Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
nicht fertig. Neue Leute da, alte Leute weg.«
Mit so einem Satz versucht Thomas seinen Kumpels natürlich zu zeigen, dass er der Alte geblieben ist. Ist er aber nicht! Und das merken die natürlich auch. Darum stimmt leider der abgelutschte Satz: Durch Kinder kommen neue Freunde hinzu, viele alte bleiben dafür auf der Strecke. Die wirklich wahren Freunde, die bleiben natürlich, mach dir da mal keine Sorgen, aber sie werden eben eine Zeit lang eher zu so einer Art Bildschirmschoner in deinem Leben. Immer wenn das Kind grad mal schläft und du in den Ruhemodus schaltest, flackern die alten Gesichter und Geschichten über deinen Bildschirm.
Für eine bessere Einschätzung deines postnatalen Freundeskreises teile ich die Freunde – alte wie neue – einmal in drei verschiedene Kategorien:
Freunde, die (noch) keine Kinder haben
Freunde, die keine Kinder haben, haben oft besonders genaue Vorstellungen von der Erziehung ihrer eigenen Kinder. »Also wenn ich mal Kinder habe …«, höre ich sie sagen, »dann dürfen die aber nur englischsprachige DVDs gucken, wegen der Bildung«. Was soll ich dazu sagen? Ich hatte mir das auch alles anders vorgestellt. In der Schwangerschaft mit meinem ersten Kind dachte ich, alles bleibe beim Alten, außer dass da noch so eine kleine Grinsebacke neben mir liegt und mich anstrahlt. Als ich dann im Alter von zarten 24 Jahren ein kleines Mädchen zur Welt brachte, wollte das aber einfach nicht grinsen. Nicht immer jedenfalls. Von 18 Uhr bis 0 Uhr war bei uns Gebrüll. Das ist eine Bewährungsprobe für eine Freundschaft, wenn beim Telefonieren permanentes Background-Gebrüll deine Frontfrau-Stimme übertönt!
Dazu kam, dass die da draußen alle weiterlebten, während ich mit meinem Baby in der Bude saß und nichts anderes erlebteaußer Schuckeln, Stillen, Bäuerchen, Wickeln und dann wieder von vorne. Doch dann lächelte mein Rotgesicht irgendwann! Und was war schon eine Party, von der mir meine Freundin Jenny erzählte, wenn ich doch von einem Baby angelächelt worden war. Von meinem Baby! Zwischen Jenny und mir fehlten die gemeinsamen Erlebnisse. Immer mehr erzählten wir von der Vergangenheit, von unserer gemeinsamen Vergangenheit und wie sich doch alles verändert hatte. Ich gab mir Mühe, nicht zu viel von meinem Baby zu erzählen, aber ich erlebte ja nichts anderes! Das war anstrengend und ich merkte: Ich brauche neben meinen alten Freunden auch noch Leute, die sich für das Nichtdurchschlafen meines Kindes in der Nacht interessieren! Die nachvollziehen können, was ich gerade erlebe – die unbeschreiblichen Gefühle in alle Richtungen, von Verzweiflung bis Glückseligkeit. Ich machte mir also Mut: Ich ging zu Babykursen, um Mütter kennenzulernen. Ich vergaß meine Freundschaften nicht, ich legte sie nur kurz zur Ruhe. Denn ich wusste: Wenn meine Freundinnen selbst mal Mutter werden sollten, dann würde alles wieder gut werden. Oder?
Freunde, die schon Kinder haben und dadurch irgendwie merkwürdig werden
Wenn meine Freundinnen selbst mal Mutter werden sollten, dann würde alles wieder gut werden. Dachte ich. Genauso wie ich dachte, dass es Menschen-Mutationen nur in Soaps auf RTL 2 gibt, also Menschen, die sich plötzlich von Grund auf verändern. Und dann wird die rockigste Braut aus deinem Freundeskreis das spießigste Huhn auf dem Planeten. Hatten wir damals noch interne Mottopartys veranstaltet (z. B. zum Thema: Heute Nacht bleibe ich so lang, bis ich einen Kerl aufgegabelt habe), so rannte ebenjene Freundin mit der Geburt ihres ersten Kindes plötzlich sonntags in die Kirche, kaufte sich ein völlig überteuertes Townhouse in der Stadt mit Garten in Handtuchgröße, einen Hund dazu, und im Yogakurs lernte sie dann noch, dass die Welt gut ist und wir uns alle immer total lieb haben sollten. Da wünscht man sich eine Star-Trek-Zeitmaschine her, die einem die alte Freundin wiederherstellt. Natürlich ist das ein Extremfallund mit vielen meiner alten Freundinnen, die mittlerweile Mutter geworden sind, klappt es hervorragend.
Wobei sich die Freundschaft natürlich verändert, denn nicht mehr du als Freundin bist die Nummer eins, sondern zunächst einmal das jeweils eigene Kind. Und dann gibt es ja meistens auch noch einen Partner dazu! Das Freundessprüchlein »Ich bin immer für dich da« bekommt eine neue Bedeutung, wenn erst mal Kinder im Spiel sind. Denn wenn sich das Kind grad mit Blähungen quält und dein Kerl Ärger mit dem Vorgesetzten hat und du nur zwischen ca.
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