Die Politik? Korrupt. Die Finanzmärkte?Zum Crashen verurteilt. Die Welt? Kurz vor dem Untergang, mindestens. In Sachen Lebensfreude und Zukunftslust tanzen uns andere Länder auf der langen Nase herum. Genau, in Frankreich ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen nach drei Monaten wieder arbeiten gehen. Dort ist nicht nur die Geburtenrate höher als bei uns – dort gibt es auch einfach den Begriff der Rabeneltern nicht. Ob ich mal ein Referendum im Bundestag einbringen sollte, zur Abschaffung dieses Wortes? Meinst du, es würde die Geburtenrate steigern? Wohl kaum. Ich wundere mich eh, welch dummer Kopf sich diese Begrifflichkeit wohl mal ausgedacht hat, die für das Schlechte in uns Familienoberhäuptern steht!
    Raben sind nämlich sehr gute Eltern, also die Vögel jetzt. Sie sind in der Aufzucht ihrer Nachkommen besonders liebevoll, die Küken sind nackt, hungrig und – da sind sie uns Menschen wieder ähnlich – ohne die große Fürsorge ihrer Eltern nicht überlebensfähig. Warum der Begriff der Rabeneltern trotzdem so negativ besetzt ist, ließe sich also nur kulturhistorisch erörtern, was wir an dieser Stelle mal sein lassen wollen, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: das schlechte Gewissen einer (werdenden) Mutter.
    Tödlich ist der Vergleich mit anderen.
    Leider ist es in Zeiten von Social Media, Newsflut und Klatschmagazinen nicht sonderlich leicht, sich von diesen Vergleichen freizumachen. Es gibt massenhaft Beiträge, die uns eintrichtern: Ihr seid nicht gut genug!
    Bei ›Spiegel Online‹ lese ich, dass Mutterliebe Kinderhirne wachsen lässt (ich muss mehr lieben!), bei ›Welt Online‹ lese ich, dass zu frühe Krippenbetreuung zu Haut- und Herzerkrankungen führen kann (Gesundheit geht vor!). In der ›Tagesschau‹ geht es tagelang um die CSU-Herdprämie (sorry: Betreuungsgeld), die für Mütter gezahlt wird,

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