Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
die verdammt noch mal schwanger ist, das mit dem Heulen vor Glück eigentlich nicht hin?
4. Monat: Jetzt endlich Glücksgefühle? Also, wenn ich sie hatte, wurden sie wahrscheinlich von meiner grenzenlosen Übelkeit überschattet. Dazu kam, dass mein Freund und ich die Bombenidee hatten, noch einmal »alleine« Urlaub zu machen und für eine Woche nach Dubai zu fliegen. Während des Fluges bekam ich eine Blasenentzündung. Ich heulte Rotz und Wasser vor Sorge. Glücksgefühle? Auf gar keinen Fall!
5. Monat: Richtig, das war der Monat, in dem mein Zahnarzt sich weigerte, meinen Backenzahn zu kurieren, der eine Wurzelkanalbehandlung gebraucht hätte. Die Folge: zum Kieferchirurgen. Zahn ziehen. Tagelang dicke Backe. Fünfstündige Schmacht-Film-Klassiker unter Schmerzen auf der Couch geguckt. Glücksgefühle? Eher Aua.
6. Monat: Eine eitrige Nebenhöhlenentzündung, laut Hebamme das »Normalste der Welt« in der Schwangerschaft, machte mir zu schaffen. Aber ein kleines Lächeln runter zu meinem wachsenden Bauch. Für echte Glücksgefühle hat’s aber trotzdem nicht gereicht.
7. Monat: Gesundheitlich fühlte ich mich topfit. Dafür plagtenmich langsam Entzugserscheinungen. Seit Monaten keine Marlboro Light, kein Fruchtbierchen. Sie vermisse den Wein und die Zigaretten, erzählte Frankreichs Präsidentengattin Carla Bruni in einem Interview. Sie war mir zum ersten Mal sympathisch. Die blöde Ziege.
8. Monat: Mein Baby hat sich mit dem Kopf nach unten gedreht. Sehr zum Leidwesen meines Sexuallebens. Denn seitdem ich meinem Freund die freudige Nachricht darüber überbracht habe, hat er Angst, bei der Penetration an Babys Kopf zu stoßen. Glücksgefühle und Abstinenz? Das passt nun leider nicht zusammen.
9. Monat: So, da bin ich jetzt. Glücksgefühle. Ach, liebe Lisa, liebe anderen Schwangeren, es tut mir so leid. Klar bin ich fröhlich. Aber in mir rumort es. Was, wenn meinem Superbaby, das mich mit jedem Tritt zum Lachen bringt, in letzter Minute doch noch etwas passiert? Was, wenn ich mich nach der Geburt anstelle wie ein Tollpatsch und mein Baby mich nicht mag? Sorry! Äußerlich sitze ich milde lächelnd mit einem Kakao im Café. Und die Leute denken: Ah, guck mal, wie süß, die dicke Schwangere mit ihrem Sahne-Heißschaumgetränk. Aber innerlich tobt ein Sturm in mir. Ich bin gerade ein Nervenbündel, kein Glückskeks.
Fazit: Klar bin ich meine Schwangerschaft über nicht gerade unglücklich gewesen. Aber nach nackt über den Alexanderplatz springen und alle Menschen der Welt umarmen war mir auch nicht gerade. Das heißt auf der anderen Seite aber auch nicht, dass ich nicht mit meinem Baby spreche und es durch Handauflegen tröste, wenn ich merke, dass es im Bauch Schluckauf hat, oder es morgens im Bett mit dem IPod unter der Decke mit Mozart bekannt mache.
Also, Lisa. Was ist jetzt mit meinen versprochenen wilden Glücksgefühlen? Wird das nach der Geburt besser? Habe gelesen, dass eine PDA-Spritze bei der Entbindung die Glückshormone sogar noch weiter hemmt. Was würdest du mir raten? Wie war’s denn bei dir?
Liebe Caro,
wahrscheinlich war ich eine jener Schwangeren, denen werdende Mamas wie du gern in die Fresse hauen würden. Selbstbewusst den Bauch rausstreckend, immer hautenge Oberteile tragend, damit ja jeder neue Zentimeter Bauchumfang wahrgenommen wird. Das ganze Gesicht voller Vorfreudegrinsen, in jedem Schaufenster ungläubig das eigene Spiegelbild anschauend und sich fragend: »Soll das ich sein? Diese Fruchtbarkeitsgöttin mit Riesenbauch? Wow, wie wahnsinnig toll ist das denn!?«
Zum ersten Mal machte ich mir Sorgen: Schaffst du das? Wie hältst du das wenige Schlafen durch? Wirst du dich je wieder über anderes als über Kinder unterhalten können? Wirst du überhaupt noch Zeit für dich finden? O jee. O jeee. Das überraschte mich ein bisschen, denn ich war es schließlich gewesen, die unbedingt ein Kind haben wollte. Und jetzt war das plötzlich so endgültig und ohne Weg zurück. Außerdem fühlte sich mein Körper matschig an. Mir war immer noch schlecht.
Als meine Freundin Christine, damals bereits Mutter eines süßen kleinen Sohnes, mir erzählte, dass sie in der Schwangerschaft immer bei Kerzenschein in der Badewanne ihren Bauch streichelte und mit ihm redete, bekam ich dann kurz ein schlechtes Gewissen. So war ich nicht. Auch nicht so wie die Tussi im Schwangeren-Bauchtanz, die dauernd ihren Bauch tatschte und sagte: »Ich fühl mich wie der Frühling.« Ich war verliebt in
Weitere Kostenlose Bücher