Ich greife an
konnte mir sehr gut vorstellen, wie sich meine Jungs ihre Fehler zu Herzen nahmen. Ich hätte ihnen sehr gern von meinem Luftkampf erzählt, doch ich sagte nur in streng dienstlichem Ton: „Sie haben frei, meine Herren Leutnants!"
Sie sahen einander an und gingen mit gesenkten Köpfen auseinander. Ich begab mich zum Gefechtsstand und dachte darüber nach, daß es unmöglich ist, in der Luft alles vorauszusehen. Man muß aus jedem eigenen und aus den Fehlern der anderen lernen.
Einige Tage lang ging Gopkalo ganz verstört umher, ja, er magerte sogar ab. Aber er hatte eine Lehre erhalten, die ihm von großem Nutzen war. Er änderte sein Verhalten, sowohl auf der Erde als auch in der Luft.
IN ERBITTERTEN KÄMPFEN
Wir stiegen täglich mehrmals auf. Fast ununterbrochen arbeiteten die Mechaniker.
Erbitterte Luftschlachten wurden ausgetragen, in die fast alle Jagdflugzeuge unserer Front eingriffen. Wir lernten uns in der Luft kennen, ohne daß wir einander sahen, und trennten uns wieder, ohne den Namen des Kameraden, mit dem man Flügel an Flügel die Erdtruppen gedeckt hatte, erfahren zu haben.
Am 4. Oktober 1943 verfolgte ich eine „Junkers" und schoß sie nach kurzem Kampf über dem vom Feinde besetzten Gebiet ab. Als ich mich nach diesem Kampf umschaute, sah ich, daß über mir eine „Jak" kreiste, an deren Heck sich eine „Messerschmitt" heranpirschte.
„,Jak!' ,Jak!' Eine ‚Messerschmitt' von hinten!" rief ich durch den Sprechfunk.
Die „Messerschmitt" mußte jeden Augenblick das Feuer eröffnen. Ich holte das letzte aus meiner Maschine heraus und zerfetzte mit einer langen Feuergarbe das Heck der Feindmaschine. Sie stürzte ab. Der Pilot der „Jak" flog dicht an mich heran und „wackelte" mit der Maschine, um mir zu sagen: „Danke, Genosse, du hast mich gerettet!"
Wir flogen nach verschiedenen Seiten davon.
Den Offensivstoß unserer Erdtruppen unterstützten wir mit einem Ansturm in der Luft. In den zehn Tagen der Kämpfe über den Dnepr-Übergängen errangen die Flieger unserer Gruppe zahlreiche Siege. Mein persönliches Kampfkonto erhöhte sich auf elf abgeschossene feindliche Flugzeuge.
Die Pläne der faschistischen deutschen Eroberer, die Sowjettruppen um jeden Preis vom Westufer des Dnepr zurückzudrängen, wurden auf der Erde von unserer Infanterie, der Panzertruppe und der Artillerie und in der Luft von der Luftwaffe zerschlagen.
DER „RAHMEN"
Das Wetter wurde allmählich schlechter. Die meteorologischen Verhältnisse beeinträchtigten die Aktionen der Luftwaffe.
Es war an einem frühen, trüben Morgen. Ich flog an der Spitze meiner aus sechs Maschinen bestehenden Staffel gegen den Feind. Die Wolken drückten uns gegen die Erde, wir flogen ziemlich tief.
Als wir uns über der Frontlinie befanden, hielt ich Umschau. Die feindlichen Fliegerabwehrgeschütze schwiegen. Aber ich wußte aus Erfahrung, daß der Gegner, wenn er nicht schoß, nur auf einen geeigneten Augenblick wartete, um uns mit Feuer zu überschütten. Mir war es daher lieber, wenn er schoß, denn dann konnte man manövrieren.
Ich sah, wie unter den Wolken ein Flugzeug der Gegenseite zur Frontlinie flog, also direkt auf uns zukam. Es war ein feindliches Aufklärungs- und Artillerieleitflugzeug. Seine Besatzung bestand aus drei bis vier Mann. Seiner Form nach ähnelte es einem Rahmen.
Da ich die Wichtigkeit des „Rahmens" kannte, beschloß ich, ihn zusammen mit Muchin anzugreifen. Hätte ich erst die anderen Flieger benachrichtigt, wäre er längst in den Wolken verschwunden gewesen. Vier Flugzeuge meiner Staffel beschützten wachsam die Erdtruppen, während ich mich unter der Deckung meines Rottenhundes seitab davonstahl. Ich gab mir den Anschein, als hätte ich den „Rahmen" gar nicht bemerkt, drehte jäh auf ihn zu und eröffnete aus voller Fahrt das Feuer. Der „Rahmen" ging rasch tiefer. Ich schrie meinem Rottenhund zu: „Hol ihn dir, Wassja!"
Muchin setzte sich ans Heck des „Rahmens" und ließ seine Bordwaffen hämmern. Das feindliche Flugzeug ging zum Sturzflug über, sein Bordschütze feuerte wie besessen. Doch das waren die letzten Zuckungen, die dem Tod vorausgingen. Das feindliche Flugzeug raste zwischen den eigenen Stellungen in die Erde hinein. Im nächsten Augenblick begannen die Fliegerabwehrgeschütze des Gegners zu arbeiten. Die Granaten pfiffen an meiner linken Seite vorüber. Mit einer harten Bewegung riß ich die Maschine nach rechts. In das Dröhnen des Motors mischte sich ein Laut, der dem
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