Ich greife an
und es mir demzufolge kaum gelingen konnte, das Fahrgestell auszufahren. Es waren qualvolle Sekunden! Wenn das Fahrgestell ausfuhr, leuchteten an meinem Instrumentenbrett zwei grüne Lämpchen auf. Aber nein, es tat sich nichts. Plötzlich verlor die Maschine noch mehr an Geschwindigkeit. Und da flammte endlich ein Lämpchen auf und gleich darauf ein zweites.
Der entscheidende Augenblick - die Landung - rückte näher. Ich konnte die Maschine nur noch mit großer Mühe halten. Ich sah auf den Flugplatz hinab. An einigen Stellen brannte es noch, und auf dem Rollfeld gähnten hier und da große Trichter.
Meine Bewegungen waren sicher, eine erstaunliche Ruhe kam über mich, wie immer, wenn ich mich in einer schwierigen Situation befand. Meine ganze Kraft und mein ganzes Können waren darauf gerichtet, das Flugzeug zu retten.
Ich stellte die Windrichtung fest und landete. Als die Maschine aufsetzte, war mir leichter ums Herz. Doch jäh tauchte vor mir ein Bombentrichter auf, in den ich im nächsten Augenblick stürzen mußte. Aber es ging noch einmal gut. Ich stoppte das Flugzeug und rollte zum Abstellplatz. Ich rechnete damit, daß die Maschine in ihre Bestandteile auseinanderfallen würde. Woher hatte meine „Lawotschkin" nur diese Widerstandskraft?
Die Kameraden kamen herbeigeeilt. Ich sah, wie Soldatenko mit seinen Filzstiefeln geradewegs durch die Pfützen gerannt kam. Ich sprang aus der Kabine. Mein erster Gedanke galt Gabunija, dessen Flugzeug nicht auf dem Rollfeld zu sehen war.
„Nun, wie steht's, bis du verwundet?" rief der Kommandeur schon von weitem.
Ich begann mich abzutasten und zuckte mit den Schultern. Ich empfand keine Schmerzen und bemühte mich, möglichst ruhig zu antworten: „Beunruhigen Sie sich nicht, Genosse Kommandeur, ich bin unverletzt, aber die Maschine..."
Die weiteren Worte blieben mir im Halse stecken.
„Ein Wunder, daß die Maschine nicht in der Luft auseinander-geflogen ist! Sie hat sich wundervoll gehalten. Sehen Sie nur, wie zäh sie war!" rief der Mechaniker Iwanow.
Wir drängten uns um das Flugzeug. Es war durchlöchert wie ein Sieb. Da hatte ich meine zwei abgeschossenen feindlichen Flugzeuge! Soldatenko trat zu mir und sagte: „Die Hauptsache: Laß den Kopf nicht hängen! Das war deine Feuertaufe. Wir werden jetzt deinen Flug besprechen, das wird dir viel nützen. So einfach kann man kein Flugzeug abschießen."
Erst jetzt bemerkte ich, daß Soldatenko eine Hand verbunden hatte, daß das Blut durch die Binde sickerte und daß sein Raglan zerrissen war.
„Genosse Kommandeur, Sie sind verwundet? Was ist geschehen?" Er antwortete lachend: „Im Krieg geht es nun einmal nicht ohne Blut ab. Eine kleine Schramme!"
Auch Melnikow, der Stellvertreter für die politische Ausbildung, war verwundet worden. Beide, Soldatenko und er, waren während des feindlichen Angriffs am Start gewesen. Melnikow war schwer verwundet worden, und man hatte ihn bereits zu einem Sanitätsbataillon gebracht.
„Sie nehmen zu wenig Rücksicht auf sich selbst, Genosse Kommandeur!" sagte jemand zu Soldatenko.
„Ich erfülle meine Pflicht wie Sie alle!" entgegnete der Kommandeur. „Wo ist denn nur Gabunija? Er ist zu unvorsichtig und zu hitzig! - Na, laß den Kopf nicht hängen", wiederholte er, sich an mich wendend. „Es ist ein Wunder, daß du heil geblieben bist und die Maschine gelandet hast. Ruhe dich bis zur Besprechung aus."
Und schon lief er wieder davon, um einen Kameraden zu empfangen, der gerade landete.
Die erste Begegnung mit dem Feind war eine gute Prüfung meiner Kenntnisse gewesen. Aber sie hatte mir anschaulich gezeigt, daß ich die Taktik des Gegners noch zuwenig kannte. Eine harte, aber wirksame Lehre! Ich mußte den Kampfgenossen noch aufmerksamer zusehen, mußte die Worte der Kommandeure noch mehr beherzigen und mein fliegerisches und kämpferisches Können noch weiter vervollkommnen.
Ich dachte lange darüber nach, wie wenig Erfahrung ich besaß und wie blitzschnell sich in der Luft alles entschieden hatte.
Meine „Lawotschkin" wurde in die Werkstatt gebracht, und ich erhielt eine andere Maschine - eine „Lawotschkin" mit drei Tanks. Ich untersuchte, pflegte und prüfte sie ständig und war sehr zufrieden mit ihr. „Mit dem Flugzeug muß man per Sie verkehren, man muß es verehren!" hatte mein Fluglehrer Kalkow einst nicht ohne Grund gesagt.
RISIKO UND KÜHLE ÜBERLEGUNG
Am nächsten Tag traf Gabunija mit versengten Augenbrauen und Haupthaaren ein. Seine ersten Worte
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