Ich greife an
Truppen der Belorussischen Front den Hauptgürtel der gegnerischen Verteidigung durchbrochen hatten und zwölf bis achtzehn Kilometer tief in das feindliche Gebiet vorgedrungen waren.
Mittags starteten wir unter schwierigen Wetterverhältnissen zum Feindflug. Deutlich war vom Flugzeug aus zu erkennen, was auf der Erde vor sich ging. Wie eine gewaltige Lawine wälzten sich unsere Panzer und die Infanterie vorwärts, und die Artillerie feuerte aus allen Rohren. Wie oft waren wir in den letzten Tagen über diesen Abschnitt geflogen, und keiner von uns hatte hier die Truppenkonzentration bemerkt! Unsere Technik gab sich gewissermaßen erst jetzt zu erkennen und tauchte gleichsam aus der Erde auf. Die Kampfvorbereitung auf die Offensivoperationen war so glänzend durchgeführt worden, daß sogar wir Flieger, die die Erde von der Luft aus beobachteten, bis zum letzten Tage nicht geahnt hatten, welche gewaltigen Massen sowjetischer Truppen und technischer Mittel über die Weichsel gebracht und in den Brückenköpfen konzentriert worden waren.
In der Luft trafen wir nicht ein einziges feindliches Flugzeug.
Am Abend war der Widerstand der Faschisten auf unserem Abschnitt gebrochen.
Wir Flieger waren begeistert von der Meisterschaft unserer Panzersoldaten, Artilleristen und Infanteristen. Welch vernichtenden Schlag hatten sie dem Feind in den ersten zwei Tagen der Angriffskämpfe auch ohne Unterstützung durch die Luftwaffe versetzt!
Die Sowjetarmee hatte ihre Offensive auf der gesamten sowjetisch-deutschen Front entfaltet und den Feind aller Möglichkeiten beraubt, Reserven von einem Frontabschnitt an den anderen zu werfen.
DER KAMPF BEGINNT
Für uns Flieger war es ärgerlich, daß wir in diesen Tagen auf der Erde sitzen mußten. Am ärgerlichsten war unser Gast - Major Filippow. Sein Praktikum ging dem Ende zu, und er hatte immer noch nicht an einem richtigen Kampf teilgenommen. Er konnte einfach nicht mehr ruhig sitzen. Ständig lief er davon, um die Wetterwarte anzurufen, doch stets kam er mit finsterem Gesicht zurück: „Nein, ich habe kein Glück! Der Teufel soll dieses verflixte Wetter holen!"
Am 16. Januar klärte es sich etwas auf, und ich startete mit ihm als Rottenhund zur freien Jagd. Wir überflogen die Frontlinie und nahmen Kurs auf einen feindlichen Flugplatz. Wir kreisten über ihm, aber zu unserem Ärger stieg nicht ein einziges Flugzeug auf. Der Flugplatz war wie ausgestorben, offenbar hatten hier am Morgen unsere Bomber schon gut gearbeitet.
Wir warteten einige Minuten. Unsere Jagdzeit neigte sich ihrem Ende zu, und wir gingen auf Heimatkurs. Als wir uns der Frontlinie näherten, sah ich, daß unter uns acht feindliche Jagdflugzeuge kreisten. Da waren sie also! Endlich sah mein Praktikant den Gegner in der Luft!
Ich rief Filippow durch den Funk zu: „Jascha, decke mich, ich greife an!"
Ich nahm mir eins der feindlichen Flugzeuge aufs Korn, ging zum Sturzflug über, preschte in rasendem Flug in die Gefechtsordnung des Gegners hinein und eröffnete das Feuer. Die faschistische Maschine stürzte brennend ab. Die Deutschen waren nicht einmal dazu gekommen, das Feuer zu erwidern, so hatten wir sie überrascht. Ich zog meine Maschine sofort wieder hoch, um das Manöver zu wiederholen: aber die faschistischen Flugzeuge ergriffen Hals über Kopf die Flucht. Ich hatte nicht erwartet, daß alles so rasch beendet sein und daß sich der Feind dem Kampfe entziehen würde.
Mit Filippow war ich zufrieden, er hatte sich gut gehalten. Unsere Zeit war um. Wir verfolgten den Gegner daher nicht und kehrten zu 'unserem Flugplatz zurück.
Nach der Landung kam Filippow zu mir gelaufen: „Ich begreife nicht, wie Sie es fertiggebracht haben, ihn so schnell abzuschießen! Ich war noch gar nicht richtig im Bilde, plötzlich eine Leuchtspurgarbe, und das faschistische Flugzeug ging in Flammen auf und stürzte ab!"
„Im Luftkampf ist es nun einmal so", warf einer der Flieger ein, „wenn man eine Sekunde zögert, fährt man selbst in den Himmel'!"
Ich analysierte mit Filippow eingehend unseren Feindflug. Er brachte zum Ausdruck, daß ihm diese anschauliche Lehre sehr geholfen hätte, den Charakter des Luftkampfes zu verstehen.
An diesem Tage nahmen die sowjetischen Schlachtflieger ihre Tätigkeit auf. Sie zertrümmerten die zurückflutenden demoralisierten Truppeneinheiten des Feindes und ergänzten somit den Schlag der Artillerie.
ÜBER FEINDLICHEM GEBIET
Am 16. und 17. Januar führte die sowjetische Luftwaffe ihre
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