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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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wenn Sie sofort unterschreiben, bekommen Sie die Küche für sechstausend weniger. «
    Ich war geradezu beleidigt. Weniger deshalb, weil der Küchenberater uns über den Tisch ziehen wollte. Das konnte mich nicht mehr überraschen. Sondern weil er sich nicht die geringste Mühe gab, sich dabei geschickt anzustellen. Für wie blöd hielt der Typ uns?
    »O.k.«, sagte mein Mann und stand auf. »Wir gehen. Aber nicht um den Block, sondern nach Hause.«
    Der Autohändler ließ es sich nicht nehmen, uns bis auf den Parkplatz zu geleiten, wo der vier Jahre alte Volvo C3 meines Mannes stand. »Ein schönes Auto!«, rief der Küchenberater. »Ein ganz schönes Auto! Bin ich auch mal gefahren! Melden Sie sich, jederzeit, wenn Sie es sich anders überlegt haben.«
    »Was für ein widerliches Arschloch«, sagte ich, als wir im Volvo saßen.
    »Das war das allerletzte Küchenstudio, das ich in meinem Leben betreten habe«, antwortete mein Mann. »Diese Küchenberater sind alle Verbrecher. Wir suchen uns einen Tischler, das kann auch nicht viel teurer sein.«
    Am nächsten Tag googelte ich »Kindler Edelstahl« im Internet, ich fand den Eintrag einer Firma in Nordrhein-Westfalen. Ich rief dort an, erzählte, dass wir uns eine Küche tischlern lassen und darin eine von dieser Firma produzierte Arbeitsplatte einbauen wollen.
    »Wer ist denn Ihr Tischler?«, wollte der Herr am Telefon wissen.
    »Haben wir noch nicht ausgesucht«, sagte ich.
    »Wir arbeiten nur mit wenigen Tischlerbetrieben zusammen«, sagte der Herr. »Ich schau mal, wer das bei Ihnen in der Nähe ist.«
    Er gab mir den Namen und die Nummer eines Tischlers bei Bremen. Mein Mann und ich besuchten ihn an einem Sonntag in seiner nach Holz duftenden Werkstatt – ein kluger, humorvoller, freundlicher Mann unseres Alters, der genau den gleichen Geschmack besaß wie wir.
    »Und was für Geräte brauchen Sie?«, fragte der Tischler, als wir uns darauf geeinigt hatten, wie die Küche aussehen soll.
    »Alles«, sagte ich. »Wir brauchen einen großen Kühlschrank, einen leisen Geschirrspüler, einen Induktionsherd, einen anständigen Backofen mit Pyrolyse. Alle Geräte, das ist uns wichtig, mit möglichst niedrigem Energieverbrauch.«
    »Ich habe einen ganz guten Draht zu einem Bosch-Vertreter«, sagte der Tischler. »Den bitte ich mal, Ihnen was vorzuschlagen, was zu Ihren Bedürfnissen passt. Wenn Sie alles von Bosch nehmen, macht der Ihnen sicher einen richtig guten Preis.«
    »Nehmen wir«, sagte ich.
    Hätte der Tischler einen guten Draht zu einem Siemens-, AEG - oder Neff-Vertreter gehabt, dann hätten wir Siemens, AEG oder Neff genommen. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll von dem ewigen Küchenberatergequatsche darüber, welcher Hersteller die besten Kühlschränke und welcher die haltbarsten Geschirrspüler und die bedienerfreundlichsten Kochfelder produziert.
    Anfang April unterschreiben wir den Auftrag zum Bau einer selbst entworfenen, maßgeschneiderten, grifflosen, mattweiß lackierten Küche mit Vorratsschrank, Küchentresen und warm gewalzten Edelstahlarbeitsplatten, deren Schränke so hoch und breit werden, wie es die Küchenwand zulässt, und die trotzdem deutlich günstiger ist als alle Angebote, die der Küchendesigner, der Altphilologe und der Autohändler uns gemacht haben.

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 58.143,48 €
    Fahrten zu div. Küchenstudios per Pkw,
    insgesamt 417 km à 0,42 € Kilometerpauschale 175,14 €
    Zwischensumme 58.318,62 €

Anschluss verpasst
    Der Gerüstbauer ist nach ein paar Tagen aus der Versenkung aufgetaucht und das fehlende Gerüst wieder aufgebaut, als mein Mann und ich an einem Sonntag die aus dem alten Haus gerettete Heiztherme, die seit dem Abriss in unserem Keller lagerte, ins neue Haus schleppen. Morgen, am Montag, soll sie eingebaut werden, hat Herr Tiedemann von Gebr. Nadler versprochen: Die Fußbodenheizung muss langsam hochgefahren werden und mindestens vier Tage lang auf Hochtouren heizen, bevor der Innenausbau des Hauses weitergehen kann.
    Am Montag kommt niemand, um die Heiztherme einzubauen. Am Dienstag kommt niemand, um die Heiztherme einzubauen. Am Mittwochmorgen ist niemand im Haus, um die Heiztherme einzubauen. Herr Tiedemann geht nicht ans Telefon. Katja schreibt ihm eine wütende Mail, Herr Tiedemann antwortet, seine Leute würden garantiert am Donnerstag kommen. Am Donnerstagmorgen ist niemand da, um die Heiztherme einzubauen. Am Donnerstagmittag bekomme ich eine Mail von Katja: Herr

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