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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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Tiedemann habe noch ein paar Fragen zu der Heiztherme, er würde sich deshalb bei mir melden. Er ruft zweimal an, während ich in Konferenzen sitze, ich rufe zurück und erreiche ihn nicht. Am Donnerstagnachmittag treffe ich im Haus zwei seiner Mitarbeiter, die Therme hängt schon an der Wand, halb angeschlossen. Gerade will ich mich freuen, da sagt einer der Installateure: »Nicht zu früh freuen, die müssen wir ja wieder ausbauen.«
    »Wieso das denn?«, frage ich, da klingelt auch schon mein Handy. Die Dogge. Die Dogge sagt, dass man die alte Heiztherme leider nicht einbauen könne in unser Haus, die sei viel zu klein für unseren Bedarf und funktioniere außerdem nicht mit unserer Solaranlage: »Ich empfehle Ihnen dringend den Kauf eines neuen Brennwertgeräts passend zur Solaranlage. Kostet ungefähr zweitausendfünfhundert mehr.«
    Ich vergesse, Herrn Tiedemann zu fragen, warum ihm das erst jetzt einfällt, wo die alte Therme schon an der Wand hängt. Die Gerätebezeichnung kennt er seit dem Richtfest, die Therme samt Bedienungsanleitung steht seit vier Tagen im Haus. Ich vergesse es, diese Frage zu stellen, weil uns selbst die überzeugendste Antwort nicht weiterbringen würde. In zwei Monaten sollen wir einziehen, bis dahin hätte ich schon ganz gerne einen fertigen Fußboden, Zimmertüren und wenigstens ein funktionierendes Bad. Das Einzige, was uns jetzt weiterbringt, ist eine Fußbodenheizung, die läuft.
    »Na gut«, sage ich. »Wenn Sie meinen, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
    Herr Tiedemann mailt wenig später sein Angebot. Er schreibt, dass er sich leider geirrt habe. Das neue Brennwertgerät verursache Mehrkosten von fünftausendachthundert Euro.
    »Ich kotze, und zwar im Schwall«, sage ich zu meinem Mann.
    »Was soll man machen?«, sagt mein Mann. »Es muss dringend weitergehen, und wir haben keine Zeit, Preise zu vergleichen. Sieh es mal so: Dann haben wir wenigstens eine ganz tolle, moderne, nagelneue Heizung.«
    Am folgenden Dienstagabend werfen wir einen Blick auf die ganz tolle, moderne, nagelneue Heizung. Sie besteht aus dem kühlschrankgroßen Gasbrennwertgerät, das an der Wand hängt, aus diversen Kästen mit Temperaturanzei- gen, die ebenfalls an der Wand hängen, aus Kupferrohren, Überläufen, Drehventilen, Kabeln, Ausdehnungsgefäßen, die überall herumhängen – und aus einer etwas zu klein geratenen Litfaßsäule, die in der Ecke des Technikraumes steht: der mannshohe Sechshundert-Liter-Kombi-Heißwasserspeicher, den wir benötigen, weil wir eine Solaranlage mit Heizungsunterstützung haben werden. Die Litfaßsäule steht genau vor dem Sicherungskasten und dem Netzwerkverteilerschrank, die der Elektriker vor ein paar Tagen angebracht hat.
    »An dieses Netzwerk-Dingsbums kann man ja gar nicht mehr richtig ran«, sagt mein Mann. »Da muss Katja mal nachfragen, ob das so in Ordnung ist.«
    »Katja ist ab morgen bis nächste Woche nicht mehr da, Sarah auch nicht, das ganze Büro ist in Mailand, bei der Möbelmesse«, sage ich.
    »Dann müssen wir uns wohl selbst darum kümmern«, sagt mein Mann.
    »Nicht wir müssen«, sage ich, meine Stimme klingt schrill. » Du musst. Ich kann nicht mehr.«
    Schon meine letzte Woche war die Hölle. Erst der Ärger mit Herrn Tiedemann, die Aufregung über das neue Brennwertgerät, unzählige Telefonate und E-Mails deshalb. Am Freitagnachmittag noch ein Termin bei Sarah. Hausaufgaben: Wir sollen Terrassenfliesen aussuchen und am besten auch mal selbst nach bezahlbaren Holzdielen schauen – die Angebote, die ihnen vorlägen, seien noch zu teuer. Schnappatmung meinerseits: Wann sollen wir das denn noch machen?
    Gestern: Vor der Arbeit Wohnungsbegehung mit einem Umzugsfritzen, der uns ein Angebot für den Umzug machen soll. In der Mittagspause zu zwei Fachgeschäften für Holzdielen gefahren, ergebnislos, auch dort sind die Dielen, die wir wollen, zu teuer.
    Diese Woche außerdem: drei weitere Wohnungsbesichtigungstermine mit Umzugsunternehmen, Grundstücksbesichtigungstermine mit zwei verschiedenen Landschaftsgärtnern, ein Vororttermin mit dem Küchentischler, damit er die exakten Maße nehmen kann – und am Wochenende der Geburtstag unseres Sohnes. Ach ja, und zwischendurch noch ein bisschen Artikel schreiben, da war doch irgendein Text, den ich morgen Vormittag abgeben muss. Ich habe da nämlich noch so einen kleinen Nebenjob als freie Journalistin.
    »Nicht durchdrehen«, sagt mein Mann. »Ich rufe Herrn Lütjen morgen an.«
    Herr

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