Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
Vom Netzwerk:
faschistischen Flugzeuge ging tiefer und versuchte, unter Geländedeckung zu entkommen. Ich verfolgte es. Der Abstand zwischen den beiden Maschinen verringerte sich schnell. Ich hielt genau auf den Bordschützen zu. Er schoß. Leuchtspurgarben schwirrten rechts und links an mir vorüber. Aus nächster Nähe eröffnete ich das Feuer. Ein langer Feuerstoß - und der Bomber ging in Flammen auf. Aber ich spürte, daß auch mit meiner Maschine etwas nicht in Ordnung war. Ich zog hoch und sah, daß auf der rechten Seite ein feuriges Bächlein aus dem Benzintank rann. Der Tank war durchschossen! Rasch schnallte ich die Gurte los, um mit dem Fallschirm abzuspringen. Doch plötzlich fiel mir ein, daß ich zwanzig Kilometer hinter der Front, über vom Feind besetztem Gebiet war. In Gefangenschaft geraten? - Nein!
    Was tun! In meinem Kopf jagten sich die Gedanken. Pläne wurden entworfen und wieder verworfen. Gastello fiel mir ein. Seinem Beispiel wollte ich folgen! Der Entschluß war gefaßt, doch den Kampf gegen die Flammen gab ich noch nicht auf. Ich legte die Maschine auf die Tragfläche und ließ sie gleiten. Blitzschnell, aber ohne etwas zu übersehen, ließ ich meinen Blick über die Erde schweifen. Ich mußte ein geeignetes Objekt finden. Unter mir waren einige kleine Häuser. Dort waren die Faschisten! - Seitab standen die weißen Wattebäusche der explodierenden feindlichen Flakgranaten. Jede Sekunde war kostbar. Aber ich hatte immer noch kein Ziel gewählt. Ich warf noch einen Blick auf den Luftraum und sah, daß mir von der Frontlinie her eine „Messerschmitt" entgegenkam, die aber schon von einem sowjetischen Jäger angeschossen worden war. Offenbar hatte die Feindmaschine einen Treffer in den Tank erhalten, denn sie zog eine schwarze Rauchfahne hinter sich her. Langsam flog die „Messerschmitt" vorüber. Sie hatte kein Interesse an mir und ich keins an ihr, denn auch an der Tragfläche meiner Maschine leckten die Flammen. Aus den Häusern kamen Scharen faschistischer Soldaten gelaufen. Die feindlichen Flakgeschosse explodierten immer noch seitab. Ich war entschlossen, mein Flugzeug in die Faschisten hinein-zusteuern. Doch in diesem Augenblick ereignete sich, was ich am wenigsten erwartet hatte. Dicht über der Erde brachte eine kräftige Luftströmung die Flammen auf dem Tragflügel zum Verlöschen. Im Bruchteil einer Sekunde faßte ich einen neuen Entschluß. Ich jagte dicht über den Köpfen der verdutzten Deutschen dahin, sie fast mit der Luftschraube berührend.
    Die Faschisten faßten sich wieder und eröffneten das Feuer. Doch ich flog so tief, daß die Leuchtspurgarben über mich hinweg-schwirrten. Ich entkam ihnen. Aber plötzlich wurde mir bewußt, daß die Flammen zwar verlöscht waren, sich aber im Benzintank Gase bilden und die Maschine explodieren konnte. Vor einigen Minuten noch hatte ich dem Tod ruhig ins Antlitz gesehen, aber jetzt, nach der unerwarteten Rettung, wollte ich nicht sinnlos sterben. Ich flog weiter im Tiefflug. Da war der heimatliche Dnepr. Hier befanden sich bereits sowjetische Truppen. Endlich tauchte unten unser Flugplatz auf. Ein freudiges Gefühl bemächtigte sich meiner. Doch ich hielt mich streng an die Regel, blieb weiterhin aufmerksam und trachtete, das Flugzeug so zu landen, daß eine Explosion vermieden wurde. Nachdem die Maschine aufgesetzt hatte, rollte ich sie zum Standplatz.
    Ich öffnete das Kabinendach und kletterte schnell aus dem Sitz, denn ich wollte sofort nachsehen, welchen Schaden der Benzintank hatte. Muchin, Brysgalow und Iwanow kamen auf mich zugelaufen. Die Kameraden umringten und umarmten mich freundschaftlich.
    „Wir haben uns große Sorge um dich gemacht. Du hast ganz schön gebrannt! Wie hast du denn die Flammen zum Verlöschen gebracht?"
    Meine ganze Erschöpfung vergessend, begann ich zu erzählen.
    Dieser Flug hatte mich vieles gelehrt. Im Kriege darf man niemals die Arme hängen lassen; auch wenn man dem Tod entgegengeht, muß man eine Waffe für den Sieg suchen. Man darf den Kampf um den Sieg nicht eine Sekunde aufgeben. Bolschewiki ergeben sich nie kampflos, sie verlieren nie die Hoffnung auf den Sieg. Das war die Schlußfolgerung, die ich aus diesem Kampf zog.
KAMPFSCHULE
    Uns standen noch schwere Prüfungen bevor. Mit jedem Tage, den wir dem Sieg näherrückten, wurde der Feind heimtückischer und verschlagener. Die Faschisten trachteten mit allen Mitteln, unseren Fliegern die Initiative zu entreißen. Sie verstärkten ihre Luftstreitkräfte;

Weitere Kostenlose Bücher