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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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keine Ahnung habe, das soll gefälligst Katja machen. Aber nun, mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als das Telefon zu ergreifen und hineinzusprechen, wenn ich vermeiden möchte, dass der weiße Mann es mir ins rechte Nasenloch bohrt.
    »Hallo?«, schreit eine männliche Stimme aus dem Telefon. Die Stimme schreit einen Namen, den ich noch nie gehört habe und der »Kobiashvili« geschrieben wird, wie Katja mir später erklärt. »Ich bin der Chef. Wir sollen bei Ihnen den Innenputz machen, aber wir haben kein Wasser, und ohne Wasser können wir nicht arbeiten.«
    »Wieso haben Sie kein Wasser?«, frage ich. »Es gibt doch einen Bauwasseranschluss.«
    »Der Bauwasseranschluss funktioniert nicht!«, brüllt Herr Kobiashvili. »Da fehlt der Zähler. Und Ihr Klempner weigert sich, ihn einzubauen. Dieser Herr Tiemann …«
    »Tiedemann?«, korrigiere ich. Die Dogge schon wieder! Was hat er diesmal verzapft?
    »Tiedemann!«, brüllt Herr Kobiashvili. »Ihr Herr Tiedemann sagt, dass es nachts zu kalt ist, um den Zähler draußen einzubauen, der erfriert sonst wieder, ist ihm letztens schon mal passiert, sagt er. Damit der Wasserzähler draußen eingebaut werden kann, muss er einen frostsicheren Kasten drumrumbauen, aber das will der Herr Tiedemann nicht, weil sich der Aufwand nicht lohnt, sagt er. Er sagt, er will lieber gleich den Hausanschluss einrichten und den Zähler dann drinnen montieren.«
    »Und warum macht er das nicht?«, frage ich.
    »Na, weil der Hausanschluss erst eingerichtet werden kann, wenn der Technikraum verputzt ist«, brüllt der Chef.
    »Ich verstehe«, sage ich. »Der Hauswasseranschluss kann erst installiert werden, wenn der Technikraum verputzt ist, aber der Technikraum kann erst verputzt werden, wenn Sie Wasser haben, aber Wasser haben Sie erst, wenn der Hauswasseranschluss installiert worden ist, aber der Hausanschluss kann erst installiert werden, wenn der Technikraum verputzt ist?«
    »Genau so isses!«, dröhnt Herr Kobiashvili ein bisschen weniger laut, offenbar etwas beschwichtigt durch die Tatsache, dass endlich jemand verstanden hat, was sein Problem ist. »Darum gehen Sie jetzt sofort zu den Nachbarn und fragen, ob die uns Wasser geben!«
    »Kann ich machen«, sage ich. »Aber wenn die nicht wollen oder nicht da sind, dann muss ich unsere Bauleiterin anrufen, und die muss dann noch mal mit Herrn Tiedemann sprechen. Der ist manchmal ein bisschen langsam.«
    »Na, das kann ich Ihnen sagen!«, raunzt der Chef. »Den Eindruck habe ich aber auch. Immer nur ›Geht nicht, geht nicht!‹ geht ja nun auch nicht. Meine Männer, die kommen jeden Morgen aus Wittenburg, die können nicht ständig umsonst antanzen. Ich sag Ihnen mal eins«, er fährt den Lautstärkepegel noch einmal hoch, um den Effekt seiner nun folgenden Drohung zu verstärken. »Wenn Montag kein Wasser da ist«, droht Herr Kobiashvili, »dann schwör ich, dann mach ich’n richtiges Ballett!«
    Nachdem der Chef fertig gebrüllt hat, frage ich den weißen Mann, was er denn eigentlich hier auf der Baustelle mache, wo er doch gar nicht arbeiten könne. Er sagt: »Ich soll hier für Wasser sorgen, bis das geregelt ist, darf ich nicht nach Hause fahren, hat der Chef gesagt.«
    Dass ich zufällig auf der Baustelle aufgetaucht bin, muss für den weißen Mann ein Geschenk Gottes gewesen sein. Was aber hätte er getan, wenn ich nicht aufgetaucht wäre? Das Wochenende hier verbracht? Auf die Idee, sich Katjas Nummer zu besorgen und sie anzurufen, ist er jedenfalls nicht gekommen.
    Holger und Andrea sind nicht da. Ich klingele bei den anderen Nachbarn – bei denen, die uns die CD mit den Baustellenfotos geschenkt haben. Sie haben drei kleine Kinder, die Mutter ist zu Hause. Die Putzer dürfen Wasser abzapfen aus ihrem Außenwasserhahn, der zum Glück nicht eingefroren ist. Sie brauchen tausendzweihundert Liter für eine Tonne Putz, eine Tonne Putz reicht für circa achtzig Quadratmeter Wandfläche.
    »Nur zwei, drei Tage«, sage ich. »Sobald der Technikraum verputzt und der Hauswasseranschluss installiert worden ist, brauchen wir euer Wasser nicht mehr. Und was die bis dahin verbraucht haben, bezahlen wir euch natürlich. Ihr seid echt unsere Rettung. Tausend Dank.«
    Als wir Anfang März in den Urlaub fliegen, ist der Hauswasseranschluss immer noch nicht gebaut. Die Dogge sagt, um den Hausanschluss bauen zu können, benötige er irgendwelche Unterlagen von den Wasserwerken, die er angefragt, aber noch nicht erhalten habe. Wann die

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