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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Höchstgeschwindigkeit meine Maschine entwickeln konnte, stieg 1500 Meter hoch und begann aus der Maschine „herauszuholen", was sie geben konnte. Ich wandte keinen Blick vom Tachometer und vergaß darüber alle Umsicht und die Möglichkeit eines plötzlichen feindlichen Angriffs. Die Geschwindigkeit des Flugzeuges befriedigte mich nicht. Ich sah starr auf den Geschwindigkeitsmesser. Plötzlich erinnerte ich mich daran, daß ich mich nicht über einem Schulflugplatz befand, sondern den Auftrag hatte, den Luftraum zu beobachten. Umsicht und noch einmal Umsicht! war mir befohlen worden.
    Mein erster Blick galt dem Flugplatz. Hatte ich mich „verfranzt"? Plötzlich sah ich unter mir Flugzeuge mit doppeltem Seitenleitwerk, die zum Sturzflug ansetzten. Zuerst dachte ich, daß dies sowjetische „Petljakows" wären, die ebenfalls ein doppeltes Seitenleitwerk hatten. Doch da sah ich, wie auf dem Rollfeld Bomben einschlugen. Mein Herz erbebte: Der Gegner! Schnell, er muß geschlagen werden!
    Mich überlief ein Schauer. Die Feinde waren ihrer sechs, ich aber ganz allein! Nun begann also der richtige Kampf! Mir fiel eine Regel ein, die ich in mein Album geschrieben und mir fest eingeprägt hatte: Will man den Gegner plötzlich angreifen, so greift man ihn mit der Sonne im Rücken an! Ich flog eine Steilkurve und machte mich an die hinterste Kette der Feindmaschinen heran. Ich war höher als sie. Gleich zwei Flugzeuge auf einmal wollte ich abschießen. Ich kam immer näher. Nur fünfhundert Meter trennten mich noch von den Faschisten. Vor Ungeduld ging mir der Atem aus. Gleich würde ich schießen! Ich stellte mir vor, wie ich auf dem Flugplatz landete und dem Kommodore ruhig wie ein alter Flieger zwei Abschüsse meldete, die Kameraden herbeiliefen, Soldatenko mein Flugzeug empfinge, alle mir, dem einfachen Flieger, gratulierten und ich mit einigen Scherzworten von meinem Kampf erzählte. Dann würden alle sagen: Kaum ist er das erste Mal aufgestiegen, und schon ... Es ist schwer zu sagen, was mich plötzlich veranlaßte, an jene Regel zu denken, die uns unser Fluglehrer ständig wiederholt hatte: Sieh dich vor dem Angriff um, ob dich nicht ein feindliches Flugzeug von hinten angreift!
    Ich hatte den Kopf kaum nach links gedreht, als ich sah, daß sich mir eine „Me 109" näherte.
    Während ich mich noch nach ihr umsah, und das dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, zuckte schon eine Leuchtspurgarbe durch die Luft. Hinter der gepanzerten Rückenlehne knisterte etwas. In der Kabine roch es plötzlich nach Hydrogemisch, also mußte der Hydrotank für das einziehbare Fahrgestell durchschossen worden sein. Ich durfte nicht länger zögern. Ich riß die Maschine zur Seite und geriet in die explodierenden Granaten der eigenen Flakartillerie. Mein Flugzeug neigte sich nach links. Eine Flakgranate hatte die rechte Tragfläche getroffen, aber der Flügel hielt noch. In diesem Augenblick jagten vier „Me 109" an mir vorüber. Wie ich später auf der Erde erfuhr, waren diese Maschinen ständig in 3000 Meter Höhe abseits von unserem Fliegerhorst geflogen, um den Angriff ihrer „Me 110" zu decken.
    Ich wurde nach rechts geworfen. Eine weitere Flakgranate hatte die linke Seite meiner Maschine getroffen, und gleich darauf schlug eine dritte in das Heck ein. Ich konnte das Flugzeug mit Müh und Not noch 500 Meter hoch halten.
    Die feindlichen Flugzeuge waren nach Westen abgedreht. Vom Fliegerhorst stiegen zwei „Lawotschkin"-Maschinen auf und jagten hinter ihnen her. Ich konnte mich ihnen nicht anschließen. Wahrhaftig nicht! Mein Flugzeug war schwer angeschlagen und reagierte nur noch schlecht auf meine Steuerbewegungen. Doch mehr als alles andere kränkte mich, daß ich kein einziges Flugzeug abgeschossen hatte. Es war mir ja nicht einmal gelungen, das Feuer auf den Feind zu eröffnen. Ich war sehr böse auf mich und sehr unzufrieden mit mir. Ich mußte viel entschlossener handeln!
    Mein Flugzeug konnte sich kaum noch in der Luft halten. Ob ich nicht mit dem Fallschirm abspringen sollte? Doch rasch verwarf ich diesen Gedanken wieder und nahm mir vor, die Maschine um jeden Preis zu landen.
    Ich setzte zur Landung an. Nun kamen mir die ausgezeichneten Kenntnisse vom Bau des Flugzeuges zustatten. Ich rief mir rasch alle Regeln ins Gedächtnis, die ich in einem so schwierigen Falle anwenden konnte. Das Flugzeug gehorchte den Rudern nicht mehr richtig. Die Geschwindigkeit nahm rasch ab. Ich wußte, daß die Hydroanlage zerschossen war

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