Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Regisseurs François Ozon, ›5 x 2‹, der die unglückliche Liebesgeschichte eines Paares erzählt. Bei der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes kratzt der Hauptdarsteller einfach die Kurve, weil ihn das alles überfordert, und die arme Frau bringt das Kind im Krankenhaus allein zur Welt.
    Oder noch besser: Mein Freund erzählte mir, dass ein Kollege von ihm sich gerade von seiner Freundin getrennt habe, mit der er zehn Jahre zusammen war. Der Grund, warum er seine große Jugendliebe verließ, war ihr gemeinsames drei Monate altes Kind. »Er meinte, er hat das alles irgendwie nicht mehr ausgehalten«, erzählte mir mein Freund neulich schulterzuckend.
    Das wäre natürlich der Extremfall, aber so weit muss es ja gar nicht kommen. Mir persönlich würde es schon reichen, irgendwann festzustellen, dass der werte Papa immer mehr berufliche Termine und private Verpflichtungen erfindet, um vor Frau und Kind zu fliehen. Nein, das muss bei mir, stolzer Neo-Feministin, anders laufen.
    Ich will einen Papa, der Sandburgen baut, der nach Feierabend Geschichten vorliest und Pyjamas anzieht, der am Wochenende auf den Spielplatz statt ins Fußball-Stadion geht, der ab und zu von der Arbeit Gummibärchen für Mini und Parfüm für Mami mitbringt, der sich am Wochenende demonstrativ vor den Herd stellt und sagt: »Hier übernehme ich jetzt«, der Rotznasen abwischt und mal den Tag über zu Hause bleibt, der Windeln wechselt, der Vogelhäuser bauen kann, der Schwimmlehrer, Fahrrad-Trainer, Teddybären-Doktor und schließlich Mamas bester Freund und Superlover in einem ist!
    Zu viel verlangt? Ich finde nicht! Aber wahrscheinlich muss man sich, was das hingebungsvolle Papa-Sein angeht, von seinem Liebsten immer ein wenig überraschen lassen. Oder etwa nicht? Gibt es – ganz im Gegenteil – sogar sichere Anzeichenwährend der Schwangerschaft, die erkennen lassen, wie viel Super-Daddy in unseren Traummännern steckt beziehungsweise wie viel von ihm – sagen wir ein Jahr nach der Geburt – noch übrig ist? Also, wenn es die gibt, Lisa, dann bitte raus mit der Sprache! Ich bin gespannt!
    Liebe Caro,
es gibt ja Männer wie den Torhüter Olli Kahn, über die gesagt wird, sie hätten ihre Frau noch im neunten Monat betrogen, deine Frage ist also vollkommen berechtigt. Und wenn man zum Beispiel bei der New Yorker Autorin Judith Newman liest: »Wo Kinder sind, da ist weder Frieden noch Genuss«, dann kriegt die ein oder andere vielleicht schon mal kalte Füße. Ich möchte dich hier nicht verunsichern, ich möchte nur sagen: Durch ein Kind verändert sich deine Beziehung. Vor dem ersten Kind arbeiten noch 55 Prozent der Frauen in Vollzeit, nach dem zweiten nur noch klägliche sechs Prozent. Viele Beziehungen bleiben nach der Geburt nicht mehr so gleichberechtigt, wie sie einmal waren … Neben diesen äußeren Faktoren wie Job und Gleichberechtigung verändert sich aber auch ein innerlicher Faktor – die Liebe nämlich. Bei den meisten. Die Kinder rutschen an die erste Stelle. Der Mann rangiert dann nur noch auf einem Ehrenplatz, so wird es zumindest von der öffentlichen Meinung vorgesehen. Äußert sich dann mal jemand gegenteilig, entfacht sich ein Entrüstungssturm. Als die Schriftstellerin Ayelet Waldman in einem Interview mit der ›New York Times‹ vor einigen Jahren sagte, sie liebe ihren Mann mehr als ihre Kinder, erhielt sie sogar Morddrohungen.
    Nun, so weit muss es nicht kommen. Du wirst deinen Mann weiterlieben und er dich, wenn du dich denn nicht gleich nach der Entbindung zum Gregor Samsa entwickelst.
    Als Gregor Samsa eines Morgens aus einem unruhigen Traum erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. (Franz Kafka, ›Die Verwandlung‹)
    Ja, es gibt Frauen, die sich plötzlich um 180 Grad drehen nach der Geburt, ihre Einstellungen ändern, von der Sexbombe zur Nonne werden, vom Vamp zum Muttertier. Falls dir das auch passieren sollte, kann ich also nicht garantieren, dass dein Kerl wirklich bei dir bleibt. Aber wenn du so etwas vorher weißt, dann kannst du dem ja auch ein bisschen entgegenwirken, gell? Dein Liebster wird sich dann fein in der Generation der »neuen Väter« etablieren, am Feierabend Geschichten vorlesen, wie du es dir wünschst, sein Kind ab und zu mal ins Tragetuch packen und der Öffentlichkeit zeigen, was für ein toller Hecht er ist.
    Ach, was wird der moderne Vater gelobt in den Medien, seit 2007 das von der Leyensche Elterngeld eingeführt wurde!
    Und es ist