Ich greife an
Platzen einer straff gespannten Saite ähnelte. Eine Granate hatte die Tragfläche meiner Maschine durchschlagen.
Meine Gedanken arbeiteten sehr schnell. Ich rechnete aus, daß die Zeit, die für unseren Patrouillenflug festgesetzt war, erst in fünfzehn Minuten um war. Ich mußte also durchhalten. Muchin teilte ich durch Funkspruch mit: „Alles in Ordnung, Wassja!"
Ich beobachtete den Luftraum und lauschte dem „Atem" meiner „La-5". Wieder dachte ich dankbar an die Schöpfer dieser haltbaren und zuverlässigen Maschine.
Wir hatten unsere Pflicht getan und wurden von anderen Kameraden abgelöst. Der Gegner ließ sich nicht sehen, und meine Staffel kehrte vollzählig nach Hause zurück.
Auf dem Flugplatz analysierte ich eingehend den Kampf meiner Rotte. Den Tiefflug und den Flug in geringer Höhe unter ungünstigen Wetterverhältnissen hatte ich damals, besonders im Verbandfliegen, noch nicht so oft angewandt. Ich erläuterte den Fliegern, daß man unter so schwierigen Verhältnissen ganz besonders exakt, einig und wachsam handeln muß, da unter diesen Bedingungen ein plötzliches Erscheinen des Gegners viel wahrscheinlicher ist als unter normalen Verhältnissen. Ich erklärte, daß man aufpassen muß, um nicht in die Erde zu jagen, und daß man geschickte Flaktäuschungsmanöver ausführen muß.
Dieser Flug war für mich gleichsam der Anfang einer weitgehenden Anwendung des Luftkampfes in geringer Höhe.
WIR WERDEN MEISTER
Die Flugbesprechungen, die unser Kommodore regelmäßig durchführte, waren mir von großem Nutzen. Ich hörte aufmerksam zu, wenn meine Regimentskameraden die Taktik des Feindes ihrer eigenen Kampftaktik gegenüberstellten, zog Schlußfolgerungen und malte die Schemata der lehrreichsten Angriffe in mein Notizbuch. So sammelte ich Erfahrung und erweiterte mein Können.
Wir lernten nicht nur von den erfahrenen, sondern auch von den jungen Fliegern, denn von jedem konnte man etwas lernen.
Kirill Jewstignejew handelte im Luftkampf meisterhaft und kühn. Mir war es noch nie gelungen, zusammen mit ihm aufzusteigen, denn gewöhnlich lösten unsere Staffeln einander ab. Doch an einem Oktobertage des Jahres 1943 starteten wir gemeinsam, jeder von uns beiden mit einer Vierergruppe. Wir hatten die Aufgabe, die Erdtruppen im Gebiet des Brückenkopfes aus der Luft zu decken. über der Frontlinie kam es zu einem Kampf - wir zwangen ihn dem Gegner auf - mit zwölf „Messerschmitts". Der Feind verlor rasch seinen Höhenvorteil. Nach wenigen Minuten kippte die erste Feindmaschine brennend ab. Ich hatte sie abgeschossen, indem ich sie aus nächster Nähe unter Feuer genommen hatte. Kirill schickte eine andere Feindmaschine in die Tiefe.
Von allen Seiten griffen die Gegner an. Unsere Flieger kämpften organisiert und vorbildlich, sie flogen rottenweise und deckten sich gegenseitig.
Ich rief den Fliegern meiner Gruppe durch den Funk zu: „So ist's richtig, Adler! Schlagt sie! Drauf!"
Ich wußte aus eigener Erfahrung, wie dieses kurze Kommando aufmunterte.
Brysgalow schoß eine weitere Feindmaschine ab. Als die Deutschen drei Flugzeuge verloren hatten und unserem Druck nicht mehr standhalten konnten, flohen sie nach Westen, ohne eine unserer Maschinen abgeschossen zu haben. Der Kampf hatte dreißig Minuten gedauert.
Unsere Achtergruppe erhielt vom Kommando eine Anerkennung.
IM BRENNENDEN FLUGZEUG
Der Gegner zog immer neue Streitkräfte an den Dnepr heran. Er hoffte, uns an diesem natürlichen Verteidigungsgürtel aufhalten zu können. Aber die sowjetischen Erdtruppen erweiterten den Brückenkopf auf dem Westufer des Flusses. Unsere Jagdflieger deckten sie von oben. Kühn griffen sie den Feind in der Luft an und zwangen ihn, das Schlachtfeld zu verlassen. Die sowjetischen Schlacht- und Bombenflieger vernichteten aus der Luft die Truppen und das Kriegsgerät des Feindes.
Die Kämpfe wurden immer erbitterter. - Besonders erinnere ich mich des 12. Oktober 1943. Ich hatte mit meiner Gruppe schon mehrere Feindflüge ausgeführt und in zwei schweren Luftkämpfen zwei feindliche Flugzeuge abgeschossen. Ich schickte mich gerade an, etwas auszuruhen, als mir wieder befohlen wurde, mit meiner Gruppe aufzusteigen, um die Dnepr-Übergänge zu decken.
In dem Kopfhörer vernahm ich ab und zu das Kommando: „Verfolgen und schlagen Sie den Feind!" In der Ferne tauchte eine Gruppe feindlicher Sturzkampfflugzeuge auf. Wir jagten zwischen sie und brachten ihre Gefechtsordnung durcheinander.
Eins der
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