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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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verstrichen, ich drehe ab!' Ich war empört, als ich sah, daß er von uns fortflog und auf Heimatkurs ging. Aber er war noch nicht weit gekommen, als ihn eine ‚Focke-Wulf' von hinten angriff. Er stürzte wie eine brennende Fackel ab. Nun waren wir nur noch zu zweit. Das Benzin ging wirklich zur Neige, und die Zeit war verflossen. Doch ich wußte, daß auch der Gegner nicht mehr lange durchhalten würde. Alles hing also davon ab, wer länger aushielt und wer umsichtiger war. Der Feind glaubte offenbar, daß wir die Rolle eines eigenartigen Lockmittels spielten, und griff uns nicht an. Die feindlichen Flugzeuge kreisten seitab von uns und warteten auf eine günstige Gelegenheit. So verstrichen mehrere Minuten. Plötzlich drehten die Faschisten nach Westen ab. Entweder ging ihr Benzin zur Neige, oder sie flohen vor der vermeintlichen Falle. Ich weiß es nicht. Ich rief meinem Kameraden zu: ,Wir greifen an!' und ging sofort zum Kampf über. Ich ‚kurbelte' so toll, daß ich nicht mehr sah, wo der Himmel und wo die Erde war, und schoß aus voller Fahrt ein feindliches Flugzeug über dem faschistisch besetzten Gebiet ab. Mein Kamerad drehte schleunigst auf Heimatkurs, doch kaum flog er in der Geraden, als er abgeschossen wurde. Er lag acht Monate im Lazarett, während ich wohlbehalten nach Hause zurückkehrte. Allerdings erschöpft, durchgeschwitzt und ganz heiser, aber doch als Sieger. Die ,Focke-Wulf' flogen ab, ohne eine einzige Bombe auf unsere Truppen abgeworfen zu haben."
    Der Regimentskommandeur führte ein weiteres Beispiel für die Ausdauer im Kampf an: „Der Flieger Schebeko stieg einmal an der Spitze einer Gruppe zur Erfüllung eines Kampfauftrages auf. Die Jäger flogen gerade über eine eingekesselte feindliche Kräftegruppe, als der Motor der Maschine des Fliegers Gerastschenko aussetzte.
    Er war gezwungen, notzulanden, und setzte Schebeko durch den Funk davon in Kenntnis. Schebeko riß seine Maschine herum und deckte mit der gesamten Gruppe Gerastschenkos Landung. Die Flieger griffen die Deutschen im Tiefflug an und hielten sie so lange in Schach, bis sich Gerastschenko verborgen hatte. Dann erst flog die Gruppe weiter. Gerastschenko erzählte uns später: ,Über einem verlassenen Schützengraben lag eine dichte Schneedecke, deren Oberschicht gefroren war. Ich bemerkte eine ziemlich große Spalte. Als ich hineinschaute, sah ich, daß der Boden des Grabens mit Wasser bedeckt war und daß sich zwischen dem Wasser und der Eiskruste ein freier Raum befand. Ich sprang in das Wasser und kroch unter die Eiskruste. Da hörte ich schon Schritte. Die Faschisten suchten mich, sie gingen direkt über mich hin und her und schrien und schimpften. Sie suchten mich lange, aber vergebens. Sie kamen gar nicht auf den Gedanken, daß ich in diesem eiskalten Wasser sitzen könnte.' So saß er, bis die Dunkelheit hereinbrach. In der Nacht kroch er hervor und schlich sich in ein Dorf, wo ihm ein altes Mütterchen trockene Kleidung gab. Gerastschenko schlug sich durch die Frontlinie und kehrte zur Einheit zurück."
    Ja, in meinem Regiment gab es kampferprobte und kampfgehärtete Flieger.
ÜBER DIE FREIE JAGD
    Mir wurde die Aufgabe gestellt, zur freien Jagd aufzusteigen. Ich beobachtete aufmerksam meine Kameraden, die auf diesem für mich neuen Gebiet der Kampftätigkeit schon Erfahrung hatten. Wenn ich die Erdtruppen deckte, brauchte ich den Feind nicht lange zu suchen. Er war von selbst zum Schlachtfeld gekommen, und wir mußten unsere Erdtruppen gegen ihn verteidigen. Hier wurde dagegen dem Jäger ein Jagdgebiet zugeteilt, in dem er den Feind suchen mußte.
    Die freie Luftfahrt ist schwierig, aber interessant. Es ist nicht einfach, den Feind zu suchen. Die Fähigkeit, den Gegner zu suchen, hatte sich bei mir schon entwickelt, als ich die Erdtruppen aus der Luft deckte. Damals fühlte ich die große Verantwortung für diese Truppen und sah immer in die Ferne, um die feindlichen Flugzeuge rechtzeitig zu erkennen.
    Die Jagd wird deshalb als „frei" bezeichnet, weil der Flieger das Ziel und den Zeitpunkt seines Angriffs frei bestimmt. Ein Jäger muß äußerst sicher sein. Als ich die Erdtruppen deckte, griff ich die Faschisten immer als erster an, in welcher Lage ich mich auch befand. Und so mußten wir auch handeln: Unter allen Umständen den Kampf aufnehmen und den Feind von unseren Erdtruppen fortjagen! Ein Jäger dagegen darf nicht angreifen, wenn die Lage ungünstig für ihn ist. Er greift ganz plötzlich an und scheidet

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