Ich greife an
langsam. Petrakow erklärte: „Ich werde fliegen, will mich aber nicht mit dieser Theorie befassen - zum Teufel mit ihr!"
Ljoscha Kolomijez, ein hochgewachsener, lebhafter Bursche mit ernstem, offenem Gesicht und schwarzen, träumerischen Augen, erwiderte empört: „Weshalb bist du denn hierhergekommen, wenn du dich nicht mit der Theorie befassen willst? Du hast doch selbst darum gebeten, schriest immer: ,Ich will fliegen!' - Wahrscheinlich willst du nur lernen, was dir paßt, nur die Uniform tragen und angeben: ,Seht mich mal an, ich lerne fliegen!'"
Die Jungen lachten und lärmten. Alle stimmten Kolomijez zu.
„Genug der Streiterei! Wir werden schon sehen, wer fliegen lernt und wer nicht", sagte Pantschenko. „Ich sag' euch nur, daß man sehr beharrlich sein muß, wenn man die Flugtechnik meistern will."
Er zeigte mit einer ausholenden Armbewegung auf den Motor und die Zeichnungen an der Wand und fügte hinzu: „Ich fordere Petrakow zum Wettbewerb auf."
„Meinetwegen", brummte Petrakow.
„Sie kommen! Sie kommen!" sagte jemand.
Der Leiter des Fliegerklubs, ein hochgewachsener, stattlicher Mann im Feldrock mit hellblauen Kragenspiegeln, betrat das Klassenzimmer. In seiner Begleitung befand sich der Kommissar, den man, obgleich er nicht mehr jung war, um seine militärische Haltung beneiden konnte. Als ich meine Papiere abgab, unterhielt er sich lange und freundschaftlich mit mir. Auch der Fluglehrer erschien. Jemand erstattete dem Leiter des Fliegerklubs militärisch Meldung.
Der Kommissar führte die politische Tagesschau durch, anschließend begann der Unterricht.
Im Studentenwohnheim wurde ich mit Ungeduld erwartet. Ich erzählte den Freunden, was ich gesehen und gehört hatte, und berichtete von meinen neuen Kameraden.
„Vergiß nicht, du mußt dich auf die Diplomarbeit vorbereiten", warnte mich Mischa Worbizki.
„Ich werde es schon schaffen", antwortete ich.
Es wurde mir nicht leicht. Von neun bis drei Uhr war ich im Technikum, und nach dem Abendessen hatte ich fünf Stunden Unterricht im Fliegerklub. Für die Erledigung der Hausaufgaben blieben der späte Abend, der frühe Morgen und die Ausgangstage. Ich versäumte keinen Unterricht im Fliegerklub und keine Vorlesung im Technikum und trieb nach wie vor viel Sport.
Viel Neues stürmte auf mich ein. Wieviel neue Wörter mußte ich mir mit einem Male einprägen! - Querruder, Rumpf, Spannturm, Verspannung, Perkal und viele, viele andere. Ich eignete sie mir leicht und rasch an. Und wenn ich einmal etwas vergaß, brauchte ich nur irgendein Teil des Flugzeugs anzusehen, und das Wort fiel mir sofort wieder ein. Mir gelang es verhältnismäßig schnell, meine Gruppe einzuholen. Die Kameraden halfen mir. Alle lernten sehr gut, nur Petrakow blieb weit zurück. Wir wetteiferten miteinander!
Ich war sehr aufgeregt, als ich einen Monat nach meiner Aufnahme in den Fliegerklub zum ersten Male an der Tafel stand und geprüft wurde. Viele Fragen mußte ich beantworten. Ich erhielt eine gute Beurteilung und war unendlich froh, daß ich die Gruppe eingeholt hatte und nun mit den Kameraden im gleichen Schritt gehen konnte.
EIN VERLUST
Mich verlangte es, meine Freude mit Mazui zu teilen. Ich hatte ihn schon lange nicht gesehen. Als ich in das Komsomolkomitee kam, um mit ihm zu sprechen, saß auf seinem Platz ein Mitglied des Komitees.
„Wo ist denn Mazui?"
„Im Krankenhaus. - Seine Krankheit hat sich verschlimmert!"
Erst jetzt begriff ich, wie schwerkrank unser Sekretär war. Die Ermahnungen der Kameraden mißachtend, hatte Mazui nie auf seine Gesundheit Obacht gegeben. Er war zäh und außerordentlich arbeitsam und besaß jene tiefe Liebe zur Sache, die dem Menschen Kraft verleiht. Im Herbst hatte er sich erkältet, hatte sich jedoch nicht niedergelegt, und dies war offenbar der Grund für die Verschlimmerung der Tuberkulose.
Am Sonntag ging ich ins Krankenhaus.
„Gehen Sie hinein zu ihm, aber nicht lange", sagte eine Schwester zu mir. „Er ist sehr schwach. Er ist böse auf uns, wenn wir seine Freunde zum Gehen auffordern, also gebe ich den Besuchern schon vorher einen Hinweis: Wenn ich unter irgendeinem Vorwand ins Zimmer komme, so bedeutet das, daß es Zeit zum Gehen ist. Entschuldigen Sie bitte, aber ihn besuchen sehr viele junge Leute. Am Besuchstage kommen so viele, daß wir sie bisweilen überhaupt nicht zu ihm lassen."
Sie führte mich in das Krankenzimmer.
Mazui lag mit geschlossenen Augen im Bett. Er atmete schwer und rasch. Seine
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