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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Mischa Nikitins mit. Kaum hatte mein Mechaniker Mischa Nikitin gesagt, als auch schon mein „Nichtsnutz” — wie immer mit den Armen fuchtelnd — auf mich zugerannt kam.
    Er nahm Haltung an und meldete vorschriftsmäßig. Aber ich hörte ihn gar nicht bis zu Ende an, sondern umarmte ihn, und wir erdrückten fast einander.
    „Bist du heil und unbeschädigt? Was macht deine Gesundheit? Wo warst du? - Laß dich doch erst mal richtig ansehen! Du hast dich fast nicht verändert. Etwas magerer bist du geworden, dafür aber auch männlicher", so redete ich auf ihn ein.
    Die anderen Flieger umringten uns. Alle überschütteten Nikitin mit Fragen.
    Am meisten von allen freute sich Pascha Brysgalow, denn schließlich war ja sein Busenfreund zurückgekehrt!
    Wir gingen in den Unterstand und setzten uns rund um den geheizten Ofen. Mischa setzte sich mir gegenüber und berichtete. Er sprach rasch, gestikulierte nervös und verschluckte die Worte vor Aufregung: „Als wir den Aufklärer begleiteten, Genosse Kommandeur, ließ ich mich hinreißen und beging einen unverzeihlichen Fehler. Ich war zu hitzig, wollte meine Abschußzahl erhöhen und mußte schwer dafür büßen. Als ich auf der Erde wieder zu mir kam, habt ihr noch gegen den Feind gekämpft. Ich wollte aufstehen, brach aber vor Schmerzen zusammen. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß ich mich auf feindlichem Gebiet befand. Ich kann einfach nicht wiedergeben, wie mir zumute war. Ich lag zwischen den Trümmern meiner Maschine. Als ich meinen Körper abtastete, stellte ich fest, daß ich mit Prellungen davongekommen war. Mühsam erhob ich mich wieder. Ich wollte mich unter allen Umständen zu den Unseren durchschlagen. Nachdem ich meine Papiere vernichtet hatte, versuchte ich, den nahe gelegenen Wald zu erreichen. Das Gehen verursachte so starke Schmerzen, daß ich kriechen mußte. Mir war schwindlig und übel. Ich verlor die Besinnung. Als ich wieder aufwachte, war ich von Deutschen umgeben. Sie brachten mich nach Dnepropetrowsk in ein Kriegsgefangenenlager. Wie haben uns die verfluchten Faschisten verhöhnt! Einer von ihnen, ein rothaariger Bursche, hatte es besonders auf mich abgesehen. Der Hunger war nicht so qualvoll wie die Erniedrigung. Wir wurden geschlagen. Am liebsten hätte ich mich auf den rothaarigen Faschisten gestürzt, dessen gemeine, hämische Fratze mich bis zur Tollwut reizte. Doch ich beherrschte mich, weil ich wußte, daß ich alles tun mußte, um zu meiner Kampfgemeinschaft zurückzukehren. Man erklärte uns, daß wir erschossen würden. Aber nicht das lag mir wie ein Alp auf der Brust. Mich bedrückte, daß ich mich nicht rächen konnte. Ich dachte ständig an euch, an meinen Vater und meine Mutter. Mir kamen auch Selbstmordgedanken.
    Zusammen mit einigen Kameraden versuchte ich zu fliehen. Der erste Versuch mißlang, auch der zweite schlug fehl. Die Faschisten ließen uns nach wie vor hungern. Dann transportierten sie uns ab, wie sich später herausstellte, nach Proskurow. Und auf dem Wege dorthin gelang uns endlich die Flucht. In der Nacht sprangen wir aus dem mit voller Geschwindigkeit fahrenden Zug. Ich weiß selbst nicht, woher ich die Kräfte nahm! Wir flüchteten in den Wald, durch den die Bahnstrecke gerade führte. Partisanen hielten uns an. Ich weinte vor Glück, und ich schämte mich nicht, das einzugestehen. Ich lag einige Tage in einer Erdhütte und wurde gepflegt und behandelt. Als ich wieder zu Kräften gekommen war, nahm ich an den Kämpfen teil. Meine neuen Freunde waren hervorragende Menschen, glühende Patrioten, aber ich sehnte mich unsagbar nach euch, nach der Einheit, ich wollte wieder fliegen. Und eines Tages sagte der Kommandeur zu mir: ,Wir lassen dich nicht gern fort, aber dein Platz ist nun einmal bei den Jagdfliegern!' Ich wußte nicht, wie ich ihm danken sollte. - Mit einem Flugzeug wurde ich auf sowjetisches Gebiet gebracht, und nun bin ich zu Hause!"
    Mischa trank mit einem Zug einen Krug Wasser aus. Wir schwiegen einige Sekunden.
    Plötzlich ertönte das Startsignal. Wir sprangen auf. Nikitins Augen glänzten, flehend sah er mich an. Ich trat zu ihm:
    „Hast du das Fliegen nicht verlernt, Mischa? Ruh dich heute erst einmal aus, morgen wirst du mit uns aufsteigen!"
    Am nächsten Tage startete meine einträchtige Sechserstaffel zum Feindflug. Auch Nikitin flog mit. Kühn zwang er dem Feind den Kampf auf. Ich beobachtete seine Aktionen und rief ihm bisweilen durch den Funk zu:
    „Mischa, nicht zu hitzig, immer

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