Ich greife an
und Jack gaben ein ergötzliches Pärchen ab. Das plumpe Bärlein und der flinke Hund eilten über den Flugplatz zur Kantine. Sorka schnaufte und schlug Purzelbäume, und Jack trippelte mit geringeltem Schwanz neben ihm her. Plötzlich sprang Jack hoch und biß den Bären ausgelassen ins Ohr. Sorka wehrte mit den Tatzen ab, und zwischen den beiden entspann sich der Kampf. Dann besannen sie sich offenbar wieder und jagten um die Wette weiter zur Kantine.
Die Bäuerin, eine alte, kränkliche Frau, die unter der faschistischen deutschen Okkupation viel gelitten hatte, erzählte uns, daß ein faschistischer Offizier den Hund fast getötet hätte. Er hatte Jack mit voller Wucht in den Leib getreten. Jack hatte lange auf einer Stelle gelegen und war dann auf einmal verschwunden gewesen. Struppig und abgemagert war er erst wieder aufgetaucht, als man die Faschisten aus dieser Gegend vertrieben hatte.
Wir hatten den Auftrag des Kommandos erfüllt und erhielten den Befehl, zur Einheit zurückzukehren. Kaum daß es tagte, waren wir schon auf dem Flugplatz, um alles für den Rückflug klarzumachen. Auch Jack nahmen wir mit - die Bäuerin hatte ihn uns geschenkt. Wir luden unsere ganze „Wirtschaft" in die „Li-2", verabschiedeten uns herzlich und flogen „nach Hause".
Unsere Einheit war noch am alten Standort. Hier hielt nach wie vor die Kampfpause an. Man hatte uns schon mit Ungeduld erwartet. Das Regiment war zum Empfang auf dem Flugplatz angetreten. Ich begrüßte die Flieger und erstattete dem Kommodore Meldung.
Tschupikow lobte unsere Gruppe, drückte mir fest die Hand und sagte: „Auf der morgigen Besprechung berichten Sie von der Taktik und den Kampfmethoden der faschistischen Jäger."
An der Stelle, wo die „Li-2" gelandet war, hatte sich eine ganze Menge von Fliegern versammelt. Jack wedelte schuldbewußt mit dem Schwanz, denn ihm war während des Fluges übel geworden. Sorka war in einen wahren Freudentaumel geraten. Er hatte sein „Haus" wiedererkannt und lief von einem Flieger zum anderen. Jemand brachte Knirps herbei. Als der Bär ihn aus alter Gewohnheit packte und Knirps zu winseln begann, war Jack mit zwei Sprüngen bei dem kleinen Bären und zerrte ihn knurrend am Ohr. Sorka brüllte auf und ließ Knirps frei, Jack griff er aber nicht an. Die beiden setzten sich friedlich nebeneinander.
Chait empfing und begrüßte mich freudig. Er brachte einen ganzen Packen Briefe.
Wie immer, las ich zuerst den Brief meines Vaters. Unsere Familie war von schwerem Leid betroffen worden. Vater teilte mir mit, daß mein ältester Bruder Jakow schon im Jahre 1942 bei den Kämpfen in Stalingrad gefallen war. Er schrieb ferner, daß einige Leute zurückgekehrt seien, die von den faschistischen Eroberern zusammen mit meinem Bruder Grigori zur Zwangsarbeit verschleppt worden waren. Sie hatten erzählt, daß Grigori mit einer Gruppe von Sowjetmenschen von den Faschisten in ein Konzentrationslager bei Lublin, wahrscheinlich nach Maidanek, gebracht worden war. Damit war alles gesagt. Die Heimkehrer hatten auch berichtet, daß Grigori von den Mißhandlungen und Qualen so schwach gewesen sei, daß er wahrscheinlich nicht einmal Maidanek erreicht habe.
Vater berührte Jakows und Grigoris Schicksal nur mit wenigen Worten. Offenbar war es ihm schwergefallen, diesen Brief zu schreiben.
Jeder wird begreifen, wie mir zumute war, als ich vom Tode der Brüder, besonders vom Schicksal Grigoris, erfuhr. Der Vater schloß seinen Brief mit den Worten: „Deinetwegen verehrt man auch mich, mein Sohn. Aber wenn Du Deine Arbeit tust, so denke daran, daß Du nicht für Dich selbst und nicht für Deinen Ruhm, sondern vor allem für unser sowjetisches Vaterland kämpfst!"
Auch von meinen alten Regimentskameraden waren Briefe eingetroffen. Wassili Muchin schrieb mir, herzlich wie immer, daß die Kameraden mich nicht vergessen hätten, daß sie gut kämpfen und daß sich Jewstignejew ganz besonders auszeichne. Kurz vor dem Start hatte Wassili in aller Eile noch folgende Zeilen hinzugeschrieben: „Ich bedaure sehr, daß ich mich nicht zu Dir versetzen lassen kann. Ohne Dich ist es mir sowohl auf der Erde als auch in der Luft langweilig. Wo werden wir uns wiedersehen - in Obrashejewka, in Gomel oder in Berlin?"
Auch der alte Kolchosbauer Konew hatte mich nicht vergessen. Er lud mich ein, ihn zu besuchen, und berichtete, wie die Kollektivwirtschaft für die Front arbeite.
Den ganzen Abend erzählten die Flieger meiner Gruppe den Kameraden von
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