Ich greife an
Er hatte einen Fliegerklub und dann die Fliegerschule besucht. Kumanitschkin arbeitete viel und vervollkommnete ständig sein fliegerisches Können. Er hatte bereits einige Dutzend feindlicher Flugzeuge abgeschossen.
Kumanitschkin gefiel mir sehr gut. Vom Regimentskommandeur, der schon früher mit ihm zusammen gekämpft hatte, hatte ich schon vorher viel Gutes und Lobendes über ihn gehört.
Als Kumanitschkin bei unserem Regiment eingetroffen war, sagte der Kommodore zu mir: „Ich werde jetzt mit Kumanitschkin in einer Rotte fliegen, und du fliegst mit Titorenko."
Ich war zufrieden. Endlich hatte ich einen ständigen Rottenkameraden!
Kumanitschkin wurde Navigationsoffizier des Regiments. Sauber und ordentlich legte er alle Karten und Navigationsaufzeichnungen zurecht. Man spürte, daß er eine gute Ausbildung als Navigationsoffizier hatte. Er zog mit Titorenko und mir in ein Zimmer, und wir schlossen feste Freundschaft.
KAMPFSCHULUNG
In diesen Tagen spürten wir das Herannahen der großen Entscheidungsschlacht, die uns den endgültigen Sieg über den Feind bringen sollte. Unsere Gedanken eilten unwillkürlich in die Vergangenheit zurück. Ebenso wie meine Regimentskameraden, die gleichzeitig mit mir an die Front gekommen waren, hatte ich mehrere Etappen der Kampfschulung durchlaufen. Bei mir waren es sechs. Die Zeit vor der Front war die erste Etappe. Ich hatte damals von einem abgeschossenen feindlichen Flugzeug geträumt, und die Kampftechnik war für mich nur Theorie gewesen.
Die zweite Etappe dauerte bis zum Beginn der Schlacht im Frontbogen von Kursk. Wie meine Kameraden, ebenfalls junge Flieger, war ich in der Luft noch zu hitzig gewesen und hatte es nicht verstanden, mich zu kontrollieren und auf alles um mich herum achtzugeben.
Bei den Kämpfen im Frontbogen von Kursk - der dritten Etappe begann ich schon überlegter zu handeln. Ich hatte Semjonow viel zu verdanken, der Wagemut ausgezeichnet mit kühler Überlegung zu paaren wußte. Und dies lehrte er auch uns junge Flieger. Aber ich war noch zuwenig von mir selbst überzeugt. Der Gegner zwang mir häufig den Kampf auf.
Die vierte Etappe war mit den Kämpfen über dem Dnepr verbunden. Ich begann kühner, kaltblütiger und mit mehr Initiative zu handeln. Ich fühlte mich jetzt nicht nur für meine Aktionen, sondern auch für die Aktionen der gesamten Gruppe verantwortlich.
Am Anfang meines Kampfweges hatte ich mir nur von dem kleinen Abschnitt, in dem meine Staffel kämpfte, ein Bild von den Kampfhandlungen machen können. Mein Horizont war ziemlich begrenzt gewesen. Ich hatte mir zwei Hauptregeln zu eigen gemacht: tapfer gegen den Feind zu kämpfen, sich nicht von der Gruppe zu lösen und dabei genau den Aktionen des Kommandeurs zu folgen. Als ich aber selbst eine Gruppe zu führen hatte, fühlte ich mich für alle verantwortlich, die unter meinem Kommando kämpften. Ich muß die jungen Flieger belehren und ihnen auf der Erde und in der Luft Beispiel geben. So begann die fünfte Etappe.
Nördlich von Jassy, in Rumänien, erfüllte ich mit meiner Gruppe Aufträge zur Deckung der sowjetischen Erdtruppen und zur Abwehr massierter Angriffe der feindlichen Luftwaffe. Dies erzog mir Kommandeurfähigkeiten an.
Zu dieser Zeit hatte ich bereits meine taktischen Verfahren ausgefeilt: Ich hatte es gelernt, dem Gegner meinen Willen aufzuzwingen und den Kampf aus den Positionen heraus zu beginnen, die ich als die vorteilhaftesten für mich betrachtete. Ich hatte es gelernt, den Feind blitzschnell anzugreifen und seine Taktik schon vorher zu durchschauen. Das bereitete mich auf die freie Luftjagd vor - auf die sechste Etappe meines kämpferischen Wachstums.
Wenn ich zur freien Jagd aufstieg, empfand ich immer noch das Gefühl der Kampfbrüderschaft mit den Erdtruppen. Dieses Gefühl hatte sich schon in den vielen Monaten der Kampftätigkeit am Dnepr und nördlich von Jassy meiner bemächtigt.
Der Gedanke, daß der Angriff feindlicher Flugzeuge auf unsere Truppen um jeden Preis abgeschlagen werden mußte, leitete mich auch jetzt.
EINGEBAUTE FILMKAMERA
An einem Abend sagte der Kommodore zu mir:
„Wissen Sie schon, wir werden mit ,Lichtbildmaschinengewehren' fliegen!"
Wir freuten uns alle darüber, weil das Lichtbild-MG, wie wir die eingebaute Filmkamera nannten, das beste Kontrollmittel war. Es bestätigte nicht nur das Kampfergebnis, sondern hielt auch die Aktionen des Fliegers während des Kampfes fest. Es war ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die
Weitere Kostenlose Bücher