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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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eine „Focke-Wulf 190" ab.
NACHRICHTEN AUS DEM HEIMATDORF
    Die Truppen unserer Front rückten kämpfend gegen Poltawa vor. Von Belorußland bis zur Tama-Halbinsel führten unsere Truppen eine einzigartige Offensive durch. Wenn ich Aufklärungsflüge ausführte, sah ich häufig, wie der Feind seine Truppen an das Westufer des Dnepr zurückzog.
    Die sowjetischen Truppen hatten in blitzschnellem Vorstoß die Desna überschritten. Aufmerksam verfolgte ich auf der Karte den Vormarsch unserer Kampfeinheiten, die immer näher an meine Heimatgegend heranrückten. Um die befreiten Städte zog ich auf der Karte kleine rote Kreise.
    Und endlich konnte ich auch die Stadt Nowgorod-Sewerski einkreisen. Von dort war es ein Katzensprung nach Schostka und nach meinem Heimatdorf Obrashejewka.
    Als ich einige Tage darauf von einem Feindflug zurückkehrte, wurde mir ein Brief ausgehändigt. Ich erkannte sogleich die Handschrift meines Vaters. Die Buchstaben begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich rief Muchin zu: „Wassja, ich habe einen Brief von meinem Vater bekommen!"
    Dann rannte ich zu meinem Lieblingsort - unter die Tragfläche des Flugzeugs.
    Ich las, und Tränen trübten mir die Augen.
    „Mein liebes Söhnchen Wanja!
    Wir alle wünschen Euch Frontsoldaten Erfolge, Siege über den Feind und einen kämpferischen, kühnen Geist. Wie habe ich mich über Deinen Brief gefreut! Was soll ich Dir über uns schreiben? Wo Jakow und Grigori jetzt sind, weiß ich nicht. Grigori ist von den Faschisten zur Zwangsarbeit verschleppt worden. Jascha beteiligt sich seit den ersten Tagen an den Kämpfen. Auch Sascha hat geschrieben - er sorgt sich um Dich. Ich werde ihm Deine Adresse schicken. Motja und ihr Kind sind am Leben. Unser Dorf haben die deutschen Eroberer nicht mehr niederbrennen können, aber Krupez, das Heimatdorf Deiner Mutter, haben sie abgebrannt. Dreizehn unserer Dorfgenossen sind umgebracht worden. Unseren Nachbar, den alten Freund Sergej Andrussenko, haben die Faschisten im Gebäude des Technikums gefoltert. Sie haben dort weitere achthundert Menschen gefoltert.
    Ich wußte, daß der Feind niemals der Herr unseres Landes wird, denn unsere Heimat ist eine große Macht. Ich freue mich, daß Du die Faschisten schlägst. Werde aber nicht überheblich, Wanja, und erfülle ehrlich Deine Pflicht vor dem Vaterland. Ich bin in diesen schweren Jahren stark gealtert, Wanjuscha, aber jetzt arbeite ich wieder, und die Kollektivwirtschaft hilft mir. Schreibe mir bald wieder, mein liebes Söhnchen, und grüße alle Deine Freunde von mir.
    Dein Vater Nikitin Koshedub."
    Unter seinen Brief hatte Vater zwei Verszeilen geschrieben, die mich zutiefst rührten:
    „Ich will Dir geben einen guten Rat:
    Denk an Mutter und verteidige die Heimat!"
    Es ist schwer wiederzugeben, was ich empfand und dachte, als ich Vaters Brief gelesen hatte. Mich erfaßte grimmiger Haß gegen die Faschisten, die meine Landsleute gefoltert hatten. Ich dachte an den Weg zur Desna, den Vater und Sergej Andrussenko einschlugen, wenn sie angeln gingen, und an die Quelle im Birkenhain, wo sie sich ausruhten. Ich sah die Gesichter der Angehörigen und die heimatliche Gegend vor meinem geistigen Auge.
    Auch vom Dorfsowjet erhielt ich einen schönen, in warmen Worten gehaltenen Brief. Ich wußte, daß mein alter Vater nicht allein stand, sondern daß man ihn unterstützte und für ihn Sorge trug. Und gleich hier unter der Tragfläche des Flugzeugs schrieb ich die Antwortbriefe und einen Brief an meinen Bruder Alexander.
ÜBER DEN DNEPR-ÜBERGÄNGEN
    Die sowjetischen Truppen hatten auf einigen hundert Kilometern Länge den Dnepr erreicht. Der links des Flusses befindliche Teil der Ukraine war vom Feinde gesäubert. Am 23. September 1943 wurde Poltawa befreit.
    Ende September wurden wir vom Flugplatz Poltawa auf einen Flugplatz in der Nähe des Dnepr verlegt.
    Die Faschisten hatten das rechte Steilufer des Dnepr, das ohnehin ein guter natürlicher Verteidigungsgürtel war, befestigt. Aber die Truppen unseres Frontabschnittes überquerten den Dnepr im Sturm und bildeten auf dem rechten Ufer •einen Brückenkopf, der „Kleines Land" genannt wurde.
    Uns wurde die Kampfaufgabe gestellt, die Übergänge vor feindlichen Fliegerangriffen zu schützen und das „Kleine Land", wo zahlreiche Sowjettruppen und viel Kriegsgerät konzentriert worden waren, aus der Luft zu decken.
    Von der fliegenden Maschine aus sah man, wie sich Kolonnen sowjetischer Infanterie, Panzer und Artillerie zu den

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