Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

den Sessel in der hintersten Ecke des Wohnzimmers, wo meine Füße Erholung vom Stehen in engen Lack-Ballerinas finden. Für dein Kopfkino: Eine Schwangere sitzt in einem Sessel alleine im Hintergrund der Party und isst. Komisch auch, dass sich keiner zu ihr gesellt.
    Fazit: Es ist fast Mitternacht, ich bin müde, habe mich bei dem kurzen Gang über den Balkon soeben wohl verkühlt, kriege morgen wahrscheinlich mal wieder eine Blasenentzündung, Seitenziehen und die Pest gleich mit und will ins Bett, das Gott sei Dank ja nicht weit ist.
    Um es kurz zu fassen: Die Party war ganz allgemein nicht der Brüller, aber ich war auch nicht die Spaßkanone, die mir selbst und den anderen die Laune gerettet hätte.
    Im Gegenteil: Ich bin rund wie eine Kugel, phlegmatisch und langweilig. »Du findest mich doch zurzeit total langweilig«, heule ich am nächsten Morgen Rotz und Wasser im Bett neben meinem noch schlafenden Freund, der sehr wahrscheinlich noch sehr restalkoholisiert gar nicht weiß, wie ihm geschieht. Glücklicherweise beherrscht er die Trösterrolle bei Schwangeren-Blues mittlerweile perfekt, sodass ich bald darauf voller Tatendrang aufstehen kann, um ins nächste, noch schlimmere Szenario reinzustürzen.
    Sonntagvormittag. Ich treffe meine Freundin Alex, die zufällig zwei weitere Freundinnen (beide schwanger!) im Café am Neuen See erblickt hat. Wir setzen uns also kurz zusammen und plaudern. Und eins kann ich dir sagen, Lisa: Der Blick in einen imaginären Spiegel tut nicht gut. Das sitzen sie, die zwei Schwangeren, beide kugelrund, in Blusen, die selbst bei Kik aus Geschmacksgründen aus dem Sortiment genommen worden wären, essen Bagels mit Nutella und unterhalten sich über Müdigkeit, Kinderkleidung und ihren mächtigen Appetit. Als die eine dann fast zu heulen beginnt, als sie hört, dass ich während der Schwangerschaft Antibiotika genommen habe, stelle ich fest, dass der schlimmste Feind, Panikmacher und Frustbringer der Schwangeren die Schwangere ist.
    Also Strich drunter: Meine alten Freunde haben keine übertriebeneLust, mit einer jammernden, nüchternen Zicke die Nächte zu verbringen. Schwangere und Singles, die nur über das Schwangerwerden philosophieren, gehen mir auf den Geist, so wie ich wohl derzeit jungen Mamis mit all meinen Fragen zum natürlichen Geburtsvorgang auf den Geist gehe. Da ich aber dennoch nicht vorhabe, bis zur Geburt und danach abends zuhause DVDs zu schauen, musst du mir helfen.
    Also, erklär’s mir, Lisa. Wie hat sich das bei dir wieder eingerenkt? Hat es doch, oder? Wer kommt heute für dich als Freund und Freundin infrage? Erzähl mir alles!
    Liebe Caro,
bevor ich schwanger wurde, habe ich mir um das Thema Freundschaften nie Gedanken gemacht. Ich stand mitten im Leben, hatte etliche Bekanntschaften und einige wirklich echte wahre Freunde. Genau wie du. Wir haben zusammen gefeiert, um Männer geweint, uns gegenseitig Botschaften geschrieben, sind vor Kummer fast eingegangen, wenn einer mal in eine andere Stadt zog. Tränen flossen bei einigen auch, als sie hörten, dass ich schwanger bin. Freudentränen. Doch wir haben alle nicht damit gerechnet, welche Veränderungen das mit sich bringen kann. Meine Tochter ist mittlerweile sechs, die Zwillinge vier und so seit anderthalb Jahren stabilisiert sich alles wieder ein bisschen. Aber zunächst wird man schon ziemlich unzart rausgerissen aus der alten Welt. Deine Freunde fragen sich: Warum? Kriegt? Die? Ein? Kind? Oder sie fragen sich das nicht, interessieren sich aber eben auch nicht sonderlich für schwangerschaftsbedingtes Sodbrennen und 125 Zentimeter umfassende Bauchumfänge. Ist ihnen ja auch nicht übel zu nehmen. Nur: Du MUSST ja mit irgendwem über deine aktuelle Lage sprechen können! Ich gehörte immer zu denen, die gedacht haben: Bloß nicht meine Freunde mit zu vielen Schwangerschaftsthemen belästigen. Aber was, wenn einem eben irgendwann NICHTS anderes mehr durch den Kopf geht als die Wahl der Entbindungsklinik und der Sex mit fettem Bauch, in dem das Baby gerade aktiv ist? Auch in dem Bestseller ›Kinderkacke‹ wird das Thema angesprochen. Thomas schreibt:
    ›Ich wollte endlich mal wieder neue Leute kennenlernen – also hab ich halt welche gezeugt.‹ Das sage ich manchmal, wenn Bekannte mich fragen, ob die Kinder gewollt waren und warum denn bloß. Meistens haben sie dann erst eine Weile an dem Satz zu knabbern und lassen mich in Ruhe. Aber ehrlich gesagt, bin ich selbst mit meiner Umstellung noch lange