Ich greife an
die erste methodische Stunde mit den Fluglehrern statt. Die Flugschüler traten gruppenweise an. Eine Gruppe Offiziere erschien. Das waren die Fluglehrer! Ein blutjunger, untersetzter Leutnant kam gemächlich und etwas watschelnd auf meine Gruppe zu. Während wir stillstanden, musterte er uns und wir ihn. Natürlich, das war Tatschkin!
Ich meldete: „Genosse Leutnant! Vierte Gruppe zum methodischen Unterricht angetreten."
Wir setzten uns, er erkundigte sich, wie wir im Fliegerklub gelernt hätten, stellte einige Fragen über die Fliegerausbildung und gab uns kurz einige lehrreiche Hinweise. Unser Leutnant gefiel mir sehr gut. Er wirkte zwar etwas schwerfällig, hatte aber ein energisches, ausdrucksvolles Gesicht.
Ungeduldig erwarteten wir den Beginn der Übungen auf dem Flugplatz.
Der Winter ging zu Ende. Wir hatten uns die militärische Lebensweise völlig angeeignet und waren in den gemessenen Rhythmus des für uns neuen Lebens eingegangen. Die Kommandeure und die Fluglehrer hatten es verstanden, uns die Liebe zur Schule und zu unserem Beruf, das Gefühl der Soldatenehre und der bewußten militärischen Disziplin sowie das hohe Gefühl der Pflicht gegenüber dem Vaterland anzuerziehen.
Ich trieb nach wie vor Sport, las oder ging in das gemütliche Lenin-Zimmer. Eifrig verfolgte ich den Verlauf der Kampfhandlungen im Westen und die Kämpfe in Finnland. In diesen Wintertagen des Jahres 1940 wollten wir alle auf den Flugplätzen der Karelischen Landenge sein.
ANSPRUCHSVOLLE MASCHINEN
Der Schnee war getaut, der Flugplatz abgetrocknet. Wir hatten alle theoretischen Prüfungen abgelegt und marschierten nach dem Morgensport fröhlich, zufrieden, aber ein wenig unruhig zum Flugpraktikum auf den Flugplatz hinaus. Vor dem Hangar standen einige „UT-2". Die Flugzeuge waren bereits verteilt worden. Der Fluglehrer kam und wandte sich mit kurzen und nachdrücklichen Worten an uns: „Ich warne Sie: Die ,UT-2' stellt höhere Anforderungen an den Piloten als die ,PO-2'. Seien Sie aufmerksam und diszipliniert, wenn Sie sich am Boden auf die Flüge vorbereiten!"
Nach einigen Tagen begannen wir mit Gewöhnungsflügen in der Flugplatzzone. Die „UT-2" war in der Luft viel gehorsamer als die „PO-2" und erforderte exaktere Bewegungen. Tatschkin liebte das Wort „flink" und sagte häufig zu uns: „Seien Sie flinker, etwas flinker!" In der Luft war er wie umgewandelt. Seine Bewegungen waren rasch, gleichmäßig und exakt. Ich glaubte anfangs, die „UT-2" sei schwerer zu beherrschen und wir müßten lange an ihr ausgebildet werden. Aber schon nach einigen Ausbildungsstunden befahl mir Tatschkin: „Fliegen Sie allein!"
Ich war erstaunt, denn ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell die Erlaubnis für einen Alleinflug zu bekommen. Etwas aufgeregt kletterte ich in die Maschine. Zuerst wich ich leicht von der Richtung ab, aber allmählich wurden meine Bewegungen sicherer.
„Sie sind gut geflogen", sagte der Fluglehrer, „aber am Anfang ist Ihnen ein Fehler unterlaufen, Sie sind vom Kurs abgewichen. Achten Sie darauf, daß Ihnen das nicht wieder passiert."
Ich prägte mir die Bemerkung des Fluglehrers ein und durchdachte meine Bewegungen beim Fliegen.
Bald führten wir Schulflüge mit der „UTJ-4" aus, da wir die „UT-2" beherrschten.
Die „UTJ-4" erschien mir anfangs wie ein gefährlicher, unbezwingbarer Vogel. Beim ersten Flug mit dem Fluglehrer begriff ich viele seiner Bewegungen nicht, da ich sie einfach nicht so verfolgen konnte wie damals in der „PO-2" des Fliegerklubs.
Unruhig bereitete ich mich auf den ersten Start vor. Es wurde jedoch ein ganz alltäglicher Flug. In der Luft empfand ich weder Spannung noch Unruhe. Die Maschine gehorchte mir ausgezeichnet.
Und schließlich begannen wir mit der Bodenausbildung am Kampf-Jagdflugzeug „J-16". überraschend für mich selbst, startete ich sehr bald mit diesem Kampf-Jagdflugzeug.
Nachdem ich drei Flüge mit der „UTJ-4" ausgeführt und der Fluglehrer mir einige Hinweise gegeben hatte, sagte er plötzlich: ..Machen Sie sich fertig! Sie fliegen heute allein mit einer ,J-16'!"
Ganz verwirrt vor Freude und Aufregung, ging ich zu der Maschine. Ich beruhigte und konzentrierte mich, als ich in den Sitz geklettert war. Ich rollte zur Startlinie. Das Gefühl der Verantwortlichkeit für die Kampfmaschine wuchs mit jeder Sekunde. Ich sah mich um, hob den Arm und bekam Starterlaubnis. Ich gab Gas. Das Flugzeug trug mich davon, und ich erschrak sogar ein wenig. Ich
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