Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
ja auch fantastisch, dass es das gibt. Nur: Die meisten nehmen eben nur zwei Monate Auszeit und die dann auch möglichst mit ihrer Frau zusammen. Wenn das für dich okay ist – wunderbar. Wenn nicht, kannst du eigentlich schon jetzt beginnen, zu kämpfen.
Eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsfragen von 2011 belegt, dass Väter die am meisten arbeitende Bevölkerungsgruppe sind! Sie sind sogar noch länger im Büro als andere Männer. Zudem gaben in einer Allensbach-Studie 2010 drei Viertel der Mütter an, die Hausarbeit ganz alleine oder zum größten Teil zu machen.
Ich weiß, ich drifte schon wieder arg in Richtung Gleichberechtigung und Job ab, aber diese beiden Themen sind eben die essentielle Herausforderung, um aus unseren Männern gute Väter zu machen. Denn wer nicht da ist, kann auch kein guter Vater sein. Ganz einfach. Auch du hast natürlich deine Aufgabe in diesem Spiel. Neulich sagtest du: »Ich denke immer: Mein Kind. Nicht: Unser Kind.« Diesen Slogan solltest du spätestens mit der Geburt echt austauschen. Denn ein Vater baut sicher lieber Sandburgen mit eurem Kind. Und nicht mit deinem.
Aber kommen wir mal zu meinem Mann. Er war in der Schwangerschaft jetzt nicht der Typ, der ständig meinen Bauch umarmen wollte, mit dem Ungeborenen Monologe führte oder mich mit Rosenöl einrieb. Er konnte auch gut mal vergessen, dass ich schwanger war (»Bringst du noch ’nen Kasten Wasser mit?«).Tja, und jetzt beschreibst du ihn als Super-Daddy. Die wahre Größe entfalten die Väter also, wenn die Kinder da sind. Da kannst du also beruhigt sein!
Trotzdem: Er geht halt Vollzeit arbeiten. Ich jongliere mich mit Job, Studium und Kids durchs Leben und kläre trotzdem noch die Babysitterfrage für den gemeinsamen Restaurantbesuch, denke an die Elternabende, an die abendlichen Nasentropfen und schneide 80 Finger- und Fußnägel wöchentlich, meine eigenen inbegriffen. Selbst schuld! Reiß ich an mich. Muss ich nicht. Mach ich trotzdem. Aber meckern wird ja wohl trotzdem erlaubt sein. Und um meine Wut auch wissenschaftlich rechtfertigen zu können, besuche ich eine Podiumsdiskussion, die zu meiner Laune passt. Titel: »Vater Morgana«. Es geht um engagierte Männer wie meinen, die aber leider zu wenig Zeit für ihre Kinder haben. Carsten Schneider, haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, sagt, er habe keine Elternzeit genommen, weil das eben schwierig sei im Politikbetrieb. »Das ist Tatsache und Ausrede zugleich.« Aber ist es nicht immer schwierig?
Bei einer Forsa-Umfrage unter 1000 Männern zwischen 20 und 55 Jahren offenbarten 45 Prozent ihre Furcht vorm Karriereknick: Sie rechneten mit »sehr oder eher negativen« Konsequenzen, falls sie in Elternzeit gehen sollten. Sorge unbegründet, erklärt Sonja Pfahl, die die Studie ›Das neue Elterngeld. Erfahrungen und Nutzungsbedingungen von Vätern‹ verfasst hat. Viele Väter, die sich trauten, machten gute Erfahrungen mit den Arbeitgebern, sagt sie.
Woran fehlt es also? »An öffentlichen Vorbildern«, finden die Väter. Der Wunsch: ein Spitzenpolitiker in Elternzeit. Oder ein Profifußballer.
Sorry, ich kann am Samstag nicht gegen Real Madrid antreten, ich bin in Elternzeit.
Das wär’s doch! Und dann würden sie losgehen, die öffentlichen Debatten:
Die ›Taz‹ wird die Einführung des Wortes »Vaterinstinkt« als gleichberechtigtes Gegenüber zum »Mutterinstinkt« einfordern. Die ›Bild‹ wird exklusiv enthüllen: »Bundesliga verrückt! Philipp Lahm und Jogi Löw nehmen Elternzeit für gemeinsamenAdoptivsohn.« Der ›Spiegel‹ widmet dem Thema gar eine eigene Titelseite: »Die Revolution der neuen Väter – ein Abgesang auf Cowboys und Machomänner.«
Aber können nicht auch Cowboys gute Väter sein? Die Elternzeit meines Mannes verbrachten wir mit unserer Tochter in Afrika. Ich hatte einen befristeten Job in Namibia – für den Papa eine Elternzeit unter erschwerten Bedingungen. Mit Vollzeit arbeitender Frau. Ohne Spielplätze. Ohne Kita. Es war Vatersein pur mit all seinen Freuden und Leiden. Und es hat dafür gesorgt, dass er vieles aus meinem Leben besser nachvollziehen kann. Dass er seinen eigenen Job noch mehr schätzt. Seine Tochter aber auch!
Und ich? Ich habe die Arbeit sehr genossen. Ich habe aber auch mein Kind vermisst. Und ich glaube, dass das vielen Frauen so geht. Ich glaube, es gibt einige Mütter, die sich gern in ihre Elternzeit zurückziehen, um sich dem schwindelerregenden
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