Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
notfalls könne der Speicher so stehen bleiben.
»Gut, das wäre geklärt«, sagt mein Mann. »Dann kann ja nächste Woche die Heizung endlich anlaufen.«
»Na ja, theoretisch schon«, sagt Herr Tiedemann. »Ein kleines Problem gibt es da aber noch. Das Haus ist ja noch gar nicht ans Gasnetz angeschlossen.« Und das ginge natürlich erst, wenn das Gerüst vor dem Seiteneingang abgebaut sei.
Baunebenkosten inkl. MwSt.:
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8 Monate Verdienstausfall, ca. 8 x 4 Tagessätze à 250 € 8.000,00 €
Zwischensumme 66.318,62 €
Die falsche Richtung
Man kann sich schwarzärgern über unzuverlässige Handwerker oder das unzuverlässige Wetter, über Fehler, Mängel oder böse Überraschungen. Man kann sich den ganzen Tag und die halbe Nacht aufregen. Man kann lauthals fluchen vor Wut oder sich still grämen vor Sorgen und Kummer. Oder hemmungslos anfangen zu weinen wie ein kleines Kind – und sich dabei ans andere Ende der Welt wünschen, irgendwohin, wo man keine gedämmten Häuser und funktionierende Heizungen braucht. Man kann das alles tun, wenn man baut, und sehr wahrscheinlich tut man das auch, schließlich ist man ein Mensch und keine Maschine. Man könnte es aber genauso gut sein lassen. Ein Problem verschwindet nicht, nur weil man ausflippt.
»Ist dir nicht manchmal danach, Typen wie Herrn Tiedemann anzuschreien?«, habe ich Katja irgendwann mal gefragt.
»Klar«, hat Katja geantwortet, »andauernd.«
Ich: »Und warum machst du das nicht?«
Katja: »Weil es nichts nützt.«
Ich: »Unser Freund Ingo hat gesagt, manchmal muss man schreien, sonst passiert nichts.«
Katja: »Man muss Druck machen und Tacheles reden, das ja. Aber dabei sollte man sachlich bleiben. Sich auf die emotionale Ebene zu begeben hilft normalerweise nicht weiter. Im Gegenteil, man riskiert, dass sich der Konflikt verschärft: Menschen, die man anschreit, werden bockig. Bockige Handwerker können wir uns nicht leisten. Es ist nun einmal so, dass wir auf ihre Arbeit angewiesen sind.«
Das Gute am Bauen sei, hat Sarah mal gesagt, dass es dabei für jedes Problem eine Lösung gebe. Manchmal fresse die Lösung des Problems mehr Zeit und Geld, als man es sich wünscht. Aber solange der Zeitdruck noch nicht dramatisch sei und die finanzielle Belastung tragbar, solange gebe es keinen Grund zu verzweifeln.
Wahrscheinlich, denke ich, ist der beste Tipp, den man angehenden Bauherren geben kann, dieser: Besuche vor Baubeginn einen Meditationskurs und lasse dich von einem Zenmeister darin unterweisen, wenigstens dreißig Minuten am Tag das Sorgenkarussell in deinem Kopf abzustellen. Von keiner Fähigkeit wirst du beim Bauen mehr profitieren als von der Kunst der Gelassenheit. Mir hat diesen Tipp leider niemand gegeben.
Ich weiß nicht, wie Sarah und Katja Herrn Tiedemann von Mailand aus sehr sachlich dazu gebracht haben, das Problem mit dem Gasanschluss umgehend zu lösen, aber irgendwie haben sie es geschafft, unseren besorgniserregenden Zeitdruck nicht zu einem »dramatischen« werden zu lassen.
Ich hatte Sarah sofort eine SMS geschickt und sie darüber informiert, dass das Haus noch nicht ans Gas angeschlossen ist.
Sie hatte geantwortet: »Nichts unternehmen! Wir kümmern uns.«
Eine Stunde später: »Gasanschluss Mittwoch, ohne dass Gerüst abgebaut werden muss.«
Ende April, mit fast drei Wochen Verspätung, wird die Heizung angestellt.
»Tja, dann ziehen wir eben erst Mitte Juni ein«, sagt mein Mann. »Kein Grund zum Verzweifeln.«
»Wir ziehen nicht Mitte Juni, wir ziehen Ende Juni ein, und zwar am Vierundzwanzigsten«, sage ich. »Das ist der Termin, den ich mit dem Umzugsunternehmen vereinbart habe. Ich dachte, je später, desto sicherer.«
Man wird klüger mit der Zeit.
Der Tag unseres Umzuges wird zugleich der letzte Schultag vor den Sommerferien sein. Wir werden nicht verreisen. Wir haben kein Geld und sicher alle Hände voll zu tun nach dem Umzug. Ich werde die ersten beiden Ferienwochen allein mit den Kindern zu Hause sein und das Haus einrichten. In der dritten und vierten Ferienwoche hat mein Mann Urlaub, dann werden wir zusammen das Haus einrichten – und vielleicht ein paar Ausflüge mit den Kindern machen. In der fünften und sechsten Ferienwoche werden die Kinder in ein Zeltlager fahren, dann werden mein Mann und ich uns vom Einrichten und von den Kindern erholen.
Gleichzeitig mit der Heizungsanlage im Technikraum wurden auch die Solarkollektoren auf dem Dach aufgestellt – insgesamt zehn
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