Ich greife an
meine Kampfgefährten - Infanteristen, Artilleristen und Panzersoldaten. Über die Entfernung von einigen tausend Metern hinweg fühlte ich sie gleichsam, als befänden sie sich unmittelbar neben mir. Ich wußte, daß sie voll Hoffnung auf mich, den Jagdflieger, sahen.
Das Bewußtsein der soldatischen Pflicht verzehnfachte meine Kräfte. Ich jagte über den Feind dahin. Leuchtspurgarben flogen auf mich zu, die feindlichen Bordschützen hatten das Feuer eröffnet. Ich warf die Maschine von einer Seite auf die andere, drehte mich wie ein Kreisel, tauchte bald hier, bald da, bald oben und bald unten auf, und dies verblüffte den Feind offenbar. Es gelang mir, die faschistischen Flieger durch Manöver, die für sie völlig unerwartet kamen, durch Wendigkeit und durch haargenaue und blitzschnelle Bewegungen in Verwirrung zu setzen. Die feindlichen Bordschützen schossen wie wild, aber ich huschte bald über, bald unter ihnen vorüber.
So ungestüm hatte ich wahrscheinlich noch nie „gekurbelt". Der Motor sang sein kämpferisches Lied in allen Tonarten, und ich hörte schon am Klang, daß das Flugzeug exakt und gehorsam mit mir zusammenarbeitete. „Na, noch ein wenig, mein Freund, noch ein wenig! Gib, was möglich ist!" sagte ich zu meiner Maschine.
Die feindlichen Flugzeuge schlossen sich zu einem Verteidigungsring zusammen. Ich mußte ihn sprengen. Bis jetzt waren erst fünf Minuten vergangen, mir erschienen sie aber wie eine ganze Stunde! Ich sorgte mich, daß der Treibstoff zur Neige gehen könnte. Feindliche Jäger griffen mich nicht an, aber ich war dennoch auf der Hut. Ich hielt nach sowjetischen Jagdflugzeugen Ausschau, aber vergebens. Ich hatte keine Deckung, mußte also blitzschnell handeln.
Als ich ein feindliches Flugzeug vom Verband getrennt hatte, nahm ich es aus nächster Nähe unter Feuer. In Flammen gehüllt, stürzte die Feindmaschine in die Tiefe. Die übrigen Bomber nahmen, wild um sich schießend, Reißaus. Ein ganzes Bündel Leuchtspurgarben flackerte an meinem Flugzeug vorbei.
In meinen Tanks war nur noch wenig Benzin. Ich ließ von den fliehenden Bombern ab und hielt im Tiefflug auf unseren Fliegerhorst zu. Ich wußte, daß man nicht mehr mit meinem Kommen rechnete - vielleicht hatte man mich sogar schon beweint —, denn die für den Patrouillenflug festgesetzte Zeit war längst um.
Ich sah, daß unten vor dem Unterstand die Flieger zusammenliefen und zu mir heraufschauten. Die Kameraden wollten mich empfangen. Schnell warf ich einen Blick auf den Abstellplatz für die Flugzeuge meiner Staffel und stellte befriedigt fest, daß keine Maschine fehlte. Alle waren zu Hause! Mir war leichter ums Herz.
Ich ging rasch tiefer und landete. Während des Ausrollens blieb der Motor stehen. Der Sprit war verbraucht!
Ich kletterte aus der Kabine. Die Flieger meiner Staffel standen stramm und schwiegen. Verlegen schauten sie drein. Ich nahm die Fliegerkappe ab und sprach, mich beherrschend, langsam und leise: „Wo hat man je gesehen, daß man sich ohne Befehl des Kommandeurs von der Gruppe trennt? Sie sind Abschüssen nachgejagt und haben unsere Truppen ohne Deckung gelassen! Sie haben Ihren Kommandeur im Stich gelassen. Eine Schande!"
Pascha Brysgalow, mein Stellvertreter, trat einen Schritt vor. „Gestatten Sie, daß ich Ihnen melde, Genosse Kommandeur", sagte er schuldbewußt, „Sie wissen, daß Gopkalo die gleiche Maschine fliegt wie Sie."
Ich sah Gopkalo an. Er starrte auf den Boden und errötete so stark, daß sogar seine Ohren brannten.
„Gopkalo sah, daß die feindlichen Zerstörer flohen. Im Kampfeseifer scherte er aus dem Verband aus und jagte ihnen nach, und wir verwechselten sein Flugzeug mit dem Ihren und folgten ihm. Als wir zurückkehrten, hielten wir Sie für einen Gegner, flogen vorüber und eilten nach Hause. Das ist alles, Genosse Kommandeur."
„Wo hast du denn nur deine Augen gehabt, Muchin?"
„Diesmal habe auch ich nicht auf Sie gesehen", antwortete Muchin verlegen.
Ich rief Gopkalo heran. Er errötete noch stärker. Er tat mir etwas leid, aber ich sagte sachlich und verweisend zu ihm: „Ich kenne Ihre Hitzigkeit und Ihr Bestreben, ein feindliches Flugzeug abzuschießen. Aber man muß überlegt und zur richtigen Zeit handeln. Merken Sie sich: erst wäge, dann wage! Wenn Sie mir noch einmal die Gefechtsordnung durcheinanderbringen, werde ich Sie nie wieder mitnehmen. Verstanden?"
„Jawohl, Genosse Kommandeur. Ich schwöre Ihnen, es wird nicht wieder vorkommen!"
Ich
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