Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Lokalreporterin aus dem Rheinland, die Tiergeschichten schrieb, mir erst einen Volontariatsplatz bei einer großen Zeitung in Hamburg und dann eine Festanstellung bei der größten Zeitung Berlins als Politikredakteurin zu erkämpfen? Dazu kommt mein Chinesisch-Studium, dass ich die letzten Jahre beinhart neben dem Job durchgezogen habe. Ich bin ein Working-Girl!
Klar wollte ich immer Kinder, aber weil das natürlich nicht planbar ist oder sein sollte, habe ich mich immer auf das verlassen, was ich zu 100 Prozent beeinflussen konnte: mich selbst. »Man wirft eine Ausbildung nicht zum Fenster hinaus«, sagt Autorin Bettina Wündrich, die das Buch ›Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind‹ schrieb. Dem müsste ich eigentlich zustimmen. Tue ich aber nicht.
Liebe Frau Wündrich, ich als Ihre Leserin sage Ihnen, Sie haben recht und unrecht. Auf der einen Seite ist eine super Ausbildung mit Studium und Berufserfahrung und echter Leidenschaft für das, was man tut, absolut schützenswert. Aber auf der anderen Seite ist mir selbst als jetzt Schwangere nie, aber wirklich auch nie die Idee gekommen, dass ich meine Ausbildung damit zum Fenster rauswerfe. Ich glaube, da muss man als Frau cool bleiben und auch eine gewisse Arroganz an den Tag legen. Nach dem Motto, nach dem ich es bis jetzt immer gehalten habe: Ich werde so gut sein, dass die Arbeitgeber mich wollen müssen. Auch in Zukunft.
Es geht am Ende nicht um das Entweder-Oder, sondern umdie Vereinbarkeit. Traurig blicke ich als Deutsche und Halb-Französin auf unser Nachbarland Frankreich. Wer dort keinen Krippenplatz bekommt (was sehr selten vorkommt!), kann auf ein engmaschiges Netz von staatlich geprüften Tagesmüttern zurückgreifen.
Soll sich doch in Deutschland keiner wundern, dass in Frankreich trotz niedrigerer Bevölkerungszahl rund 100 000 Babys mehr zu Welt kommen. Jährlich! Ich meine, wo liegt eigentlich generell das Problem? Mal naiv gefragt: In vielen Ländern in Afrika läuft bei den Frauen alles viel pragmatischer. Das Baby wird geboren. Die Frauen schnallen es sich hinten mit einem Tuch auf den Rücken und ernten weiter Hirse. Das Leben des Babys beginnt. Das Leben der Mutter geht weiter.
Hierzulande würde ich nie auf die Idee kommen, zu fordern, dass ich mein Baby zur Arbeit mitnehmen darf. Abgesehen davon, dass mir jeder Chef den Puls fühlen würde.
Aber stell dir das mal vor, Lisa, wäre das nicht toll? Alle Mütter machen ihren Job total normal mit Baby an der Brust weiter. In meinem Fall als Journalistin: »Herr Minister, Sie müssten kurz mein Baby halten, während ich Ihre Antwort mitschreibe. Vielen Dank.« »Ach, gern geschehen, Frau Rosales. So ein süßer Fratz.« Im Gerichtssaal: »Die ehrenwerte Richterin unterbricht kurz die Verhandlung zur Stillpause.« Toll. Einen hab ich noch von der Kasse bei Edeka: »Sie sehen doch, dass es gerade nicht weitergeht, hier muss schnell eine Windel gewechselt werden.« Toll, toll, toll. Aber (leider!) jetzt mal wieder Spaß beiseite.
Weißt du, Lisa, wir haben einfach nur durch Zufall Glück gehabt, wir haben beide Baby-Papas, die Geld nach Hause bringen, und müssen uns nicht wie viele Frauen um die Grundversorgung Sorgen machen. Auf der anderen Seite greift das Elterngeld-Gesetz auch für Alleinerziehende. Zum Beispiel hat meine Bekannte Maria ein Jahr lang ausgesetzt, obwohl sie als Selbstständige arbeitete, und irgendwie hat das finanziell mit Elterngeld und zugegeben auch einem Notgroschen an Ersparten hingehauen.
Fazit aus dem Ganzen: Klar ist ein Kind ein Karriereknick. Klar steht die Karriere meinen unbeherrschbaren Muttergefühlen dennoch im Weg. Klar werde ich mich wohl oder übel entscheidenmüssen. Klar werde ich immer denken, dass eins unter dem anderen gelitten hat. Oder etwa nicht?
Alle reden (und wahrscheinlich nicht zu Unrecht!) von der schlechten Vereinbarkeit von Job und Familie. Obwohl es ja eigentlich rein rechnerisch dank der wenigen Geburten in Deutschland mehr Betreuungsplätze geben müsste. Gib mir mal eine realistische Einschätzung der Lage. Und viel wichtiger: Was hat dir geholfen, das Hin und Her in deinem Kopf zu besiegen und heute eine glückliche, arbeitende Mama zu sein? Erzähl mir davon.
Liebe Caro,
ja, eine Schwangerschaft ist ein Risiko. Du isst keinen Rohmilchkäse wegen der Listeriosegefahr, du isst kein blutiges Steak mehr wegen möglicher Toxoplasmose-Erreger. Alles fürs Baby! Aber was ist mit dir? »Die vergleichsweise kurze
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