Ich greife an
POLITISCHE ARBEIT
Auf Befehl des Oberkommandos zogen sich die sowjetischen Truppen aus Charkow zurück. Wir wurden auf einen anderen Flugplatz verlegt. Die Verdunklungsvorschriften wurden sorgfältig beachtet. Nachts hörten wir das Motorendröhnen feindlicher Flugzeuge. Einzelne Junkers-Maschinen versuchten, unseren Flugplatz mit Bomben zu belegen.
An der Front war eine kurze Kampfpause eingetreten. Der Feind war abgekämpft und ging am nördlichen Donez zur Verteidigung über. Die Sowjettruppen hatten die Deutschen gründlich zermürbt.
Unser Regiment befand sich im Südabschnitt des Frontbogens von Kursk, der tief in die Verteidigungsstellungen des Gegners vorsprang. Wir machten uns mit dem Gelände im Gebiet der bevorstehenden Kampfhandlungen vertraut. Wir mußten die Karte studieren und uns genau einprägen, wo die Frontlinie verlief. Unsere Feindflüge wurden täglich analysiert und besprochen.
Die Märznächte waren außerordentlich kalt, und wir zogen morgens gewöhnlich noch Filzstiefel an. Gegen Mittag schien die Sonne jedoch wärmer, und der Schnee begann zu tauen. Auf dem Flugplatz glitzerten dann bläuliche Wasserlachen. Soldatenko rannte mit seinen Filzstiefeln direkt durch die Pfützen, daß das Wasser nach allen Seiten spritzte.
„Genosse Kommandeur, ziehen Sie Lederstiefel an, es ist doch naß!” sagte man zu ihm.
Aber er winkte nur: „Ich habe keine Zeit, mich umzuziehen!" und lief bis zum Abend mit nassen Füßen umher.
Der Gegner „besuchte" uns ziemlich häufig aus der Luft, aber das störte den Flugbetrieb auf dem Fliegerhorst nicht.
Hier, in unmittelbarer Nähe der Front, wuchs die Autorität Soldatenkos und Melnikows, seines Stellvertreters für die politische Ausbildung, noch mehr. Blieb der Kommodore auf dem Flugplatz zurück, dann startete gewöhnlich sein Stellvertreter für die politische Ausbildung und umgekehrt.
Melnikows persönliches Beispiel zeigte, wie gegen den Feind gekämpft werden mußte. Da er sich viel mit uns unterhielt und uns häufig abends in der Unterkunft aufsuchte, kannte er genau die Eigenheiten jedes Fliegers und verstand es, jeden an der richtigen Stelle anzufassen. Melnikows ausgezeichnetes fliegerisches Können hob seine Autorität. Der Stellvertreter unseres Kommandeurs war ein guter politischer und militärischer Führer.
„Die erfolgreiche Erfüllung eines Kampfauftrages hängt vom Können ab", sagte er häufig, wenn er abends bei uns in der Erdhütte saß. „Ihr müßt jeden Flug, den ihr ausführt, selbst sorgfältig analysieren, ganz gleichgültig, ob es sich um einen Kampfflug oder einen Übungsflug handelt. Ist euch ein Fehler unterlaufen, so beratet euch mit mir, einem anderen Vorgesetzten oder mit einem Kameraden. Das wichtigste ist, sich nicht der Kritik zu verschließen, sondern sie anzuhören und dann den Fehler zu beseitigen. Ein Komsomolze muß so handeln!"
Wir wurden ernster und nachdenklicher. Viele von uns traten in die Partei ein. Auch ich bereitete mich auf dieses außerordentlich wichtige Ereignis meines Lebens vor.
DIE ERSTE BEGEGNUNG MIT DEM FEIND
Der Mechaniker Iwanow wartete mein Flugzeug. Obgleich er noch jung war, besaß er schon große Erfahrung.
Ich machte mich gerade für einen Übungsflug fertig, als Amelin hinzukam: „Na, was macht denn dein Apparat? Kann ich Benzin übernehmen?"
Iwanow sagte zu Amelin ernst:
„Scherzen Sie nicht, Genosse Kommandeur, das ist eine ausgezeichnete Maschine!"
Der Flugleiter gab bekannt, daß ich zusammen mit Gabunija an den Start rollen sollte. Wir bekamen Befehl, zu einem Patrouillenflug zu starten. Die Sonne stand schon tief, und es war die Zeit, in der die Deutschen gewöhnlich unseren Flugplatz angriffen. Sie flogen stets mit der Sonne im Rücken, so daß wir geblendet waren.
Gabunija rollte schon zur Startlinie. Soldatenko winkte mit der Startflagge: „Schneller, schneller!"
Gabunija stieg auf. Dann winkte der Kommandeur auch mir. Ich gab Gas und startete. Meine Maschine mit ihren fünf Tanks gewann nur langsam an Geschwindigkeit und Höhe.
Der Rottenführer war schon bedeutend höher als ich und flog eine Schleife. Ich warf einen Blick auf den Geschwindigkeitsmesser. Nein, die Maschine flog noch zu langsam. Und als ich schließlich die Schleife flog, verlor ich Gabunija aus den Augen. Ich versuchte, ihn durch das FT-Gerät zu erreichen, bekam aber keine Antwort. Mit der Erde hatte ich noch keine Funkverbindung hergestellt.
Ich wollte nun endlich einmal wissen, welche
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