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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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einen großen gußeisernen Topf voll heißer, zerkochter Kartoffeln vor mich hin und sagte: „So, nun werden wir dich heilen, mein Söhnchen! Neige dich mit dem kranken Ohr über den Dampf."
    Dann deckte sie mir ein warmes Tuch über den Kopf. So saß ich fünf Minuten. Der Schweiß rann in Strömen, und ich keuchte. „Über Ihrem Topf kann man sich kochen lassen, Mütterchen."
    „Ach was, hab nur Geduld, gleich wird dir besser werden."
    Und in der Tat, mir wurde wohler.
    Die Alte saß neben mir und erzählte langsam: „Mein Sohn ist auch Soldat. Ich warte schon lange auf ein Briefchen von ihm. Als ihr kamt, dachte ich schon, er wäre es."
    Die Alte seufzte schwer, zog das Tuch zurecht und fuhr fort:
    „Die bösen Faschisten haben viele von uns gequält. Sie haben sie in die Gefangenschaft, in die Sklaverei verschleppt und aufgehängt. Sie haben uns nicht als Menschen angesehen. Unser Leben war schlechter als das eines Hundes. Sie haben uns schlimmer als das Vieh behandelt, die Verfluchten! Zu mir kam ein gemeiner Faschist und schrie mich an: ,Los, gib mir ein Huhn und Eier!' Aber sie hatten uns ja schon alles genommen. Der Faschist sah mich schief an und durchwühlte das ganze Haus. Als er sah, daß ich wirklich nichts hatte, ging er wieder. Als unsere Truppen heranrückten, legten sich die Faschisten hinter die Heuschober am Dorfrand. Es wurde geschossen, die Erde dröhnte. Der Feind wollte fliehen, doch es war schon zu spät. Die Faschisten wurden alle gefangengenommen. Das war ein Freude! Ich habe das Haus schon gescheuert und gewaschen, damit keine Spur von den Feinden zurückbleibt!"
    Nachdem die Alte einen Augenblick geschwiegen hatte, sagte sie: „So, mein Söhnchen, nun leg dich ins Bett!"
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich fast gesund. Die Kameraden besuchten mich und waren sehr erfreut, als sie sahen, daß ich nicht das Bett hütete. Sie dankten der alten Frau, der das offenbar sehr wohl tat, denn ihr gütiges, runzliges Gesicht verzog sich zu einem frohen Lächeln.
ÜBER DEM DNESTR
    Im Gefechtsstand empfing mich Olchowski. Nachdem er sich nach meinem Gesundheitszustand erkundigt hatte - ich sagte natürlich, daß alles in Ordnung sei —, teilte er mir mit: „Unsere Truppen erweitern den Brückenkopf auf dem rechten Ufer des Dnestr." Dann fügte er hinzu: „Sie haben die Aufgabe, mit ihrer Gruppe die DnestrÜbergänge im Raum von Jampol-Soroki zu decken."
    Als ich von dem neuen Sieg unserer Truppen hörte, war ich so glücklich, daß ich mich gänzlich gesund fühlte. Diese Begeisterung vor dem Start verdoppelte wie immer meine Kräfte.
    Im Stab wurde mir auf der Karte der Verlauf der Frontlinie gezeigt. Nachdem ich die erforderlichen Anweisungen erhalten hatte, instruierte ich meine Flieger.
    Und nun saß ich in der Maschine. Unter uns eine gleichförmige Landschaft. Der Schnee war fast völlig getaut. Überall sah man die Streifen der Schwarzerde und hier und da ein kleines Flüßchen. Deutlich hob sich eine Eisenbahnlinie ab, nach der man sich gut orientieren konnte.
    Wir flogen bis zu den Übergängen.
    Stellenweise war der Dnestr mit Rauch wie mit einem Vorhang bedeckt.
    Der Feind ließ nicht lange auf sich warten. Zwei Gruppen „Junkers", achtzehn Maschinen, schossen aus den Wolken. Wir mußten den Feind verwirren. Ich kurvte rasch ein und führte meine Gruppe zum Angriff.
    Ich setzte mich an das Heck einer Feindmaschine und eröffnete das Feuer. Der feindliche Bomber ging in Flammen auf. Einer meiner Jungs rief mir durch den Funk zu: „Fertig!" Die übrigen „Junkers" entflohen. Wir blieben zurück. Ich sah, daß sich die faschistischen Bomber, weit entfernt von uns, über den Stellungen ihrer eigenen Truppen, wieder zur Gefechtsordnung zusammenschlossen. Offenbar hatten sie durch Funk den Befehl bekommen, zurückzukehren und ihren Auftrag zu erledigen. Mich verlangte es, sie erneut anzugreifen, aber ich durfte die Übergänge nicht ohne Deckung lassen. Und plötzlich vernahm ich, gleichsam als Antwort auf diese Überlegung, mein Rufzeichen. Ich erkannte die Stimme des Kommodore: „Jäger einunddreißig! Jäger einunddreißig! Den Gegner vollends vertreiben!"
    Ich befahl meiner Gruppe anzugreifen. Wir jagten in rasendem Tiefflug den „Junkers" entgegen. Die Faschisten machten sich rasch aus dem Staube, so daß wir ihnen nur einen kleinen Schreck einjagen konnten und dann ruhig zu den Übergängen zurückkehrten. Dies war ein großer moralischer Sieg über den Feind, der

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