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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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häufig am Motorrad zu schaffen machte. Als ich einige Tage nach dem Gespräch gerade zum Gefechtsstand ging, überholte mich ein Kradfahrer. Es war meine Ordonnanz David. Vor dem Gefechtsstand wendete er schneidig, sprang ab, kam auf mich zu und meldete in strammer Haltung: „Genosse Kommandeur! Ordonnanz Chait. Der Auftrag ist erfüllt, ich kann Motorrad fahren."
    „Du bist doch einfach ein Prachtbursche! Wann hast du denn Zeit zum Üben gefunden?"
    Er lachte fröhlich und sagte dann ernst: "Genosse Kommandeur, Sie haben mir doch selbst gesagt, daß es ein Komsomolze verstehen muß, sein Ziel zu erreichen!"
DIE GARDEFAHNE
    In den ersten Septembertagen des Jahres 1944 wurde dem Regiment die Gardefahne verliehen.
    Wir freuten uns und beglückwünschten einander.
    Einige Tage danach wurden uns die Gardeabzeichen ausgehändigt. Vom Stab des Luftgeschwaders erhielten wir die Mitteilung, daß uns der Stellvertreter des Geschwaderkommodores in den nächsten Tagen die Gardefahne überreichen würde. Das gesamte Regiment bereitete sich auf diesen großen Festtag vor.
    Als der Generalmajor eintraf, waren alle Mannschaften und Offiziere der Einheit neben dem Gefechtsstand angetreten. Wir wandten keinen Blick von der Fahne, die zusammengerollt in dem offenen Kraftwagen stand.
    Die Fahnenträgergruppe wurde benannt. Titorenko und Asarow waren Begleiter, ich Fahnenträger. Wir nahmen unsere Plätze am rechten Flügel der angetretenen Einheit ein.
    Der Regimentskommandeur erstattete dem General Meldung. Der Generalmajor beglückwünschte uns. Dann wurde die Schutzhülle von der Fahne abgenommen, und das blutrote Tuch entfaltete sich.
    Ein jubelndes, donnerndes Hurra schallte über den Flugplatz.
    Die Fahne wurde dem Regimentskommandeur übergeben, der sich auf ein Knie niederließ und sie feierlich küßte. Auch wir sanken alle auf ein Knie nieder.
    Der Regimentskommandeur sprach laut und gefühlvoll die Worte des Gardeeides. Wir wiederholten sie. Mächtig und wie von einer Stimme gesprochen erklang unser Eid, der Eid von Soldaten, die bereit waren für die letzten, entscheidenden Kämpfe.
    Ich übernahm die Fahne aus den Händen des Kommandeurs. Unsere Fahnenträgergruppe schritt die Front des angetretenen Regiments ab. Jede Reihe grüßte die Fahne mit einem lauten, freudigen Hurra. Es waren wunderbare, unvergeßliche Augenblicke.
DER PRAKTIKANT
    Wenige Tage später kam Major Jakow Filippow zum Praktikum zu uns. Er hatte noch keine Kampferfahrung. Ich erhielt den Auftrag, mit ihm als Rottenhund aufzusteigen. Wir wurden mit den letzten Nachrichten über die Erd- und Luftlage in dem uns zugeteilten Gebiet bekannt gemacht. Ich trug alles auf der Karte ein: hier waren feindliche Flugplätze und Flakstellungen, dort eine Landstraße und dort eine Eisenbahnlinie. Ich rechnete mir den Aktionsradius unserer Schlachtflugzeuge und Bomber aus. Wenn man in der Luft Schlachtfliegern oder Bombern begegnete, so stieß man auch meistens auf feindliche Jagdflugzeuge, die danach trachteten, sie anzugreifen.
    Wir starteten am frühen Morgen. In der Luft war es ruhig. Feindliche Flugzeuge ließen sich nicht sehen. Sogar die Fliegerabwehrgeschütze schwiegen. Wir flogen etwa sechzig Kilometer tief in das Hinterland des Gegners. Ich beschloß, Erdziele im Tiefflug anzugreifen. Wir hatten eine gute Geschwindigkeit. Wir jagten über eine Eisenbahnstation hinweg. Auf den Gleisen standen etwa zwölf Militärzüge und mehrere Lokomotiven unter Dampf. Gleich mußten die Fliegerabwehrgeschütze das Feuer eröffnen. Ohne lange zu überlegen, gab ich Filippow durch den Funk das Kommando: „Wir führen ein Flaktäuschungsmanöver aus!" Wir warfen die Flugzeuge von einer Seite auf die andere. Die Flakgeschütze eröffneten tatsächlich das Feuer, aber ihre Granaten explodierten hinter uns.
    Wir drehten nach der Seite ab. Die Fliegerabwehrgeschütze stellten das Feuer ein, doch nicht einer der Züge rührte sich von der Stelle. Die Zeit, die man uns für die freie Jagd zur Verfügung gestellt hatte, ging aber schon ihrem Ende entgegen.
    Ich sah, daß auf einem Ausweichgleis ein weiterer Zug stand und befahl meinem Begleiter: „Decke mich, ich greife an!" Ich ging zum Tiefflug über und eröffnete das Feuer. Plötzlich wurde ich hochgeworfen. Mehrere Waggons waren in die Luft geflogen. Ich hatte also einen Munitionszug angegriffen.
    Nach unserer Rückkehr erzählte Filippow - der Anfänger - endlos von unserer freien Jagd und davon, wie wir in das Feuer der

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