Ich greife an
es still; aber unten, nordwestlich von Kriwoi Rog, tobten heiße Kämpfe. Ich hörte, wie man uns von der Erde durch Funk zurief: „Falken! Falken! Nördlich von Kriwoi Rog bombardiert der Gegner aus fünfhundert Meter Höhe unsere Truppen."
Ich verständigte Muchin, und wir flogen den feindlichen Sturzkampfbombern, einem Pulk von dreißig Maschinen, entgegen.
Auf der Erde sah ich Rauchsäulen und Bombeneinschläge. Über den Bombern kreisten acht deutsche Jagdflugzeuge. Ich nahm mir vor, die gleiche Methode anzuwenden, die mir am Dnepr geholfen hatte, als ich ganz allein in der Luft geblieben war. Hatte ich damals auch keine feindlichen Jäger über mir gehabt, so war ich jetzt nicht allein, sondern hatte einen zuverlässigen „Schild" - meinen erprobten Rottenhund. Ich drehte auf die Bomber zu und jagte, nachdem ich das Kommando „Wir greifen an!" gegeben hatte, mitten zwischen die „Junkers". Die Plötzlichkeit des Angriffs verwirrte die feindlichen Flieger. Sie begannen, sich zu einem Verteidigungsring zu ordnen. Aber offenbar erhielten sie von der Erde den Befehl, die Bombardierung fortzusetzen, denn einige Flieger schickten sich bereits an, unsere Erdtruppen im Sturzflug anzugreifen. Blitzschnell die Lage erfassend, entschloß ich mich, eine „Junkers" anzugreifen und sie nach Möglichkeit abzuschießen. Ich wußte aus Erfahrung, wie das auf die Nerven der faschistischen Flieger wirkt. Hatte man erst einmal einen Feind abgeschossen, so war dann auch den anderen der Hochmut vergangen.
Die feindlichen Jäger preschten hin und her, aber sie konnten uns nicht ausfindig machen, da wir in der Masse der Sturzkampfflugzeuge verschwanden.
Ich stürzte mich auf eine „Ju 87", die noch nicht zum Sturzflug angesetzt hatte, und eröffnete das Feuer. Die Feindmaschine ging in Flammen auf und verschwand in der Tiefe. Meine Rechnung ging auf; die übrigen feindlichen Flugzeuge gingen tiefer und flohen nach Westen. Wir konnten sie nicht verfolgen, denn jetzt hatten wir acht Jäger „auf dem Halse". Ich erinnerte mich eines Falles bei Rogani. Wir waren damals ebenfalls zu zweit gewesen, und die feindlichen Flieger waren uns zahlenmäßig noch überlegener als jetzt. Ich rief Muchin zu: „Wassja, decke mich und paß auf!"
Uns der Angriffe erwehrend, gingen wir zum Tiefflug über, schüttelten den Gegner ab und landeten bald darauf wohlbehalten auf unserem Flugplatz. Obgleich wir völlig unerwartet aufsteigen mußten, hatten wir den Auftrag erfüllt. Unsere Einigkeit und das Vermögen, einen plötzlichen, tollkühnen Angriff zu fliegen, hatten uns geholfen, aus diesem Kampf als Sieger hervorzugehen.
Zwei Stunden später klärte sich das Wetter auf. Ich erhielt den Auftrag, mit einer Gruppe von sechs Flugzeugen die Erdtruppen im Raum von Kriwoi Rog zu decken.
Wir starteten und stiegen 3500 Meter hoch. Als wir uns dem Flugziel näherten, richtete eine Erdfunkstelle unsere Aufmerksamkeit auf eine Gruppe von zwölf „Heinkel"-Bombern. Sie flogen ohne Jagdschutz und drangen in unser Gebiet ein. Wir erhielten den Befehl, sie anzugreifen. Die „Heinkel" flogen in 5000 Meter Höhe in geschlossener Gefechtsordnung. Wir stiegen auf 5500 Meter Höhe.
Da ich die starke Bestückung der „He 111" kannte, beschloß ich, den Pulk mit der gesamten Gruppe von verschiedenen Seiten gleichzeitig anzugreifen, um die Gefechtsordnung der feindlichen Flugzeuge auseinanderzusprengen. Ich befahl: „Rotte Brysgalow greift die hinterste Kette an. Ich greife mit vier Maschinen die Führerkette an!"
Die Flieger meiner Gruppe stürzten sich kühn auf den Feind.
Die feindlichen Flugzeuge schlossen in ihrer Gefechtsordnung noch dichter auf. Ich griff die Führerkette von der Seite an, aber meine Maschine wurde von den nachfolgenden Ketten unter schweres Feuer genommen. Die Geschoßgarben zwangen mich, das Flugzeug jäh zur Seite zu reißen. Aber nein, ich durfte den Feind nicht weiterfliegen lassen! Schon im nächsten Augenblick ging ich in eine steile Kehrtkurve. Ich wußte nicht, wohin die „Heinkel" flogen, aber es war deutlich zu erkennen, daß die Deutschen die Absicht hatten, irgendein Objekt, vielleicht sogar unseren Flugplatz, mit Bomben zu belegen.
Wohin fliegen die Schurken? dachte ich.
Als wollte sie meine Frage beantworten, drehte die Führermaschine des feindlichen Bomberpulks auf eine kleine Ortschaft zu, in der meines Wissens der sowjetische Armeestab untergebracht war. Der Anflug des Feindes mußte unter allen Umständen
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