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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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waren immer startklar.
    Auf dem Flugplatz standen zahlreiche erbeutete Flugzeuge und Fliegerabwehrgeschütze, und rings um das Flugfeld waren Speicher und Lager. Die Deutschen waren so plötzlich von hier vertrieben worden, daß sie nichts mehr hatten vernichten können.
    Meine Staffel war auf einen vorgeschobenen Flugplatz verlegt worden, unweit jenes Ortes, wo ich einst gelernt hatte. Ich flog dorthin.
SIE KOMMEN SOEBEN AUS DEM KAMPF
    Mit einem Schlage geriet ich in eine kampferfüllte, gespannte Atmosphäre. Hier spürte man die unmittelbare Nähe der Front. Alles wurde schnell und exakt erledigt. Im Gefechtsstand notierte der Stabschef die Meldungen der Flieger, die gerade vom Feindflug zurückgekehrt waren. Ich sah zum ersten Male Piloten, die noch unter dem Eindruck des soeben durchgeführten Kampfes von ihren Erlebnissen berichteten.
    Ich meldete dem Kommodore meine Ankunft.
    „Sehr schön", sagte er. „Heute wirst du nicht fliegen. Sieh dich erst mal um, wie hier gearbeitet wird, damit du gleich mitten drin bist. Halte dich aber immer bereit!"
    Soldatenko hatte ein bekümmertes Gesicht. Wie immer lief er unermüdlich auf dem Flugplatz umher, schickte seine Flieger in die Luft und flog selbst bald mit der einen, bald mit der anderen Staffel.
    Ich war enttäuscht. Die Kameraden starteten zum Feindflug, während ich warten sollte. Und obgleich Soldatenkos Worte für mich stets Gesetz waren, nicht nur deshalb, weil die Disziplin das gebot, sondern auch weil ich unseren Kommodore hoch verehrte, schien mir doch, als könnte ich an diesem Tage nichts Nützliches für die Front tun.
    Mein Staffelkapitän wiederholte Soldatenkos Worte:
    „Du wirst vorläufig noch nicht fliegen. Sieh dich erst mal um!"
    Als mich Gabunija von weitem sah, kam er sofort auf mich zu-gerannt: „Wie freue ich mich, daß du angelangt bist, wie habe ich auf dich gewartet! Nun werden wir zusammen fliegen, Wano!"
    Ich erzählte ihm gerade von meinem Flug, als plötzlich alle zum Rande des Flugplatzes liefen. Gabunija rief mir zu: „Lauf ins Feld!"
    In diesem Augenblick vernahm ich dumpfes Dröhnen. In großer Höhe kamen etwa sechzig feindliche Flugzeuge in Gefechtsordnung genau auf unseren Flugplatz zu.
    Warum fliegen wir ihnen denn nicht entgegen? dachte ich im Laufen. Für einen Flieger ist nichts beschämender, als sich während eines feindlichen Bombenangriffes auf der Erde aufzuhalten. Dessen wurde ich mir gleich am ersten Tage meines Frontaufenthaltes bewußt, als ich auf das Feld hinauslief.
    Die feindlichen Flugzeuge flogen, ohne eine Bombe abzuwerfen, über uns hinweg und hielten Kurs auf Waluiki. Wir kehrten zu unseren Maschinen zurück. Gabunija erklärte mir, daß die Staffel jetzt die Aufgabe habe, über der Frontlinie zu kämpfen, und aus diesem Grunde niemand vom Flugplatz aufgestiegen sei, um den Gegner zu „empfangen". - „Tröste dich", fügte er hinzu, „im Raum von Waluiki wird der Gegner von den Jagdflugzeugen anderer Staffeln und von unserer Fliegerabwehrartillerie abgefangen werden."
    Unter dem frischen Eindruck der Frontatmosphäre konnte ich nicht gleich alles fassen und begreifen. Doch schnell lebte ich mich ein, und als mir plötzlich Gladkich einfiel, fragte ich Gabunija:
    „Wo ist denn Staffelkapitän Gladkich? Warum sieht man ihn nicht?"
    Das lebhafte Gesicht meines Freundes verdüsterte sich, und er erzählte mir von Gladkichs Tod. Der furchtlose Flieger hatte einen jungen, unerfahrenen Piloten als Rottenhund mitgenommen, um ihn an den Kampf zu gewöhnen. Im Raum von Charkow verwickelte er sich in einen Luftkampf mit mehreren „Me 110". Er hatte in wenigen Augenblicken einen der feindlichen Zerstörer in Brand geschossen, war aber nicht rechtzeitig von seinem Rottenhund gedeckt und selbst abgeschossen worden. Sein Tod war ein schwerer Verlust für uns alle.
    Ich beobachtete den ganzen Tag über das brodelnde, kampfnahe Leben auf dem Flugplatz. Abends fuhren wir zu unserer im Ort befindlichen Unterkunft. Und wieder kamen wir auf Gladkich zu sprechen. Ich fragte Pantelejew: „Hat Soldatenko schwer darunter gelitten?"
    „Der Kommodore läßt sich nichts anmerken, aber er leidet mehr darunter als unsereiner. Als er von Gladkichs Tod erfuhr, wurde er ganz bleich."
    Man konnte Soldatenko wirklich nie ansehen, was in seinem Innern vorging. Hier, auf dem Feldfliegerhorst, wurde er noch energischer und aufmerksamer, gleichzeitig aber auch noch anspruchsvoller.
DER KOMMODORE UND SEIN STELLVERTRETER
FÜR DIE

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