Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
unfertige Bücherregal, während ich mit Keuchhusten im Bett liege. Der Fliesenleger kommt und reißt alle Fliesen im Kinderbad wieder raus, auch die Vorsatzschale wird abgerissen, das Bad muss komplett neu gemacht werden. Der Dachklempner kommt und stellt die Balkonbrüstung fertig. Der Zaunbauer kommt und baut den Zaun. Der Fensterbauer kommt, um die provisorischen gegen die endgültigen Fensterbeschläge auszutauschen. Der Schornsteinfeger kommt, um die Heizung abzunehmen. Den Kamin kann er noch nicht abnehmen, weil der Schornstein noch nicht abgedichtet ist und die Feuerschutzvorlage fehlt, weshalb auch der Maler und ein Schlosser noch einmal werden kommen müssen. Der Verputzer kommt und schließt die Löcher im Putz, in denen die Befestigungen für das Gerüst steckten. Der Gebäudereiniger kommt und putzt die Fenster zu Ende.
Ich öffne den Handwerkern die Tür, ich schaue ihnen auf die Finger, putze ihnen hinterher und koche literweise deutschen Bohnenkaffee. Kaffee bekommt bei mir jeder Handwerker. Kekse bekommen nur die, die ich mag. Ob ich jemanden mag, entscheide ich nach objektiven Kriterien. Ich analysiere das Profil des Handwerkers anhand eines von mir entwickelten Psychotests, der Fragen wie diese enthält: 1. Bevor der Handwerker das Haus betritt, zieht er a) Schuhüberzieher an, b) die Schuhe aus, c) noch einmal an seiner Zigarette. 2. Zwischen der Ankunft des Handwerkers und der ersten Frühstückspause liegen im Schnitt a) hundertachtzig, b) dreißig, c) null Minuten. 3. Der Handwerker kommt meist a) pünktlich, b) verspätet, c) gar nicht. 4. Auf die Bitte, sich mit dem Kollegen eines anderen Gewerkes abzustimmen, sagt der Handwerker: a) »Haben Sie die Nummer zur Hand? Dann kann ich gleich anrufen.« b) »Kümmere ich mich nächste Woche drum.« c) »Das ist aber eigentlich nicht meine Aufgabe.« 5. Der Handwerker a) macht, was man von ihm will, b) macht, was er will, c) macht manchmal etwas anderes als das, was man von ihm wollte, weil er nämlich mitdenkt.
Mitdenken ist nicht jedermanns Stärke. Die Dogge zum Beispiel hat uns nicht darauf aufmerksam gemacht, dass wir vergessen haben, im Wirtschaftsraum einen extra Wasseranschluss für die Waschmaschine einzuplanen, obwohl in den Grundrissen stets verzeichnet war, dass in diesem Raum die Waschmaschine stehen soll. Erstens: Eindeutig unsere Schuld. Zweitens: Halb so wild, die Waschmaschine wird jetzt über den Wasserhahn vom Ausgussbecken mit Wasser versorgt. Drittens: Noch etwas schöner wäre es gewesen, wenn dieser Fehler demjenigen, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als Häuser und Wohnungen mit den nötigen Wasseranschlüssen auszustatten, aufgefallen wäre.
Es gibt viel drastischere Fälle. So weiß ich von einem Neubau, in dem die Rohbauer die Türstürze zehn Zentimeter zu hoch gemauert hatten, was niemand bemerkte – bis zu dem Tag, an dem die Tischler kamen, die die Türzargen und die Türen einbauen sollten. Die Türen hatten die richtige Größe, sie waren also zu kurz für die zu hoch gemauerten Türstürze. Das störte die Tischler nicht weiter, sodass der Bauherr am Ende des Tages ein Haus betrat, in dem sämtliche Türen zehn Zentimeter über dem Fußboden endeten.
Der Bauherr, fassungslos: »Aber wie sieht denn das aus? Wieso haben Sie mich denn nicht angerufen, als Sie gemerkt haben, die Türen passen nicht? Was haben Sie sich dabei gedacht, einfach weiterzumachen mit dem Einbau?«
Die Tischler: »Gar nichts. Ich meine, Sie haben die Türen doch so bestellt. Wir haben nur getan, was wir tun sollten.«
Dem sympathischen Elektriker, Herrn Lütjen, dagegen sende ich jedes Mal, wenn ich abends den Fernseher aus mache und das Fernsehwohnzimmer verlasse, einen stillen Dank: Er hat die Steckdose, an der der Fernseher, der DVD -Rekorder und die Spielekonsole hängen, mit einem Wandschalter verbunden. So kann man sämtliche Geräte mit einem Fingerdruck von der Stromversorgung trennen, statt sie nacheinander ausstellen oder im Stand-by-Modus belassen zu müssen. Er hat an dieses praktische Detail gedacht, ohne von uns dazu beauftragt worden zu sein. Wir wären nicht darauf gekommen.
Es soll allerdings auch vorkommen, dass man sich wünscht, der Handwerker hätte nicht mitgedacht. Eine Bekannte erzählte mir die Geschichte einer Freundin, die einen Dachboden ausbaute. Im ausgebauten Dachboden sollte unter anderem ein komplett neues Bad entstehen. Eines Abends entdeckte die Bauherrin, dass der Installateur den WC -Anschluss
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