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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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„Sei nicht ängstlich, springe, danach wirst du sogar darum bitten, daß man dich springen läßt. - Na los, Mut!"
    Die Höhe schreckte mich nicht. Ich war an sie gewöhnt, da ich oft auf den Glockenturm in unserem Dorfe gestiegen war. Als ich aber an der Reihe war, wurde auch mir unheimlich zumute. Ich war aufgeregt. Als ich die Fallschirmgurte umschnallte, konnte ich das Schloß einfach nicht finden. Der Instrukteur kam herbei und half mir. Als ich in die Tiefe hinabschaute, sah ich unten eine Menge Zuschauer. Ich vernahm die ruhige Stimme des Instrukteurs:
    „Sehen Sie nicht nach unten, blicken Sie in die Ferne, und machen Sie einen Schritt nach vorn!"
    Ich führte die Befehle aus. Kaum hatte ich den Schritt getan, war es, als bliebe mir die Luft weg. Ich kam gar nicht dazu, an etwas zu denken, denn schon war ich auf der Erde. Wie einfach, wie leicht und angenehm war es gewesen! Ich war ganz aufgeregt, ich wollte unbedingt noch einmal springen. Kalkow hatte recht gehabt! - Beim zweiten Male sprang ich kaltblütiger und richtete meine ganze Aufmerksamkeit darauf, daß ich so landete, wie es uns der Instrukteur gelehrt hatte.
UNSERE „PO-2"
    Wir legten die letzten Prüfungen ab und begaben uns Anfang April endlich auf den kleinen Schulflugplatz. Er lag zwei Kilometer von der Stadt entfernt zwischen Feldern. Wir fuhren mit einem Kraftwagen hinaus. Unsere Stimmung war ausgezeichnet, und wir sangen unser Lieblingslied:
    „Dort, wo die Stoßkraft der Infanterie versiegt,
    wo der Panzerzug nicht durcheilen kann,
    wo der finstere Panzer nicht durchkriecht,
    dort bricht sich der stählerne Vogel Bahn..."
    Auf dem Flugplatz traten wir in Reih und Glied an, der Leiter des Fliegerklubs teilte uns in Gruppen ein. Petrakow, Kochan und ich kamen in die vierte Fluggruppe. Dieser wurde Kalkow als Fluglehrer zugeteilt. Ich war darüber sehr erfreut.
    Der Leiter sprach: „Kameraden! Die Flugzeuge waren den Winter über abgestellt. Jede Fluggruppe bringt ihr Flugzeug selbst in Ordnung. Behandelt die euch anvertrauten Maschinen mit größter Sorgfalt!"
    Wir marschierten zum Hangar. Als wir die Tür öffneten, sahen wir im Halbdunkel richtige Flugzeuge glänzen. Da waren sie, unsere „lebendigen" Flugzeuge, die wir bisher nur aus Lehrbüchern und von Einzelteilen her kannten! Man führte uns zu einer „Po-2" mit der Nummer 4.
    Ich berührte vorsichtig einen Tragflügel und war enttäuscht. Das Flugzeug war gar nicht so massiv, wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich es in der Klasse an Hand von Einzelteilen studierte.
    Offenbar hatten die anderen Kameraden bei der ersten Bekanntschaft mit der Maschine denselben Eindruck. Ihre Mienen drückten Verwunderung aus. Nur Petrakow strahlte über sein ganzes rundes Gesicht.
    „Seht mal, Jungs, es atmet, als lebte es!"
    „Was meint ihr, ob es in der Luft nicht auseinanderfällt?" fragte einer.
    „Dummes Zeug!" erwiderte Kochan ärgerlich.
    Der Techniker unserer Gruppe war ein älterer Mann in einem ölverschmierten Schlosseranzug. Er arbeitete schon lange bei der Luftfahrt und hatte große Erfahrung. Sein Gesicht war gutmütig, doch er sprach mit gespielter Strenge. Er gab kurze, klare Kommandos, befahl, wie das Flugzeug angefaßt und hochgehoben werden müsse. Wir hörten wieder neue Wörter. Petrakow, der Stärkste von uns, nahm den Schwanz des Flugzeuges auf die Schulter, und wir rollten unsere „Po-2" vorsichtig an den roten Strich auf dem Flugplatz, wo die Maschinen Tragflügel an Tragflügel aufgestellt wurden.
    Der Techniker gab uns allen Arbeit: „Dort am Hangar sind Eimer, Lappen und Bastwische. Ihr zwei", er zeigte auf mich und auf Petrakow, „bringt Wasser, nehmt Lappen und reibt den Rumpf ab, aber sorgfältig!"
    Wir holten Wasser und begannen das Flugzeug zu waschen. Der Techniker ging seiner eigenen Arbeit nach, ließ uns aber nicht aus den Augen.
    „Ein Lob ist zwar noch nicht angebracht, aber Schmetterlingsfänger scheinen in eurer Gruppe nicht zu sein!" bemerkte er. Wir wuschen und rieben unser Flugzeug noch eifriger ab.
    „Was ist denn ein Schmetterlingsfänger?" fragte Petrakow mit halblauter Stimme.
    „Das ist ein Fliegerausdruck", antwortete der Mechaniker lachend. „Ein Schmetterlingsfänger ist ein Faulpelz und Bummelant. Verstanden? Übrigens, lauf mal schnell zum Materiallager und hole einen Eimer Kompression!"
    Wir sahen einander an. Der Techniker war für uns eine Autorität, zwar wußten wir sehr gut, daß die Kompression die Verdichtung des

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