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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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woanders installiert hatte, als von ihr gewünscht. Sie wollte das WC an einer Außenwand unter einer Dachschräge. Der Installateur hatte den WC -Anschluss an eine innere Wand mit mehr Kopffreiheit verlegt.
    Die Bauherrin, fassungslos: »Aber da soll das Klo gar nicht hin! In den Plänen steht doch, das Klo soll hier gebaut werden!«
    Der Installateur: »Aber ich hab mir gedacht, das geht doch gar nicht, ein Klo unter so einer Dachschräge. Da kann man doch gar nicht im Stehen pinkeln.«
    Nachdem ich mich früher laut geärgert habe über unzuverlässige Handwerker, fange ich an, ein bisschen erleichtert zu sein, wenn einer von ihnen absagt oder einfach nicht kommt. Die einzigen, die mich gar nicht nerven, sind die Landschaftsgärtner. Erstens arbeiten sie draußen. Zweitens erlösen sie uns von unserer vermüllten, staubigen Sandkiste, die ich inzwischen fast so sehr hasse wie die Firma Gebr. Nadler. Jeder, der unser Haus betritt, trägt Sand hinein, meine rechte Hand ist kurz davor, mit dem Staubsaugerrohr zu verwachsen. Die Landschaftsgärtner säubern das Grundstück, sie pflastern die Terrasse, die Zufahrt und den Boden des zukünftigen Schuppens mit den Betonplatten, die wir ausgesucht haben, anschließend werden sie den Garten vorbereiten und den Rollrasen verlegen.
    Der Gärtner, der den Bau unseres Gartens leitet, ist ein Mann mit einem altertümlichen Gesicht, wie es nur Menschen haben, die seit Jahrzehnten bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Seine braun gebrannte Halbglatze wird umrahmt von einem Haarkranz im gleichen schmutzig-blonden Ton wie sein drahtiger Schnauzer. Die Haut in Gesicht und Nacken sieht aus wie gegerbtes Leder. Er kann eine im Mundwinkel steckende Zigarette rauchen, ohne dabei die Hände zu benutzen. Er ist wortkarg, aber höflich und strahlt etwas aus, zu dem mir als Erstes der Begriff »Arbeiterstolz« einfällt. Er vergisst es nie, mich mit Handschlag zu begrüßen, sobald ich das erste Mal am Tag vor das Haus trete. Manchmal, wenn ich im Haus am Schreibtisch sitze, gucke ich zu ihm raus und überlege, wie alt er wohl ist. Er sieht aus wie sechzig, aber womöglich, denke ich, ist er noch keine fünfzig.
    Der Tag, an dem er unsere Terrasse fliest, ist ein sehr heißer Tag. Es ist Mittag, die Sonne brennt in unseren Garten. Ich stehe in der Küche und koche Kaffee, als der stolze Gärtner sein Hemd auszieht. Eigentlich finde ich kluge Männerköpfe deutlich faszinierender als attraktive Männerkörper. Eigentlich ist es gar nicht meine Art, Männer anzustarren. Jetzt aber starre ich wie gebannt durch das Fenster zum halb nackten Gärtner. Zwischen seinem Gesicht und seinem Oberköper besteht ein Altersunterschied von mindestens dreißig Jah ren. Das Gesicht ist das eines älteren Mannes, um den Oberkörper würde ihn manch Zwanzigjähriger beneiden: kein Gramm Fett zu viel, muskulöse Schultern und Arme, ein flacher Bauch mit einem makellosen, aber unaufdringlichen Sixpack.
    Während der Kaffee in die Kaffeekanne tropft, beobachte ich den halb nackten Gärtner, wie er Betonfliesen schleppt, verlegt und festklopft, ich verfolge das Spiel, das seine Muskeln unter schweißglänzender Haut dabei treiben, ich überlege, was es wohl ist, das diesen Oberkörper so besonders attraktiv macht. Ich finde eine Erklärung: Dieser Körper ist von einer beiläufigen Perfektion, er wirkt kein bisschen unnatürlich. Man sieht ihm an, dass er nicht nach Feierabend im Fitnessstudio geformt wurde, sondern durch harte, körperliche Arbeit. So was sieht man als Frau nicht häufig, wenn sämtliche Männer im Freundes- und Bekanntenkreis während der Arbeitszeit höchstens mal ein oder zwei dicke Aktenordner tragen.
    Ich bringe dem Gärtner eine Tasse heißen Kaffe in die heiße Sonne und versuche, ihn dabei nicht allzu auffällig zu mustern. Ich glaube, das gelingt mir nicht. Der Gärtner, der gerade auf dem Boden kniet, richtet sich auf, nimmt die Tasse, zündet sich mit langsamen Bewegungen eine Zigarette an, er nimmt einen Zug, schaut mich ein bisschen zu lange an, in seinen faltenumringten Augen blitzt der Anflug eines spöttischen Lächelns. Er haucht genüsslich den Zigarettenrauch aus und sagt, auf seine sehr bedächtige Weise: »Darf ich Sie mal was fragen? Aber … was ganz Privates.«
    Ich denke: Oh, nein.
    »Ja«, sage ich, »natürlich.«
    »Warum«, sagt der halb nackte Gärtner und zeigt auf einen Stapel noch nicht verlegter Betonplatten, »haben Sie sich eigentlich so einen Schrott

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