Ich greife an
und Weißfinnland Kriegshandlungen eröffnet worden seien. Der Bruder meines Semesterkameraden Fedja war an der Front. Oft schrieb er uns aufmunternde Brief, die wir immer und immer wieder lasen.
Wie im Fluge verging der Januar des Jahres 1940. Die Prüfungen begannen. Ich erhielt den Diplomauftrag und sollte am 3. Februar zum Praktikum fahren.
Ich war innerlich sehr unruhig. Noch vor einem Jahre hatte ich von meinem Praktikum geträumt, jetzt aber waren alle meine Gedanken in der Luftwaffenschule.
Ich gestaltete zum letzten Male die Wandzeitung aus, packte meine Sachen und bereitete mich auf die Abreise vor. Am 1. Februar wurde ich in das Geschäftszimmer des Technikums gerufen.
Mit der geheimen Angst, meine Erwartungen könnten enttäuscht werden, eilte ich hin. Ich fühlte, wie mir vor Aufregung der Schweiß ausbrach.
Der Sekretär des Lehrkörpers sagte freundlich: „Na, endlich ist die Einberufung zur Fliegerschule gekommen. Gehen Sie zum Direktor!" Ich hastete in dessen Arbeitszimmer.
„Ah, guten Tag, Flieger! Was sollen wir denn mit dir machen?" fragte der Direktor, und sein gutmütiges Gesicht erschien mir noch gütiger. „Wir haben dich großgezogen, haben dir etwas beigebracht, und nun müssen wir dich fortlassen. - Na schön, aber unter folgender Bedingung: Wenn dich die Ärztekommission nicht annimmt, fährst du zum Praktikum!"
„Danke, Genosse Direktor! Ich bin mit allen Bedingungen einverstanden!"
Nun stand mir noch eine unangenehme Aussprache mit dem Vater bevor. Ich wußte, daß ihn meine Abreise zur Fliegerschule verärgern würde. Auf dem Weg zum Dorf überlegte ich, wie ich ihm die Neuigkeit am besten beibringen könnte.
„Willst du fortfahren, Wanjuscha?" empfing er mich. „Bist du gekommen, um dich zu verabschieden?"
„Es wird alles in Ordnung gehen, Väterchen. Sorge dich nicht, aber ich fahre gar nicht zum Praktikum."
Er sah mich erschrocken an. „Was hast du dir denn nun wieder ausgedacht?"
„Ich habe die Einberufung zur Fliegerschule erhalten. Übermorgen reise ich ab!"
Vater rang die Hände und sank langsam auf einen Stuhl.
Ich schwieg; der Vater tat mir leid.
Plötzlich sprach er - unerwartet ruhig und gefaßt: „Meinetwegen, du bist ja kein kleiner Junge mehr. Du bist erwachsen. Erzähle mir von allem!"
Ich erklärte ihm, unter welchen Bedingungen man mich entlassen wollte. Er erhob sich, kam zu mir, umarmte mich und sagte: „Es sind da irgendwelche Sachen mit den Weißfinnen. Es kann sein, daß man dich an die Front schickt, mein Söhnchen! Gib's dem Feind! Und schreib mir hin und wieder!"
Im Studentenwohnheim erwarteten mich schon meine Kameraden vom Fliegerklub. Auch sie hatten Einberufungen erhalten.
Am Morgen des 2. Februar reisten wir ab. Begeistert sangen wir Militärlieder. Ich schaute unablässig zum Fenster hinaus, sah verschneite Wälder und Felder, weiße Lehmhäuschen, Neubauten, Werke und Fabriken.
Ein aufregendes, frohes und stolzes Gefühl bemächtigte sich meiner. Da war sie, meine unbesiegbare Heimat! Ich würde sie als Jagdflieger bewachen und bis zum letzten Herzschlag verteidigen!
IN DER FLIEGERSCHULE
TAUGLICH
Auf dem Bahnhof empfing uns als Vertreter der Luftwaffenschule ein hagerer Leutnant. Während wir auf das Auto warteten, kam ein unbekannter junger Bursche mit finsterer Miene auf uns zu und sagte, daß ihn die Ärztekommission für untauglich erklärt hätte. Er schimpfte, daß die Ärzte sehr kleinlich seien, und meinte, daß wir uns nicht zu früh freuen sollten. Wir gerieten in Aufregung, kamen aber nicht mehr dazu, ihn eingehend zu befragen, denn der Leutnant rief uns zum Kraftwagen.
Wir fuhren zum Fliegerstädtchen. Neue Häuser, Alleen und Sportplätze lagen vor uns. Hinter den Gebäuden war der Flugplatz zu sehen. Am klaren Winterhimmel flogen einige Jagdmaschinen. Ich verfolgte sie und vergaß alles andere auf der Welt.
„Genosse künftiger Flugschüler, Sie werden Ihre Mütze verlieren!" Vor mir stand der hagere Leutnant, der uns begleitete.
„Kommen Sie, Genossen", sagte er. „Essen Sie Mittag und ruhen Sie sich ein wenig aus, dann gehen Sie zur Ärztekommission!"
Wir traten an. Um unsere militärische Haltung zu zeigen, marschierten wir im kurzen Gleichschritt durch das breite Tor zu den Kasernen.
Nach dem Mittagessen wurden wir der Ärztekommission vorgestellt, die uns noch ein schweres Hindernis dünkte. Die Ärzte untersuchten uns lange und sorgfältig. Wir mußten in mehrere Zimmer gehen. Nach jeder
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